Zusammenfassung
Als bürgerlicher Diskurs in einem vorbürgerlichen Kontext verhalf der Diskurs des Machtmißbrauchs im Feudalismus nicht zuletzt ökonomischen Interessen zu ihrer Durchsetzung. In der bürgerlichen Gesellschaft, an deren Sieg über den Feudalismus er maßgeblich beteiligt war, wechseln die Fronten: Was im Rahmen der Feudalherrschaft noch Machtkritik war, ist in der bürgerlichen Gesellschaft unter Umständen konstitutives Element. Deutlich wird dies am Beispiel der bürgerlichen Kritik der Korruption: Als Korruption gilt die private Bereicherung mit Hilfe öffentlicher Ämter (Landfried 1989a, S.30; Markovits/Silverstein, S.157; von Klaveren 1985, S.93; Fleck/Kuzmics, S.19; Huntington, S.493; Smelser, S.207; Acham, S.37). Die Kritik gegen den Ämterkauf entstand als politischer und moralischer Protest gegen eine legale Herrschaftspraxis und stellte damit die Legitimität der politischen Herrschaft und des geltenden Rechts in Frage. Im politischen und ökonomischen Interesse des Bürgertums richtete sie sich gegen herrschende politische Praktiken:
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als Versuch der politischen und rechtlichen Ausgrenzung abweichender Praktiken innerhalb der Schranken der Herrschaft;
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als Versuch der Verschiebung der Grenzen zwischen Recht und Unrecht durch Einflußnahme auf die Gesetzgebung, also der Veränderung von Herrschaft;
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als Versuch der Denunziation herrschender Eliten und Strukturen im Lichte einer aufgeklärten bürgerlichen Moral mit dem Ziel der Ablösung der feudalistischen Herrschaft.
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Frisch, J. (1997). Machtkritik und der bürgerliche Diskurs des Machtmißbrauchs. In: Machtmißbrauch im politischen Diskurs. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 166. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86875-6_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12806-1
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