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Leistungsfähig, männlich, weiß Bevölkerungspolitik im Zeitalter der Reproduktionsmedizin

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Migration, Geschlecht und Staatsbürgerschaft

Part of the book series: Politik und Geschlecht ((POLUG,volume 16))

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Zusammenfassung

Bevölkerungspolitik im Sinne eines geplanten, methodischen Eingriffs in das generative Verhalten von Bevölkerungen wird heute sowohl von einzelnen Staaten gegenüber der eigenen Bevölkerung als auch gegenüber der Bevölkerung anderer Staaten praktiziert. Sie ist nicht nur fester Bestandteil internationaler und nationaler Politik, sondern hat in Folge des Konsenses von Kairo auch eine neue öffentliche Legitimation erlangt. Wie alle anderen Politikfelder wird auch Bevölkerungspolitik maßgeblich von den Interessen der Hauptakteure bestimmt. Im Bereich der Bevölkerungspolitik gehören dazu sowohl einflussreiche private Organisationen, die häufig von Industriellen unterstützt werden, internationale Organisationen wie die UNO oder die Weltbank und nationale Regierungen als auch zahlreiche reformerische Bewegungen und religiöse Gruppen (vgl. Mertens 1998: 156f.). Zu den von ihnen verfolgten Interessen zählen vor allem die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Wirtschaftssystems und die Ausdehnung des eigenen Einflussbereiches, die Sicherung von Ressourcen, die Entwicklung neuer Technologien, die „Optimierung“ der Bevölkerung, die Kontrolle der Gebärfähigkeit von Frauen und der Erhalt der natürlichen Umwelt (vgl. Schneider 2000: 10). Nach Aufnahme der zentralen Forderungen der Frauengesundheitsbewegung in das Abschlussdokument der jüngsten Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo verbleibt nur noch ein kleiner Teil von Kritikerinnen, die Bevölkerungspolitik und das ihr zugrundeliegende Dogma der „Überbevölkerung“ noch immer als eine Strategie zur Aufrechterhaltung eines auf westlichen Werten basierenden, männlich dominierten kapitalistischen Weltsystems grundsätzlich ablehnen.

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Bettina Roß Dr. phil., PhD (Politikwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt des Europäischen Sozialfonds zur Entwich lung von Modellen für die Sicherung der sozialen und kulturellen Infrastruktur, Mit-Sprecherin des Arbeitskreises Politik und Geschlecht der DVPW)

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Schulz, A. (2004). Leistungsfähig, männlich, weiß Bevölkerungspolitik im Zeitalter der Reproduktionsmedizin. In: Roß, B. (eds) Migration, Geschlecht und Staatsbürgerschaft. Politik und Geschlecht, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80978-0_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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