Zusammenfassung
Wer einen ideengeschichtlichen Abriss über die Entwicklung der Demokratietheorie schreiben will, kommt um die Auseinandersetzung mit ihren Ursprüngen in der griechischen Antike nicht herum.56 Diese These ist auf den ersten Blick keineswegs zwingend. Bereits Hegel betonte, es sei „nichts so ungeschickt, als für Verfassungseinrichtungen unserer Zeit Beispiele von Griechen und Römern oder Orientalen aufnehmen zu wollen“.57 Die alten Griechen hätten mit einer freien Verfassung das Postulat verbunden, „daß alle Bürger Anteil an den Beratungen und Beschlüssen über die allgemeinen Angelegenheiten und Gesetze nehmen sollen.“58 Dies sei auch in unseren Zeiten die allgemeine Meinung. Freilich habe man sie aufgrund der Größe der modernen Staaten insofern modifiziert, als die Bürger „nicht direkt, sondern indirekt durch Stellvertreter ihren Willen zu dem Beschluß über die öffentlichen Angelegenheiten zu geben haben, d.h. daß für die Gesetze überhaupt das Volk durch Abgeordnete repräsentiert werden solle. Die sogenannte Repräsentatiwerfassung ist die Bestimmung, an welche wir die Vorstellung einer freien Verfassung knüpfen, so daß dies festes Vorurteil geworden ist“.59
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Literatur
Zum Gesamtzusammenhang vgl. Sterling 1965, S. 15–63; Euchner 1973, S. 17–23; Meier 1972, S. 821–839; Tarkiainen 1972; Finley 1980; Meier 1981, S. 7–69; Bleicken 1986; Finley 1990; Kagan 1991; Eder 1992, S. 11–29; Welwei 1992; Waschkuhn 1998, S. 136–151; Mittermaier/Mair 1995, S. 5–18; Roth 1999, S. 11–30; Welwei 1999; Schmidt 2000, S. 41–55; Pabst 2003; Vorländer 2003, S. 13–25; Frevel 2004, S. 14–19.
Hegel 1986, S. 67.
Ebd.
Ebd.
Zur Aktualisierungsproblematik der attischen Demokratie vgl. u. a. Finley 1980; Bleicken 1986, S. 385–398; Kagan 1992, S. 13–26, 75f u. 82f; Pabst 2003, S. 149–185; Vorländer 2003, S. 26–38.
Vgl. Kap. II, §§ 4 u. 5.
Vgl.§§ 4 u. 5.
In den westlichen Demokratien ist die sogenannte Konstitutionalisierung der öffentlichen Sphäre zu einem tiefgreifenden Problem geworden, weil es den Entscheidungsspielraum des Demos in zunehmendem Maße einschränkt. Vgl. hierzu Schmidt 1998, S. 260.
Vgl. Meier 1981, S. 7–69.
Vgl. § 5.
Vgl. Pabst 2003, S. 150f.
Vgl. a.a.O., S. 9–63.
Vgl. § 4.
Vgl. Downs 1968, S. 262.
Vgl. Pabst 2003, S. 81–101.
Vgl. Tarkiainen 1972, S. 59–131; Bleicken 1986, S. 13–45; Welwei 1992, S. 150–265; Aristoteles 1993; Eder 1995, S.11–28; Welwei 1999; Vorländer 2003, S. 11–25.
Der Zitation aus der „Politeia“ liegt im folgenden Platon 1984 zugrunde. Zitiert wird nach der Stephanus-Numerierung.
Der Zitation aus der „Politik“ liegt im folgenden Aristoteles 1968 zugrunde. Zitiert wurde nach der Textnumerierung dieser Edition.
Tarkiainen 1972, S. 188.
Vgl. § 2.
Vgl. Sterling 1965, S. 19.
Vgl. Aristoteles 1993. Zur quellenkritischen Authentizität dieses Fragments vgl. Dreher 1993, S. 5–29.
Aristoteles 1993, S. 31.
Sterling 1965, S. 19.
Aristoteles 1993, S. 31.
Sterling 1965, S. 19.
Vgl. Sterling 1965, S. 19; Tarkiainen 1972, S. 65–70; Bleicken 1986, S. 17; Welwei 1992, S. 138–146.
Aristoteles 1993, S. 20f.
A.a.O., S. 34.
Vgl. Sterling 1965, S. 19–22; Tarkiainen 1972, S. 70–84; Welwei 1992, S. 178–206; Bleicken 1986, S. 13–28.
Aristoteles 1993, S. 20.
A.a.O., S. 34.
Sterling 1965, S. 20.
Aristoteles 1993, S. 38.
