Zusammenfassungen

Zusammenfassung

Eine Vielzahl von Entwicklungen innerhalb und außerhalb Europas belegt die Beharrlichkeit der Religion und eine neue Rolle derselben gegenüber der Politik. Diese veränderte Wirklichkeit beginnt sich in einer verstärkten empirischen Erforschung des Verhältnisses von Politik und Religion, aber auch in Differenzierungen des wissenschaftlichen Diskurses darüber niederzuschlagen. Der Beitrag greift drei dieser Diskussionen heraus: die Debatte um das Säkularisierungsparadigma, die Diskussion des Verhältnisses von Demokratie und Religion und die Erforschung der Zusammenhänge von Globalisierungsprozessen und religiös-fundamentalistischen Bewegungen. Dabei wird deutlich, dass die immer noch weit verbreitete säkularisierungstheoretische Annahme vom Niedergang der Religion ebenso problematisch ist wie eine Verengung des Blickwinkels auf den religiösen Fundamentalismus. Auch in der demokratietheoretischen Diskussion wird die These, dass die Demokratie und die Freiheit und Gleichheit der Bürger nur unter Bedingungen einer strikten Trennung von Politik und Religion sowie von Staat und Kirche gelingen könne, in Frage gestellt.

Abstract

Many developments within and beyond Europe demonstrate a perseverance of religion and a new role of religion in the political realm. These new realities correspond with both an increase in research on religion and politics and a differentiation of the academic discourse on this subject. This article highlights three central debates: the controversy about the secularization paradigm, the discussion of the relationship between religion and democracy, and the analyses of the nexus between processes of globalization and religious fundamentalism. It becomes clear that the assumption of a decline of religion in the modern world, a long held view dear to secularization theory, is as problematic as is the narrow but popular focus on religious fundamentalism. Moreover, contemporary democratic theories begin to challenge the idea that democracy and the values of freedom and equality can only be guaranteed if a strict separation of church and state and of the political and religious spheres are upheld.