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Von Stammbäumen, Darwins Theorie und den Ursprüngen der Bipedie

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Braindance oder Warum Schimpansen nicht steppen können
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Zusammenfassung

Um die Umrisse und Dimensionen von Stammbäumen zu skizzieren, die im Laufe der Zeit entstanden sind, wurden im allgemeinen Fossilien verwendet. Hierzu zeichnet man einige exakt datierte Exemplare in eine Zeittafel ein und verbindet sie mit potentiellen Nachfahren, zu denen lebende Arten, aber auch andere Fossilien zählen können. Der daraus resultierende Stammbaum kann schmal, aber auch weit verzweigt sein, und im Falle der Primaten sieht er, entsprechend ihrer recht langen Entwicklungsgeschichte von gut 65 Millionen Jahren, recht buschig ist. Leider ergeben sich aufgrund der gefundenen Fossilien einige Lücken im Geäst (anders ausgedrückt, sind die Nachfahren einiger fossilen Arten unbekannt), und deshalb läßt sich die gesamte Primatenevolution exakt nur sehr schwer bestimmen. Glücklicherweise kann man für einige Gruppen (z.B. Menschen und Menschenaffen), die erst vor relativ kurzer Zeit aufgekommen sind, recht akzeptable Modelle entwerfen.

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Anmerkungen

  1. Spezifisch gesehen, bewirken Veränderungen in der Häufigkeit alternierender Allele, daß die Generationen im Laufe der Jahre ein unterschiedliches Aussehen erhalten. Wenn beispielsweise die Augenfarbe von zwei Allelen für verschiedene Augenfarben (einem für blaue Augen und einem für braune Augen) codiert würde, sähe eine Population, in der zu 95 Prozent Allele für blaue Augen vertreten sind, völlig anders aus als eine Population mit 95 Prozent Braunäugig- keits-Allelen. Demnach wären die Einzelkomponenten innerhalb beider Gruppen zwar gleich, dennoch würden die relativen Beträge der verschiedenen Al- leltypen (für Augenfarbe) die Populationen - in bezug auf die Augenfarbe - generell unterschiedlich aussehen lassen (wobei Überlappungen möglich sind). In diesem Sinn kann Evolution einfach als Veränderung der Allelenhäufigkeiten verstanden werden.

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  2. Soviel zur freundlicheren Seite von Malthus. Allerdings wird man in den meisten Lehrbüchern zum Thema Evolution kaum etwas über Malthus Vorschläge zur Beschränkung der menschlichen Bevölkerung finden, die er in An Essay on the Principle of Population (erschienen bei W. W. Norton, 1976) veröffentlichte. Er meinte, die Armen bekämen zuviele Kinder, und schlug deshalb vor, die Gesetze abzuschaffen, die den Hungertod jener armen Kinder verhindern sollten (d.h. jener Gesetze, die ihnen das Recht auf Beköstigung und Unterstützung durch die Pfarrgemeinden einräumten). Ferner schlug er vor, man sollte die unteren Klassen davon in Kenntnis setzen, daß es sittlich verwerflich sei, wenn ein Mann heiratet und Kinder in die Welt setzt, solange er nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll. Falls ein Armer dennoch heiraten sollte, so «müsse man ihm sämtliche Unterstützung durch die Pfarrgemeinden entziehen, und er solle allein dem Gutdünken privater Mildtätigkeit ausgesetzt sein. Man sollte ihm bewußt machen, daß er und seine Familie durch die Naturgesetze, die die Gesetze Gottes sind, zum Untergang verdammt sei, da er wiederholt gegen diese verstoßen habe, und daß er gegenüber der Gesellschaft auch nicht den geringsten Rechtsanspruch auf eine Brotkrume zu seiner Ernährung besitze ¡­ (Seite 135–136).» Dies war selbst in der damaligen Zeit ein brisantes Thema; und vielleicht war die satirische Schrift Modest Proposal for Preventing the Children ofPoor Peoplefrom being a Bürden to their Parents or the Country des Iren Jonathan Swift die wohl berühmteste Retourkutsche auf Malthus Essay. Swift schlug darin maliziös vor, die Babys der irischen Bevölkerung ordentlich zu mästen, damit sie eine schmackhafte Speise für die Reichen ergäben.

