Zusammenfassung
Keine der Anstrengungen des Geistes hat so lange im gegenteiligen Gewände agiert wie die Strategie der Kommunikation. Immer noch hoffte man auf Emanzipation, trotz zunehmender Verdachtmomente. Den Anderen besser zu verstehen als er sich selbst versteht, gilt bis auf den heutigen Tag als ausgezeichnete Kompetenz. Dieser Stolz aber ist abzuschreiben. Kommunikation als Erkenntnis, die aufs Ganze geht und das Feld des menschlichen Umgangs restlos von Widersprüchen reinigt, ist eine Zwangsweise des Seins, eine zwanghaft-zwingende Logik des Selben, die dem Anderen nie eine Chance läßt. Wahrscheinlich ist es die forcierte Technifizierung, durch die nachträglich herauskam, daß jede Kommunikation Telekommunikation ist, indem sie das, was ihr zum Anlaß dient: den menschlichen Körper, entfernt, ausräumt und zum Verschwinden bringt. Einsprüche gegen eine solchen Tendenz zum reibungslosen Funktionieren haben unter den genannten Bedingungen nur noch die Möglichkeit zu stören. Der Körper wird bestenfalls zum Rest, über den die Strategie der Kommunikation stolpert. Tautologien und Paradoxien sind gewissermaßen störende Statthalter eines zum Rest desavouierten Körpers. Vielleicht gelingt es so — im letzten Moment — nicht nur diesen Körper, sondern auch den dazugehörenden Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Für Botho Strauß Ich vermute, daß eines der wesentlichen Ziele der Forschung heute darin besteht, das Hindernis zu beseitigen, das der Körper für die Entwicklung der Kommunikationstechnologien, also für das neue, sich erweiternde Gedächtnis darstellt. Dies könnte sogar der eigentliche Sinn der Forschungen in Sachen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Geburt, Krankheit, Tod, Sex, Sport und so weiter sein. Sie scheinen alle auf das eine Ziel hinauszulaufen, den Körper unter nichtirdischen Überlebensbedingungen ersetzbar oder anpaßbar zu machen. Jean-François Lyotard
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Kamper, D. (1992). Tautologien und Paradoxien in der Kommunikation. In: Kray, R., Pfeiffer, K.L., Studer, T. (eds) Autorität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83900-8_16
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12401-8
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