Über Vorkommen und Bedeutung der Indolstruktur in der Medizin und Biologie

Zusammenfassung

Im Verlaufe der letzten Jahre sind auf verschiedenen Gebieten der Medizin und Biologie Stoffe erkannt worden, denen entweder eine einfache Indolstruktur zukommt oder in deren Molekülaufbau wenigstens partiell eine solche enthalten ist. Eine auch nur summarische Betrachtung über das Vorkommen des Indolgerüstes in der belebten Natur führt zur Feststellung, daß Indole nicht nur auf bestimmten Organisationsstufen der lebenden Materie eine sehr wichtige Stellung einnehmen, sondern daß sie auch in einer erstaunlich großen, fast lückenlosen Reihe über den Gesamtbereich von Flora und Fauna verbreitet sind. Besonders im Gefolge der Entdeckung und Identifizierung des 5-Hydroxytryptamins (Serotonin, Enteramin) ist durch zahlreiche Beobachtungen und Befunde klar zu Tage getreten, daß dieser eine und gleiche spezifische Indolabkömmling eine Verbreitung von auffallender Spannweite besitzt: Seine Anwesenheit in Pflanzen, Früchten und Pilzen wiederholt sich auf tieferen und höheren phylogenetischen Stufen des animalen Bereiches. Dieses Spektrum wird selbst bei den höchstentwickelten Lebensformen nochmals in dem Sinne ausgeweitet, daß die glieche Substanz bei ihnen nicht nur im Blut und gewissen peripheren Geweben zu finden ist, sondern sich auch in einer betont selektiven Verteilung im Zentralnervensystem bildet und anreichert. Auch wenn wir noch weit davon entfernt sind, die biodynamischen Aspekte dieses und ähnlicher Phänomene zu verstehen, so stellen wir doch mit Bewunderung fest, wie die Vielfalt und Reichhaltigkeit der vorgefundenen biologischen Einzelsituationen mit der Gleichheit und Einfachheit kontrastiert, wie sie im Erscheinen ein und derselben chemischen Konfiguration zum Ausdruck kommt.

Erweiterte Fassung eines unter dem gleichen Titel 1959 vor schwedischen Ärzten gehaltenen Vortrags. Diesem Charakter der vorliegenden Studie entsprechend, erhebt das beigegebene Literaturverzeichnis keinen Anspruch auf Vollständigkeit.