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Die Schweiz als Vorreiter bei internationalen Umweltproblemen: Chancen und Risiken

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Schweizerische Umweltpolitik im internationalen Kontext

Part of the book series: Themenhefte ((SPPU))

Zusammenfassung

Die Arbeit im Rahmen des koordinierten Projekts ‘Internationaler Kontext der schweizerischen Umweltpolitik’ ging von drei in Abschnitt 1.4 erläuterten Fragestellungen aus, auf welche wenn auch nicht umfassende, so doch zumindest partielle Antworten gefunden werden konnten:

  1. (i)

    Es sollte untersucht werden, wie die internationale wirtschaftliche Verflechtung die Umweltentwicklung in der Schweiz beeinflusst, wobei — schon aufgrund der geographischen Lage der Schweiz — mögliche Auswirkungen der europäischen Integration hier im Vordergrund standen. Die dadurch für die Schweiz zu erwartenden zusätzlichen Belastungen sind aber, wie in Kapitel 2 gezeigt wurde, weitgehend unabhängig davon, ob die Schweiz irgendwann in der Zukunft Mitglied der Europäischen Union sein wird oder nicht. Was den Beitritt der Schweiz zur neuen Welthandelsorganisation (WTO) betrifft, so ergeben sich dadurch zwar zunächst Einschränkungen der Handelspolitik, die auch Rückwirkungen auf die nationale Umweltpolitik haben können. Andererseits beinhaltet das GATT/WTO-System bereits heute zahlreiche Regelungen, die eine aktive Umweltpolitik erlauben. Auch eröffnet die Fortentwicklung dieses Systems, wie in Kapitel 4 gezeigt wurde, viele Möglichkeiten für die Berücksichtigung ökologisch relevanter Gesichtspunkte im Rahmen der Welthandelsordnung. Gerade für Kleinstaaten wie die Schweiz bietet sich hier die Chance für eine aktive Mitgestaltung.

  2. (ii)

    Zweitens sollte an einem Beispiel der Frage nachgegangen werden, welche gesamtwirtschaftlichen und strukturellen Konsequenzen in der Schweiz aus Strategien zur Lösung globaler Umweltprobleme zu erwarten sind. Hierzu wurde in Kapitel 3 eine Abschätzung der möglichen Auswirkungen der vom Bundesrat vorgeschlagenen CO2-Abgabe unternommen. Dabei zeigte sich, dass die Einführung dieser Abgabe nur geringe wirtschaftliche Auswirkungen haben dürfte. Insofern ist die oft geäusserte Vermutung, hierdurch werde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz beeinträchtigt, kaum berechtigt. Allerdings sind auch die zu erwartenden ökologischen Auswirkungen eher marginal. Eine (ökologisch relevante) Bedeutung könnte die Umsetzung dieses Vorschlags jedoch unter einem anderen Gesichtspunkt bekommen: als Einstieg in ein ökologisch orientiertes Steuersystem.

  3. (iii)

    Drittens wurde gefragt, unter welchen Bedingungen und mittels welcher Mechanismen ein international koordiniertes Vorgehen souveräner Einzelstaaten im Bereich der Umweltpolitik möglich ist. Hierzu wurde in Kapitel 5 am Beispiel des Ozon-Regimes gezeigt, welche zentrale Rolle in diesem Zusammenhang der Druck der Öffentlichkeit sowie das Engagement nicht-staatlicher Umweltschutzorganisationen spielen. Dies gilt, worauf in Kapitel 6 nochmals explizit hingewiesen wurde, nicht nur für das Zustandekommen eines solchen Abkommens bis zu seiner Ratifizierung, sondern ebenso für deren Weiterentwicklung nach der Ratifizierung. Daneben stellt sich gerade in föderalen Staaten die Frage nach der nationalen Umsetzung internationaler Umweltschutzabkommen: Für die Schweiz wäre hier eine verbesserte innenpolitische Abstützung sowie ein stärkerer Einbezug der direkt betroffenen Kantone sowohl bei der Aushandlung als auch bei der Umsetzung solcher Abkommen erforderlich.