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  3. Einige Wissenschaftler datieren den gemeinsamen Vorfahren auf sechs bis sieben Millionen Jahre v.h., während andere seine Entstehung eher mit vier bis fünf Millionen Jahren angeben. Nach meiner Ansicht ist der Zeitpunkt «fünf Millionen Jahren vor heute» ein guter Schätzwert.

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  4. Die Baumbewohner-Theorie (engl, arboreal theory) wurde zu Beginn dieses Jahrhunderts durch Elliot Smith und F. Wood Jones erarbeitet. Siehe dazu auch Jones Buch Arboreal Man, das 1916 bei E. Arnold erschienen ist. In einer neueren Arbeit stellte Matt Cartmill heraus, daß Primaten im allgemeinen gut darauf adaptiert sind, Insekten zu erbeuten. Seine «Theorie vom Käferfang (engl, bug-snatching theory)» läßt die Baumbewohner-Theorie in einem neuen Licht erscheinen. Cartmill, M.: Rethinking primate origins. Science 184, 436–443 (1974).

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  5. Siehe hierzu Zihlmann, A.: Pygmy chimps, people, and the pundits. New Scientist (vom 15. November 1984), 39–40.

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  6. In der Diskussion um den Knöchelgang ist das letzte Wort noch nicht gefallen. Die vierte bedeutende Menschenaffenart, der Orang Utan, ist kein Knöchelgänger. Orang Utans stammen aus Asien und sind wesentlich entfernter mit dem Menschen verwandt als Gorilla und Schimpanse. Ihnen fehlen der für den Knöchelgang erforderliche Knochenbau, möglicherweise aus dem einfachen Grund, weil sie ihn niemals benötigen. Tatsächlich halten sich Orang Utans so gut wie nie auf dem Boden auf, und wenn dies doch einmal vorkommt, sitzen oder laufen sie eher auf ihren Fäusten oder Handtellern als auf den Knöcheln. Obgleich die Orang Utans keine Knöchelgänger sind, kann man dennoch die interessante Beobachtung machen, daß alle vier Menschenaffenarten auf die ein oder andere Weise ihre Hände zur Faust ballen, wenn sie sich auf dem Boden bewegen. Möglicherweise handelt es sich hier um ein Merkmal, das sie von ihrem gemeinsamen Vorfahren geerbt haben.

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  7. Leakey, M.D.: Pliocene footprints at Laetoli, northern Tanzania. Antiquity 52, 133 (1978). Siehe auch Leakey, M.D., und R.L. Hay: Pliocene footprints in the Laetoli Beds at Laetoli, northern Tanzania. Nature 278, 317–323 (1979).

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  8. Tuttle, R.H.: Kinesiological inference and evolutionary implications from Laetoli bipedal trails G-l, G-2/3, and A. Aus M.D. Leakey und J.M. Harris (Hrsg.): Laetoli, A Pliocene Site In Northern Tanzania. Clarendon Press, Oxford (1987), 503–523.

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  9. Trotz einiger innerer Widersprüche ist Tuttles Arbeit sehr sorgfältig, und er reagierte so geschickt auf seiner Kritiker, daß er mich beispielsweise davon überzeugte, die Zehenknochen, die den Laetoli-Abdruck hinterließen, seien vermutlich nicht gebogen, sondern abgeflacht gewesen.

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  10. Washburn, S.L.: Tools and human evolution. Scientific American 203, 63–75 (1960).

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  11. Die separate Evolution einzelner Körperteile mit jeweils unterschiedlichem evolutionären Tempo wird auch als «Mosaikevolution» bezeichnet.

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  12. Tatsächlich wird Sherwood Washburns Name mit beiden Theorien in Verbindung gebracht.

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  13. Heute wird diese durch Linton aufgestellte These von zahlreichen Anthropologen unterstützt. Linton, S.: Woman the gatherer: Male bias in anthropology. Aus W. Jacobs (Hrsg.): Women in Cross-Cultural Perpective. University of Illinois Press, Champaign-Urbana (1971), 9–21.

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  15. Shipman, P: Scavening or hunting in early hominids: Theoretical framework and tests. American Anthropologist 88, 27–43 (1986).

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  16. Lovejoy, C.O.: The origin of man. Science 211, 341–350 (1981).

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  17. Zihlman, A.L.: Gathering stories for hunting human nature: A review essay. Feminist Studies 11, 365–377 (1985).

