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Vereinnahmung und Widerständigkeit: Anmerkungen zu den Kritischen Theorien von Kultur(industrie)

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Handbuch Kritische Theorie

Part of the book series: Springer Reference Sozialwissenschaften ((SRS))

Zusammenfassung

In diesem Beitrag werden die verschiedenen Positionen und Debatten der Älteren Kritischen Theorie (namentlich die von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Siegfried Kracauer, Leo Löwenthal, Herbert Marcuse) nachgezeichnet und diskutiert. Dabei wird nach den Möglichkeiten gefragt, wie Kulturindustrie-Theorie in ihren unterschiedlichen Ausprägungen für die Analyse der gegenwärtig herrschenden Bedingungen aktualisiert werden kann. Bei allen, zum Teil heftig geführten Auseinandersetzungen, die die Protagonisten der Kritischen Theorie um eine adäquate Theorie von Kultur(industrie) ausgefochten haben, bleibt die gemeinsame Klammer das Bestehen auf einer ideologiekritischen Deutung von Kultur im Rahmen einer Produktionsweise. „Aufklärung als Massenbetrug“ ist für die verschiedenen Varianten der kapitalistischen Produktionsweise eine Formel, die passend geblieben ist.

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Notes

  1. 1.

    Es handelt sich um die Anmerkungen Horkheimers in einer frühen Version des Kulturindustrie-Kapitels der Dialektik der Aufklärung. Schon in Horkheimers „Neue Kunst und Massenkultur“ (Horkheimer 1941, S. 435) kommt (in der deutschen Übersetzung) der Begriff „Kulturindustrie“ vor. Dieser Aufsatz gehört zu den Arbeiten Horkheimers, in denen einzelne Motive schon vorkommen, die dann im Kulturindustrie-Kapitel der Dialektik der Aufklärung ausgearbeitet worden sind.

  2. 2.

    Walter Benjamin, insbesondere der Aufsatz „Über das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (Benjamin 1936) hätte in diesem Zusammenhang eine kritische Würdigung verdient. Er wird häufig so gelesen, als würde Benjamin den Verlust der Aura beklagen, während, so meine Interpretation, er mit „technischer Reproduzierbarkeit“ die Chancen einer distanzierten, kritischen Rezeption, Potentiale einer politisierten Kunstrezeption, aber auch Gefahren einer Ästhetisierung von Politik (durch die Nazis) auslotet. Dabei verkennt er, dass die technische Reproduzierbarkeit, dass Kulturindustrie „Aura“ nicht abschafft, sondern zum allgegenwärtigen Phänomen macht. Vgl. dazu genauer Resch (2000). Dass „l’art pour l’art“ kulturindustriell vereinnahmt ist, daran lässt er an anderer Stelle keinen Zweifel: „Dieser Parole entspringt die Konzeption des Gesamtkunstwerks, das versucht, die Kunst gegen die Entwicklung der Technik abzudichten. Die Weihe, mit der es sich zelebriert, ist das Pendant der Zerstreuung, die die Ware verklärt. Beide abstrahieren vom gesellschaftlichen Dasein des Menschen. Baudelaire unterliegt der Betörung Wagners.“ (Benjamin 1935, S. 181)

  3. 3.

    Steinert (1992/2003) hat eine solche Kritik für den Jazz und im Unterschied zu Adornos Verständnis davon herausgearbeitet. Auch mit dem Surrealismus hat sich Adorno aus dem gleichen Grund schwer getan. Das ironische Spiel mit dem Publikum, das die Dadaisten und Surrealisten getrieben haben, passt nicht zu Adornos Kunstbegriff, der „öffentliche Einsamkeit“, also die Nicht-Beachtung bis Abwendung vom Publikum als Kriterium für Autonomie enthält. Jede Orientierung an den Rezipienten gilt ihm als Schielen nach Verkäuflichkeit zulasten der Wahrheit und eines anzustrebenden Fortschritts der ästhetischen Produktionsmittel.

  4. 4.

