Statisches Leitermodell

Zusammenfassung

Wie bereits ausführlich diskutiert wurde, besteht das Grundproblem der Elektrodynamik sowohl im Experiment als auch in der Theorie in der Erfassung der Wechselwirkung elektromagnetischer Felder mit Materie. In den vorangehenden zwei Kapiteln wurden die theoretischen Grundlagen für die Beschreibung dieser Vorgänge im Rahmen der klassischen Physik dargestellt. Die große Vielfalt der elektromagnetischen Wechselwirkungen mit Materie entsteht dann durch Auswertung der Grundlagen in Anwendung auf verschiedene realistische Materienmodelle wie z.B. Gase, Flüssigkeiten und Festkörper. Da ganz abgesehen von Quanteneffekten den klassischen Modellen nach Kapitel 5 prinzipielle Schwierigkeiten anhaften, wird man eine totale Übereinstimmung von experimentellen Befunden und theoretischen Ergebnissen nicht erwarten können. Vielmehr wird eine Übereinstimmung nur in solchen Bereichen möglich sein, in denen die grundsätzlichen Schwierigkeiten keine wesentliche Rolle für den Wechselwirkungsmechanismus spielen. Dies sind vor allem die Niederenergiebereiche, in denen die Wechselwirkungsenergien sehr klein sind gegenüber den Materieselbstenergien. In diesen Bereichen kann man dann mit Punktladungen oder geladenen Flüssigkeiten unter Ausschluß der elektromagnetischen Selbstwechselwirkungen rechnen. Selbst diese Idealisierungen verlangen aber bei konsequenter Verwendung der Maxwell-Lorentz-Theorie noch einen beträchtlichen mathematischen Aufwand, wie an Beispielen in Teil IV deutlich werden wird.