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  18. a.a.O., 374. Auf Seite 346 seines Buches Origin (vgl. Anmerkung 16 aus Kapitel 4) meint Lovejoy: «Frauen sind dauernd empfängnisbereit (79) ¡­» In Anmerkung 79 (S. 350) heißt es «D.C. Johanson, persönliche Mitteilung.»

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  19. Tanner, N.M.: Gathering byfemales: The chimpanzee model revisited and the gathering hypothesis. Aus W.G. Kinzey (Hrsg.): The Evolution of Human Behavior: Primate Models. State University of New York Press (1987), 3–27; s. Seiten 14,18.

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  20. Goodall, J.: The Chimpanzees of Gombe. Belknap Press, Cambridge (1986).

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  21. Wenn ich gelegentlich etwas über die relative Größe des menschlichen Penis lese, werde ich automatisch an ein persönliches Erlebnis erinnert, das mir 1979 während eines Forschungsaufenthaltes am Smithonian Institute widerfuhr. Damals betrat ich einen großen Raum, in dem verschiedene in Alkohol konservierte Exponate standen, und suchte nun die Regale nach Primatenhirnen ab. Während ich in einen Glasbehälter starrte, kam mir der Gedanke: «Das sieht doch aus wie ein ¡­ nein, das kann nicht sein.» Als mein Blick zum nächsten Glas wanderte, dachte ich mir: «Komisch, das hier ähnelt ebenfalls ¡­ Oh, nein!» Beim dritten Glasbehälter wurde mir dann klar, daß ich auf eine Sammlung konservierter Penisse gestoßen war. Zugegebenermaßen habe ich mir die ganze Kollektion mit einem gewissen Gefühl von Ehrfurcht angesehen. Die Formvielfalt bei diesem wohl wichtigsten aller tierischen Anhängsel ist doch recht beachtlich! Nach Aussagen William G. Eberhards, einem Experten für Genitalien im Tierreich, beruht der Selektionsfaktor, der die Größe des menschlichen Penis erklärt, höchstwahrscheinlich auf der taktilen Reizung der Frau. Bei sexueller Erregung scheint der weibliche Gebärmutterhals (Cervix) tatsächlich von der Scheidenöffnung zurückzuweichen. Jedoch können sensorische Reize, die durch eine vorgestreckte Eichel des männlichen Gliedes ausgelöst werden, Kontraktionen des weiblichen Genitaltraktes auslösen, die wiederum den Transport des Spermas unterstützen, so daß die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis generell erhöht wird. Demnach könnte ein zusätzlicher sexueller Selektionsfaktor für die Ausbildung großer Penisse entstanden sein, indem sich die Frauen für solche Männer entschieden, die eine hinreichend hohe sexuelle Stimulierung gewährleisteten (siehe Eberhard, W. G.: Sexual Selection and Animal Genitalia. Harvard University Press, Cambridge (1985), 145).

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  22. Sinclair, A.R.E., M.D. Leakey und M. Norton-Griffith: Migration und hominid bipedalism. Nature 324, 307–308 (1987).

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  23. Wheeler, P.E.: Stand tall and stay cool New Scientist, 62–65 (vom 12 Mai 1988).

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  24. Wheeler, P.E.: The loss of functional body hair in man: The influence of thermal environment, body form and bipedality. Journal of Human Evolution 14, 23–28 (1985). Vergleiche auch Wheeler, P.E.: The Evolution of bipedality and loss of functional body hair in hominids. Journal of Human Evolution 13, 91–98 (1984).

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  25. Wrangham, R.W.: The significance of African apes for reconstructing human social evolution. Aus W.G. Kinzey (Hrsg.): The Evolution of Human Behavior: Primate Models. State University of New York Press (1987), 51–71.

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  26. Richards, G.: Freed hands or enslaved feet? A note on the behavioural implications of ground-dwelling bipedalism. Journal of Human Evolution 15, 143–150 (1984); s. Seite 146.

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  27. Zur Zeit der Drucklegung dieses Buches kursieren einige Berichte, man habe in Äthiopien weitere Fossilfragmente gefunden, die Australopithecus afarensis zuzuschreiben sind. Anderen Gerüchten zufolge sollen diese Fossilien älter als die in der Vergangenheit entdeckten Funde von Hadar (oder Laetoli) sein.

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Falk, D. (1994). Von Stammbäumen, Darwins Theorie und den Ursprüngen der Bipedie. In: Braindance oder Warum Schimpansen nicht steppen können. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6181-6_5

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