    Dass Kracauer der kulturindustriellen Ästhetik im Unterschied zu Adorno einiges abgewinnen kann, zeigt sich nicht zuletzt in seinem kleinen Aufsatz (13 Seiten) „Das Ornament der Masse“ (zuerst veröffentlicht 1927 in der Frankfurter Zeitung). Das gleichnamige Buch, in dem Essays versammelt sind, widmet er Adorno. Zwischen den Tillergirls (einer Tanz- und Showgruppe) und Fabrikarbeit zieht er eine Analogie, die in der ästhetischen Überlegung kulminiert, dass das Massenornament dem Realitätsgrad nach über den künstlerischen Produktionen stehe, die abgelegene höhere Gefühle in vergangenen Formen nachzüchten (Kracauer 1963, S. 54 f.). Adorno war Avantgardist – nachgezüchtete Formen hat er immer kritisiert, die kulturindustriellen Entsprechungen in den Künsten zum Kapitalismus allerdings auch. Kracauer verwendet das Ornament der Masse, um die fordistische Ratio zu kritisieren. Sein Plädoyer gilt der Vernunft (gegen die mythologische Aufwertung von Natur, wie sie sich im Ornament der Masse manifestiere und als Kritik der instrumentellen Vernunft).

  5. 5.

    „Teddie“ war die Anrede, die Kracauer in den Briefen an Adorno verwendete.

  6. 6.

    Ernst Křenek, der das Buch zweimal besprochen hat, kommt unter dem Titel Musikerbiographie ohne Musik zum gleichen Ergebnis, ist im Duktus aber deutlich zurückhaltender. Adornos Verriss, so könnte man es formulieren, ist „überdeterminiert“, neben der Sache schwingt in diesem Brief Persönliches mit. Karsten Witte, der in der Suhrkamp-Taschenbuchausgabe von 1994 das Nachwort geschrieben hat, referiert Kritiken auf den Seiten 366 ff.

  7. 7.

    Karsten Witte zitiert im schon erwähnten Nachwort diese Einschätzung Kracauers. Die Briefe, die er zusammenfasst, sind an Ernst Bloch, Leo Löwenthal und Friedrich T. Gubler adressiert. (Witte 1994, S. 363 f.) In den Briefen an Adorno vermisst man derartige Passagen.

  8. 8.

    Offenbach (und Johann Strauß) rettet Adorno in seiner Vorlesung über „Leichte Musik“: „Bei Offenbach verband höchst originelle und doppelbödige Erfindung, bunte Phantasie, glücklich leichte Hand sich mit Texten, an deren sinnvollem Unsinn die Liebe von Karl Kraus entflammen durfte. Bei Johann Strauß, dessen eigentliche Kompositionsbegabung vielleicht die Offenbachs noch übertraf – wie genial ist das Thema des Kaiserwalzers wider das Gefälle des Walzerschemas erfunden –, kündigt der Niedergang sich an in den abgeschmackten Libretti (…).“ (Adorno 1962, S. 200) Benjamin (1935, S. 177) formuliert dagegen lakonisch: „Offenbach schreibt dem Pariser Leben den Rhythmus vor. Die Operette ist die ironische Utopie einer dauernden Herrschaft des Kapitals.“

  9. 9.

    Für die Malerei ist die Studie von Chu (2007) aufschlussreich, in der an vielen Beispielen ausgeführt wird, wie Gustave Courbet Selbstdarstellung inszeniert und kulturindustrielle Vorgaben zugleich unterläuft. Kulturindustrie in ihrer Erscheinungsform im 19. Jahrhundert, in der liberalen Phase des Kapitalismus bietet einiges an Erkenntnissen, die sinnvoll ergänzen, was im Fordismus, in der Hoch-Zeit von Kulturindustrie dann bis zur Kenntlichkeit entstellt, sichtbar wird und sich im gegenwärtigen Neoliberalismus noch einmal erweitert hat.

  10. 10.