Über diejenigen, die eine grundlegende Landreform erwarteten, bemerkte Solon in seiner Dichtung: „Das Volk dürfte seinen Führern dann am besten folgen, wenn es weder zuviel Freiheit erhält noch unterdrückt wird; denn Überfluß erzeugt Reichtum, wann immer großer Reichtum solchen Menschen zufließt, die nicht die richtige Einstellung dazu haben“ (Solon, zit. n. Aristoteles 1993, S. 40). Der konservative Standpunkt Solons wird auch deutlich, wenn er fortfährt: „Die aber kamen um zu rauben, hatten große Hoffhungen; jeder von ihnen glaubte, er werde zu großem Reichtum gelangen, und ich würde trotz meiner sanften Worte einen rauhen Willen zeigen. Leichtfertig lachten sie damals, jetzt aber zürnen sie mir und schauen mich alle mißtrauisch an, als ob ich ihr Feind wäre. Das ist nicht recht; denn was ich sagte, führte ich mit Hilfe der Götter aus. Nichts tat ich vergeblich; etwas durch tyrannische Gewalt zu erreichen, sagt mir nicht zu und ebenso wenig, daß die Schlechten den gleichen Anteil an der fruchtbaren Erde des Vaterlandes haben wie die Edlen“ (ebd.).
A.a.O., S. 39.
Solon schilderte die Konfliktfront in seiner Dichtung wie folgt: „Dem Volke gab ich so viele Rechte, wie für es genügen; von seiner Ehre nahm ich ihm nichts, noch streckte ich selbst die Hand danach aus; die die Macht hatten und wegen ihres Reichtums bewundert wurden, auch ihnen sagte ich, sie würden nichts Ungebührliches haben. Fest stand ich und hielt über beide meinen starken Schild; daß eine Partei ungerecht siegte, ließ ich nicht zu“ (Solon, zit. n. Aristoteles 1993, S. 39f).
Vgl. Sterling 1965, S. 22–28; Tarkiainen 1972, S. 84–91; Bleicken 1986, S. 23–33; Welwei 1992, S. 229–265.
A.a.O., S. 45.
Tarkiainen 1972, S. 87.
Sterling 1965, S. 27f.
Tarkiainen 1972, S.91.
Sterling 1965, S. 25.
Vgl. Sterling 1965, S. 28–30; Tarkiainen 1972, S. 91–110; Bleicken 1986, S. 33–39; Kagan 1992, S. 32f; Welwei 1999, S. 1–27.
Aristoteles 1993, S. 50.
Cloché, zit. n. Tarkiainen 1972, S. 92.
Vgl. Tarkiainen 1972, S. 10–131; Bleicken 1986, S. 43–45; Welwei 1999, S. 91–95.
Bleicken 1986, S.33.
A.a.O., S. 33f.
Der Begriff „Demen“ leitet sich von „Demos“ ab. Er bezieht sich auf die Dörfer und kleinen Städte Attikas, in denen sich das Alltagsleben abspielte. Als Grundeinheit des Staats der Athener war seit den Reformen des Kleisthenes das vererbbare Bürgerrecht an die Zugehörigkeit zu einem solchen „Demos“ gebunden. Der Ekklesia gleichsam vorgelagert, waren die Demen, geleitet von einem Vorsteher (Demarchos), die territorialen Einheiten demokratischer Selbstverwaltung an der Basis der Gesellschaft. Vgl. hierzu Bleicken 1986, S. 34–36 und Welwei 1999, S. 11–15).
„Die Trittyen erscheinen (…) nicht mit derselben ‚Körperlichkeit’ ausgerüstet wie die Demen und Phylen. Waren die letzteren als Grundeinheit der Bevölkerung oder als politische Vertretung mit besonderer Funktion versehen und jederzeit sichtbar und in ihrer Wirkung spürbar, traten die Trittyen als Organisationseinheiten weniger in den Vordergrund (sie dienten aber u.a. als Aushebungsbezirke). Ihre Funktion bestand in erster Linie darin, die Mischung zu verwirklichen, und sie waren daher vor allem Rechengrößen“ (Bleicken 1986, S. 36).
Bleicken 1986, S. 34f.
Vgl. Tarkiainen 1972, S. 176–193.
Vgl. § 4.
Vgl.§§ 5 u. 6.
Vgl. Sterling 1965, S.30–44; Tarkiainen 1972, S. 332–367, S. 209–276; Bleicken 1986, S. 65–345; Kagan 1992; Welwei 1999, S. 107–157; Pabst 2003.
Zur attischen Staatsbürgerschaft vgl. Tarkiainen 1972, S. 39–58.
