Zusammenfassung
Einst war die Moderne angetreten, ihre Legitimations- und Bestimmungsgründe für die Gegenwart nicht mehr der Vergangenheit der Tradition oder der unwandelbaren Ewigkeit einer welttranszendenten Ur-Sache zu entnehmen, sondern die Gegenwart als Bestimmungsgrund für Zukünfte, für bessere Zukünfte zu behandeln. Das „Projekt der Aufklärung“ war immer ein Zukunftsprojekt; es projizierte Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungswirklichkeiten auf eine Zukunft, die sich nicht mehr mit die positive Welt transzendierenden Parusieverzögerungen zufriedengab, sondern Veränderungen sogleich anzustreben und zu erreichen sich anschickte. Je gegenwärtige Handlungen sollten die Zeit der Zukunft so binden, daß der in der Gegenwart vorgestellte wünschenswerte Zustand der Welt in der Zukunft abgebildet wird. Daß zwischen der gegenwärtigen Zukunft und der zukünftigen Gegenwart dann doch Differenzen und eben nicht Identitäten auftraten, hat man vor allem in der Sachdimension behandelt: Man hat falsch geplant, muß in Zukunft also besser planen. Zwar hat sich das Charisma der fortschreitenden Vernunft nicht völlig ungebrochen erhalten, jenes Charisma, das etwa Condorcet 1794 - im Eindruck der Französischen Revolution -noch zu der kosmologischen Aussage geführt hat, wir könnten die Höherentwicklung des Menschen zwar durch besondere Ungeschicklichkeit bremsen, „doch niemals werden es Rückschritte sein“ (Condorcet 1963: 30), die wir hervorzubringen in der Lage sind.
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Nassehi, A. (1997). Risiko — Zeit — Gesellschaft Gefahren und Risiken der anderen Moderne. In: Hijikata, T., Nassehi, A. (eds) Riskante Strategien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85107-9_3
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