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Literatur

  1. In der Sprache der Spieltheorie, die ein analytisches Instrumentarium bereitstellt, um solche Situationen zu untersuchen, bedeutet ein Alleingang ein ‘nicht-kooperatives’ Verhalten eines Teilnehmers. Wie sich dies in bezug auf umweltpolitische Probleme auswirkt, ist inzwischen in einer ganzen Reihe von Arbeiten untersucht worden. Siehe z.B. M. Hoel (1991, 1992). Die folgenden Ausführungen zu den Konsequenzen eines Alleingangs beruhen wesentlich auf solchen spieltheoretischen Untersuchungen.

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  2. Insgesamt wird heute wohl die Klimaproblematik in den Vereinigten Staaten als weniger relevant betrachtet als in Europa. Siehe hierzu z.B. W. Kempton/P.P. Craig (1993).

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  3. Dass bei den Regierungen meistens auch ein fiskalisches Anliegen im Hintergrund steht, soll nicht verschwiegen werden. Andererseits dürften solche Abgaben nur dann Chancen auf eine Einführung haben, wenn sie aufkommensneutral sind. Dementsprechend dreht sich auch ein wesentlicher Teil der Diskussion um die Frage der Rückerstattung.

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  4. Diese Strategie, die unter dem Namen „Tit for Tat“ (Wie Du mir, so ich Dir) bekannt wurde, stammt von A. Rappoport und hat sich in Experimenten, die von R. Axelrod (1984) durchgeführt wurden, als ausserordentlich erfolgreich erwiesen.

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  5. Zum Umwelthaftungsrecht siehe allgemein G. Kirchgässner (1992); zum Vergleich zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Umwelthaftungsrecht G. Kirchgässner/K.A. Vallender (1994). Die japanischen Erfahrungen sind beschrieben in S. Tsuru/H. Weidner (1985).

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  6. Die Wirkungsweise der Umweltzertifikate ist bereits in den ersten Lehrbüchern der Umweltökonomie beschrieben, die zu Beginn der siebziger Jahre erschienen sind, wie z.B. B.S. Frey (1972). In der Schweiz hat sich vor allem H. Ch. Binswanger, in Deutschland H. Bonus für deren Einführung stark gemacht. (Siehe z.B. H. Bonus et al. (1983); H. Bonus (1985).) Zur neueren Entwicklung siehe z.B.: Umweltschutz mit der Unterstützung des Marktes: Bilanz des Handels von Schadstoff-Zertifikaten in den USA, Neue Zürcher Zeitung Nr. 304 vom 29. Dezember 1994, S. 23.

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  7. Handelbare Rechte gibt es allerdings auch in Island für Fischereiquoten. Siehe hierzu R. Amason (1989). — Zu den allgemeinen Erfahrungen mit Umweltzertifikaten siehe auch R.W. Hahn (1989) und C. Henry (1990).

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  8. Siehe hierzu z.B. die in T.H. Tietenberg ( 1985, S. 189) aufgezeigten Einsparungen, die sich in den Vereinigten Staaten aufgrund der Emission Tradings Policy ergaben.

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  9. Die einzige Abgabe in erheblicher Grössenordnung, die auch umweltrelevante Auswirkungen hat, ist der Treibstoffzoll bzw. die Mineralölsteuer. Wie ein einfacher Vergleich zwischen Amerika und Europa zeigt, haben die durch die höheren Steuern bzw. Zölle bewirkten höheren Treibstoffpreise dazu geführt, dass der Treibstoffverbrauch in Europa bei gleichem Lebensstandard (gemessen in Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung) deutlich geringer ist als in den Vereinigten Staaten. Auch wenn bei der letzten Erhöhung des Treibstoffzolls in der Schweiz im Jahr 1993 umweltpolitische Argumente für diese Erhöhung ins Feld geführt wurden, kann nicht übersehen werden, das diese Abgabe nicht aus umweltpolitischen, sondern aus verkehrspolitischen und vor allem aus fiskalischen Gründen erhoben wird. In der Bundesrepublik Deutschland ist dies z.B. die ertragreichste Steuer, über die der Bund allein verfügen kann. (Eine Zweckbindung wie bei den Treibstoffzöllen in der Schweiz ist dort nicht gegeben.)

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Jochimsen, M., Kirchgässner, G., Hanser, C., Hauser, H., Kux, S. (1995). Die Schweiz als Vorreiter bei internationalen Umweltproblemen: Chancen und Risiken. In: Jochimsen, M., Kirchgässner, G. (eds) Schweizerische Umweltpolitik im internationalen Kontext. Themenhefte. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5046-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5046-9_7

  • Publisher Name: Birkhäuser, Basel

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