    Kracauers Arbeit über Offenbach kann mit Gewinn in die Tradition der französischen Aufklärung gestellt werden: Offenbach wird als jemand beschrieben, der mit den Herrschenden Hohn und Spott treibt. Voltaire und Diderot haben im Modus von Ironie Aufklärung betrieben. Bei Horkheimer und Adorno ist von den französischen Aufklärern de Sade derjenige, der prominent behandelt wird – zwar auch ein Kritiker der herrschenden Unmoral, aber einer, der zynisch den Erfolg dieser Strategie konstatiert/seziert. Es gibt eben keine aufgeklärte Moral. Die Dialektik der Aufklärung, die Horkheimer und Adorno analysieren, kritisiert die angelsächsische Variante von Aufklärung: instrumentelle Projektemacherei im vermeintlichen Dienste der Menschheit. Die deutsche Version, die neben Anerkennung vor allen Dingen Reflexivität hochgezüchtet hat, setzen sie als Kritik der instrumentellen Vernunft im Namen einer „wahren“ Vernunft fort. (Vgl. zu den verschiedenen Aufklärungen Steinert 2007)

  11. 11.

    Was die Wissenschaft anbelangt, heißt das Stichwort der Kritischen Theorie dafür „Positivismus“. Argumente und Denkmodelle, die gegen „traditionelle Theorie“ geführt werden, mit denen zu vergleichen, wie Kulturindustrie kritisiert wird, wäre eine wünschenswerte Studie. Dass positivistische Wissenschaft wie Kulturindustrie Realität nur abbildet und damit verdoppelt, was sie als „schlechte Wirklichkeit“ vorfindet, ist nur die offensichtlichste Übereinstimmung. Für eine Theorie von „kulturindustrieller Wissenschaft“ wäre ein solcher Überblick ein nützliches Unterfangen. Vgl. dazu auch Martin und Resch 2014 (Hrsg.), wo die Autorinnen und Autoren verschiedene Haltungen zur Kulturindustrie reflektieren, die in Produktion, Vermittlung und Rezeption von Sozialwissenschaft, in theoretischen und empirischen Arbeiten insbesondere nach der Bologna-Reform auffällig sind.

  12. 12.

    Kracauers Untersuchung Totalitäre Propaganda (Kracauers 1937b) spielt in der Rezeption der Kritischen Theorie kaum eine Rolle. Er bezieht sich in den theoretischen Teilen seiner Beschreibung der Mechanismen, derer sich der italienische Faschismus und deutsche Nationalsozialismus bedient haben, mehrmals auf Horkheimers Aufsatz. In einem Gutachten lässt Adorno, dieses Mal ohne dass Kracauer dieses Gutachten zugeschickt bekommen hätte, kaum ein gutes Haar an dieser Studie. (Kracauer Werke, Band 2.2, S. 821 ff.)

  13. 13.

    Wenn man das Konzept aus der Berufspolitik in andere Bereiche überträgt, ist es sinnvoll von „strukturellem Populismus“ zu reden, der andere Sparten von Kulturindustrie auszeichnet (vgl. Steinert 1998). Cremer-Schäfer und Steinert (1998) haben Wissenschaft, genauer die Kriminologie als populistische kritisiert.

  14. 14.

    An dieser Stelle ist es angebracht, an den Essay von Herbert Marcuse „Repressive Toleranz“ (1965) zu erinnern, den Marcuse den Studenten der Brandeis University zueignet. Er argumentiert dort, dass die Medien die Informationen, die einem autonomen Denken vorausgesetzt wären, überhaupt nicht zur Verfügung stellen. Er zeigt, wie in Demokratien „Toleranz“ zur Aufrechterhaltung der repressiven Gesellschaft dient, sie werde im Dienste von Herrschaft ausgeübt und dulde die etablierte Politik. Bedingungen, in denen Toleranz eine befreiende und humanisierende Kraft sein könnte, müssten erst geschaffen werden – im Zweifelsfall gewaltförmig. Repressive Toleranz wird zur populistischen Technik – und wäre für gegenwärtigen Populismus als Strategie zu untersuchen. In den Minima Moralia im Aphorismus „Melange“ argumentiert Adorno gegen die „unitarische Toleranz“. „(…) den besseren Zustand denken aber als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann“ – nicht als Gleichheit aller Menschen. (Adorno 1944–47, S. 116)

  15. 15.