Zur sozialen Schichtung Athens vgl. Bleicken 1986, S. 65–79 sowie Kagan 1992, S. 73–75.
Vgl. Kagan 1992, S. 76.
Vgl. a.a.O., S. 16.
Dies übersieht z.B. Schmidt, wenn er die These vertritt: „Nach den Maßstäben des 20. Jahrhunderts würde sich die athenische Demokratie demnach nicht als echte Demokratie qualifizieren, sondern höchstens als defekte Demokratie — verunstaltet durch oligarchische Tendenzen, unzureichende Sicherungen gegen die Macht der Volksversammlungsmehrheit und weitreichende Exklusion sowie Rechtlosigkeit der Sklaven“ (Schmidt 2000, S. 51).
Zur Struktur und Funktion der athenischen Volksversammlung vgl. u. a. Tarkiainen 1972, S. 224–242; Finley 1976, S. 53f; Bleicken 1986, S. 65–79; Kagan 1992, S. 73–75.
Vgl. Bleicken 1986, S. 148–151.
Vgl. Kagan 1992, S. 81.
Vgl. zu dieser Institution u. a. Tarkiainen 1972, S. 251–258; Bleicken 1986, S. 151–162; Kagan 1992, S.83.
Vgl. Bleicken 1986, S. 183–200.
Kagan 1992, S. 83f.
A.a.O., S. 84.
Thukydides 1981, S. 162.
Hegel 1986, S. 317.
Vgl. hierzu Tarkiainen 1972, S. 243–262; Bleicken 1986, S. 162–183 sowie Kagan 1992, S. 87–89.
Kagan 1992, S. 80.
A.a.O., S. 87.
Ebd.
Wie aus dem obigen Zitat hervorgeht, diente die ‚graphe-paranomon’-Klage als Sicherheitsmaßnahme, welche die Stabilität der Demokratie dadurch garantieren sollte, dass sie jeden Bürger zum Hüter der Gesetzlichkeit bestimmte. Das Alter dieser Institution ist ungewiss. Vgl. hierzu Tarkiainen 1982, S. 129.
Tarkiainen 1972, S. 129.
Vgl. Kagan 1992, S. 35.
Welwei 1999, S. 21.
Vgl. Thukydides 1973, S. 139–147.
Sterling 1965, S. 36f.
Euchner 1973, S. 18.
Vgl. Ritter 1948, S. 105ff.
Vgl. §§ 5 u. 6.
Vgl. Kap. II–IV.
Vgl. hierzu Euchner 1973, S. 17–20.
Zur Machtpolitik der attischen Demokratie vgl. Welwei 1999, S. 77–334.
Vgl. hierzu Euchner 1973, S. 19–23; vgl. zur Staatsformenlehre bei Platon und Aristoteles auch Mittermaier/Mair 1995, S. 19–36; Waschkuhn 1998, S. 151–192; Roth 1999, S. 21–25; Schmidt 2000, S. 41–55; Frevel 2004, S. 19–24.
Zitiert wird nach der Stephanus Numerierung in Platon 1984. Vgl. FN 14.
Vgl. Platon 1994. Im folgenden wird nach der Textnumerierung zitiert.
Vgl. § 7.
Vgl. hierzu neuerdings grundlegend Mehl 2004.
„Wieviel freier die dem Menschen unterworfenen Tiere hier sind als anderwärts, das glaubt niemand, der es nicht erfahren hat. Denn die Hunde sind schon offenbar nach dem Sprichwort wie jene Fräulein; und Pferde und Esel sind gewöhnt, ganz frei und vornehm immer geradeaus zu gehen, wenn sie einem auf der Straße begegnen, der ihnen nicht aus dem Weg geht, und ebenso ist alles andere voll Freiheit“ (Platon 1984, 563 c–d).
Zitiert wurde nach der Textnumerierung in Aristoteles 1968. Vgl. FN 73.
Vgl. § 5.
Vgl. § 2.
Zu Polybios vgl. auch Mittermaier/Mair 1995, S. 43–51.
Vgl. hierzu a.a.O, S. 36–43.
Polybios 1961, S. 540.
Sterling 1965, S. 74.
Zit. n. a.a.O., S. 67.
A.a.O., S. 66.
A.a.O., S. 75.
A.a.O., S. 76.
A.a.O., S. 77.
Heuss 1964, S. 144.
A.a.O., S. 272.
Sterling 1965, S. 71.
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Saage, R. (2005). Zum Demokratieverständnis in der Antike. In: Demokratietheorien. Grundwissen Politik, vol 37. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80774-8_4
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