Zusammenfassung
Die Schweiz konnte ihrer Literatur in den Vereinigten Staaten bis nach dem zweiten Weltkrieg kaum Gehör verschaffen.1 Nur ein zahlenmässig unbedeutender Teil der deutschsprachigen Einwanderer rekrutierte sich aus Schweizern. Dazu kam, dass ein Grossteil dieser Schweizer in der Landwirtschaft ihrer neuen Heimat tätig wurde und so keinen direkten Einfluss auf die städtischen Kulturzentren nehmen komite. Die Siedler waren pragmatisch gesinnt, spannten ihre Kräfte ganz in den Aufbau einer neuen Existenz und waren so wenig daran interessiert, ihre amerikanischen Nachbarn auf die kulturelle Tradition der Schweiz hinzuweisen. So blieb die Kenntnisnahme der schweizerischen Literatur auf den engsten Kreis der Universitäten beschränkt und fand dort im Feld der Germanistik ihre Berücksichtigung.2 So verdienstvoll die Bemühungen einzelner amerikanischer Germanisten auch waren, die Kenntnis der schweizerischen Literatur zu fördern, so gefährlich war doch die Neigung, sich dem Werk der zwei oder drei grossen Figuren zu widmen und die Vielgestaltigkeit der übrigen Literatur zu verkennen.
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Anmerkungen
Siehe hierzu besonders W. Lamarr Kopp, German Literature in the United States: 1945–1960, University of North Carolina Press, 1967, p. 148 ff., wo auf den sehr späten Beginn des Austausches verwiesen wird.
In bezug auf die Dramenforschung sei hier auf die Studie von Arrigo Subiotto, «The Swiss Contribution», in The German Theatre, hg. von Ronald Hayman, New York 1975, p. 171 ff., hingewiesen.
Dies spiegelt sich deutlich in den Dissertationsthemen zur Germanistik an den amerikanischen Universitäten. Vgl. hierzu die jährlichen Zusammenstellungen in Monatshefte, University of Wisconsin Press.
Siehe hierzu «The New York Times» vom 18. Mai 1958, II, p. 3,. wo zaghaft versucht wird, die Schweiz als einen Kulturträger vorzustellen und so gängige Vorurteile abzubauen.
Die beste Untersuchung zu diesem Fragenkomplex bietet Karl Schmids Unbehagen im Kleinstaat, Zürich 1963.
Vgl. hierzu Gustav Schirmer, Die Schweiz im Spiegel der englischen und amerikanischen Literatur, Zürich 1929.
Die Schweiz selber war an dieser Fehlinformation nicht ganz unbeteiligt. Das besonders in New York aktive Schweizerische Touristenbüro vermittelt auch heute noch aus gut kommerziellen Gründen nur das Bild vom unberührten Naturparadies.
Noch am Tag vor der New Yorker Premiere der Alten Dame war in der führenden Zeitung ein Artikel mit all den Klischeevorstellungen über die Schweiz erschienen, «The New York Times» vom 4. Mai 1958, p. 32.
Über diese Zeit der grossen Herausforderung und der ebenso grossen Leistung für das Theater orientiert Günther Schoop in Das Zürcher Schauspielhaus im zweiten Weltkrieg, Zürich 1957.
Siehe hierzu besonders die vielbeachtete Untersuchung von Kenneth McRae, Switzerland: Example of Cultural Coexistence, Toronto 1964.
Zumindest eine wichtige Schrift sei hier genannt, nämlich George A. Coddings The Federal Government of Switzerland, Boston 1961, die wichtiges bibliographisches Material enthält.
Zu dieser Wirkung des Stückes als Eisbrecher siehe Peter Demetz, Postwar German Literature: A Critical Introduction, New York 1970, p. 148.
Friedrich Dürrenmatt, The Judge and his Hangman, übersetzt von Therese Pol, New York 1955.
Vgl. hierzu die «Saturday Review» vom 23. Juli 1955, p. 22, mit dem Hinweis auf den «sense of foreignness» von Dürrenmatts Werk.
Siehe hierzu die Rezension von Anthony Boucher in «New York Times Book Review», 17. Juli 1955, p. 17.
Besonders hart in dieser Beurteilung äusserte sich James Sandoe in der «New York Herald Tribune Book Review» vom 17. Juli 1955, p. 9.
Einen lebendigen Augenzeugenbericht zu dieser Aufführung vermittelt Gordon Rogoff in Tulane Drama Review, Bd. III, Nr. 1, 1958, p.27ff.
Brooks Atkinson hat den Mississippi denn auch direkt in die Nachbarschaft von Beckett und Ionesco gestellt. Siehe hierzu «The New York Times» vom 3. April 1958, p.24.
Ein Blick auf den Spielplan jenes Monats zeigt, dass in der Tat das absurde Drama einen eindrücklichen Platz einnahm. Stücke von Beckett und Ionesco erlebten in den frühen Monaten von 1958 ihre New Yorker Erstaufführung.
Zu dieser für die amerikanische Werbungspraxis bezeichnenden Methode siehe Randolph Goodman, Drama on Stage, New York 1961,p.419ff.
Die New Yorker Kritik, sonst Übersetzerfragen nicht besonders zugetan, hat mehrfach die Holprigkeit von Slaters Englisch bemängelt. Siehe hierzu etwa das harte Urteil in «The New York Times» vom 3. April 1958, p.24.
Über die finanzielle Vormachtstellung des Broadway berichtet Theater in America, hg. von Robert E. Gard, New York 1968, besonders Kapitel I, p.4ff.
Vgl. als Gegenstück die vom Autor selber gelobte Münchner Uraufführung, die in Urs Jenny, Friedrich Dürrenmatt, Hannover 1973, p. 146ff., beschrieben wird.
Das Fehlen eines theatersicheren Instiktes ist denn auch ein wichtiger Angriffspunkt in der Rezension der mächtigen «New York Times» vom 3. April 1958, p.24.
Dies wurde mir unabhängig von verschiedenen an der Aufführung Beteiligten gesagt.
Nur eine Rezension machte eine Ausnahme. Die Besprechung in «Variety» vom 16. April 1958, p.61, war wohlwollend und hatte an Stück und Aufführung nur Einzelheiten zu rügen.
Siehe hierzu Peter Bauland, op. cit., p. 198f.
Siehe hierzu Brooks Atkinsons Charakterisierung der «hollow philosophy» in «The New York Times» vom 3. April 1958, p.24.
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Loeffler, M.P. (1976). Das Bild der Schweiz und der Erfolg Dürrenmatts in den USA vor der Alten Dame . In: Friedrich Dürrenmatts ‹Der Besuch der alten Dame› in New York. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6506-7_3
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