    Dass Alexander Kluge und Oskar Negt (1972) in Kritik dieser Untersuchung früh eine Studie zur proletarischen Öffentlichkeit vorgelegt haben, ist inzwischen hinreichend bekannt und muss hier nicht eingehend behandelt werden. Auf diese Kritik, wie auch auf die Untersuchung von Edward P. Thompson (1963), geht Habermas in seinem Vorwort zur Neuauflage (1990) ein.

  16. 16.

    1990 im Vorwort zur Neuauflage heißt es unter anderem, dass sie sehr stark von Adornos Theorie der Massenkultur geprägt sei. (Habermas 1990, S. 29) Den theoretischen Rahmen, den er jetzt bevorzugt, hat er in der Theorie des kommunikativen Handels entwickelt und der macht ihn zuversichtlicher (nicht zuletzt unter Bezug auf empirische Untersuchungen von Rezeptionen, wie sie von den Cultural Studies durchgeführt wurden), dass auch unter kulturindustriellen Bedingungen Kritik und vernünftige Diskussionen möglich seien.

  17. 17.

    Neuerdings bezieht sich Sighard Neckel (2013) auf „Refeudalisierung“, wie sie Habermas in Strukturwandel der Öffentlichkeit entwickelt hat, um den gegenwärtigen Kapitalismus zu beschreiben. Neckel konzentriert sich dabei auf die Organisationsprinzipien der Ökonomie und weniger, worauf Habermas seinerzeit den Schwerpunkt gelegt hat, die Aushöhlung demokratischer Institutionen. Wenn man den Einfluss bedenkt, den Politikberatung und Lobbyismus in den letzten beiden Jahrzehnten erreicht haben, lässt sich durchaus ein „Fortschritt“ an nicht-demokratisch legitimierter Politik konstatieren. (Vgl. dazu genauer Resch 2005, S. 208–226)

  18. 18.

    Stuart Hall (1980) legt zwei Jahrzehnte später einen programmatischen Aufsatz vor, der dann für viele Rezeptionsstudien den Ausgangspunkt bildet. Er unterscheidet am Beispiel von Nachrichten drei hypothetische Positionen der Rezeption: 1) „preferred readings“, 2) „negotiated readings“ und 3) „oppositional readings“. In der ersten Lesart realisiere sich das Angebot, die zweite stimme dem nahegebrachten Anliegen grundsätzlich zu, widerspreche aber, wenn eigene Interessen betroffen seien und man über eigene Erfahrungen verfüge, und die oppositionelle Lesart identifiziere die Nachricht als partikulares Klasseninteresse, das als allgemeines formuliert werde.

  19. 19.

    Cultural Studies waren in Großbritannien wohl auch plausibel, weil es dort eine Arbeiterkultur gab, die erst später, unter der Thatcher-Regierung wirtschaftlich und politisch sowie unter Einsatz von Gewalt geschwächt wurde (Stichwort Bergarbeiterstreik). In Deutschland dagegen wurde diese schon im Nationalsozialismus aufgelöst und die Arbeiterschaft ließ sich leicht vereinnahmen. Damit drängten sich andere Fragen auf als die der Widerständigkeit „von unten“.

  20. 20.

    Es spricht für lebendige Debatten, dass der Vorwurf, Cultural Studies betrieben zunehmend „cultural populism“ aus ihren eigenen Reihen erhoben wurde. (McGuigan 1992) McGuigan bedauert es auch, dass die Kritische Theorie vorschnell ad acta gelegt wurde.

  21. 21.

    Zur Entwicklung und Rezeption der Cultural Studies zu verschiedenen historischen Zeitpunkten und in verschiedenen Ländern (GB, USA und D) vgl. genauer Resch 1999, S. 94–129.

  22. 22.

    In meiner Untersuchung (1999) habe ich genau das versucht. Dabei zeigt sich, dass Hochkultur als Gelegenheit für Selbstdarstellungen und Konkurrenzen der Gebildeten genutzt wird, während Populärkultur verwendet wird, um Zugehörigkeit zu zelebrieren.

  23. 23.

    Bei aller Kritik an Peter Bürgers Theorie der Avantgarde (1974), die ich 1999 durch eine genaue Re-Interpretation seiner Beispiele vorgelegt habe, machte genau dieses Anliegen, Kunst nicht von vornherein kategorisch abzulehnen, das schmale Büchlein seinerzeit so brisant und für Debatten über eine materialistische Ästhetik wichtig.

  24. 24.

    In Triebstruktur und Gesellschaft (dt.: Marcuse 1957) hat Marcuse dieses Motiv in seiner Beschäftigung mit Freuds Das Unbehagen in der Kultur genau ausgearbeitet: Bekanntlich hat Freud von notwendiger (Trieb-) Unterdrückung als Bedingung der Möglichkeit von Kultur und Zusammenleben gesprochen. Marcuse wird dieses Realitätsprinzip verdoppeln: in notwendige Unterdrückung, wie von Freud vorgeschlagen, und zusätzliche Unterdrückung, die der jeweils historisch-konkreten Herrschaft geschuldet ist und in einer befreiten Gesellschaft abgeschafft sein würde.

  25. 25.

    Dieses Motiv ist für das Denken von Walter Benjamin zentral. Wir kennen es etwa aus der Interpretation des Bildes „Angelus Novus“ von Paul Klee. Der Engel hat sein Antlitz der Vergangenheit zugewendet, die er als eine einzige Katastrophe sieht, „die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen“. Es gelingt ihm nicht, ein Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft und der Trümmerhaufen wächst immer weiter. Dieser Sturm, so Benjamin, ist das, was wir Fortschritt nennen. (Benjamin 1940, S. 255) Bezogen auf die Kultur schreibt er: „Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.“ (Benjamin 1940, S. 254)

  26. 26.

    Das ist auch in Der eindimensionale Mensch (dt.: Marcuse 1967) im Vergleich zur Dialektik der Aufklärung, als deren Fortsetzung, wenn nicht bessere Variante sie in der (amerikanischen) Rezeption gefeiert wurde, der Fall. Dieses Buch in der deutschen Rezeption kaum noch zur Kenntnis zu nehmen, unterschätzt freilich auch den Erkenntnisgewinn, den es bietet. Tatjana Freytag (2008) gehört zu den Ausnahmen, die eine Aktualisierung für die neoliberale Variante von Kapitalismus vorgelegt hat.

  27. 27.

    Susanne Martin (2013) ist daher zuzustimmen, wenn sie darauf besteht, dass die nonkonformistischen Intellektuellen, insbesondere Adorno, die Haltung der „öffentlichen Einsamkeit“ repräsentieren – sosehr er sich auch auf Kulturindustrie, etwa in Form von Rundfunkvorträgen eingelassen hat. Seine Zuhörer bleiben im Unterschied zu Marcuse unbestimmt, er erteilt keine theoretischen Lektionen zum Überdenken der politischen Praxis an „sympathische Akteure“, sondern analysiert die Widersprüche, wie er sie wahrnimmt und dann begrifflich fasst.

  28. 28.

    Einige Aufsätze in Martin und Resch (2014) beschäftigen sich damit, insbesondere der von Kendra Briken (2014).

  29. 29.

    Alex Demirović (2002) bearbeitet das Verständnis von Intellektuellen und Kultur in der Kritischen Theorie und bei Gramsci. Er tut das in Rekurs auf die Cultural Studies, für die die Hegemonie-Theorie von Gramsci zunehmend wichtig wurde, während die Kritischen Theoretiker als „elitär“ abgewertet wurden und stellt verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen Gramsci und Adorno heraus.

  30. 30.

    In „Das Schema der Massenkultur“ hat Adorno (1942) das selbst getan. Das Manuskript fand sich im Nachlass, es wurde 1942 abgeschlossen und dann nicht mehr bearbeitet.

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Resch, C. (2016). Vereinnahmung und Widerständigkeit: Anmerkungen zu den Kritischen Theorien von Kultur(industrie). In: Bittlingmayer, U., Demirovic, A., Freytag, T. (eds) Handbuch Kritische Theorie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12707-7_62-1

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