Skip to main content

Zusammenfassung

Als das westirische Galway um 1500 einen blühenden Handel mit dem spanischen Cadiz trieb, lud der Bürgermeister und oberste Richter Galways, der Kaufmann James Lynch, den Sohn eines spanischen Geschäftsfreundes namens Gomez in sein Haus nach Galway ein. Der junge Gomez und der Bürgermeistersohn Walter Lynch vertrugen sich zunächst gut, bis der Spanier dem Iren nicht nur das Mädchen ausspannte, sondern sich auch noch taktlos und indiskret seiner Eroberung rühmte. Es kam zum Streit, in dessen Verlauf Walter Lynch den jungen Gomez erstach. Der Vater und Richter verurteilte den Sohn zum Tod durch den Strang. Die Mutter verstand es jedoch, das Volk zugunsten des Sohnes zu mobilisieren. Am Tage der Hinrichtung erschien es in solchen Massen auf der Richtstätte und nahm eine solch drohende Haltung ein, daß die kleinmütigen Büttel und Henker schnell den Platz räumten. An den Richter mit dem steinern gewordenen Gesicht wagten sich die Demonstranten nicht heran. Der Mördersohn aber folgte willig dem Richtervater, der ihn mit eigenen Händen aufknüpfte und vom Todesschemel stieß1. — Das ist die irische Version der Geschichte des Lucius Junius Brutus, der um 500 vor Christus seine beiden Söhne wegen Hochverrats hinrichten ließ. Das Sagenhafte und das Alter der Erzählung rechtfertigen die Vermutung: So ungefähr sieht unser Vorverständnis vom Verhältnis zwischen Rechtsanwendung und öffentlicher Meinung aus.

In den Aufsatz sind Ergebnisse eines Seminars über „Rechtsanwendung und öffentliche Meinung“ eingeflossen, das ich im Wintersemester 1979/80 in Mannheim gehalten habe. Ich habe von den Teilnehmern viel gelernt und bin ihnen zu Dank verpflichtet. Meine ursprüng-liche Absicht, die Beiträge der Teilnehmer im einzelnen kenntlich zu machen, erwies sich aus mehreren Gründen als undurchführbar, vor allem, weil sich meine jüngeren Überlegungen zu weit von der Seminardiskussion entfernt haben. So bleibt mir nur, den Seminarteilnehmern mit dieser Notiz herzlich zu danken.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Erzählt nach: A.E. Johann, Heimat der Regenbogen. Irland, Insel am Rande der Welt, Gütersloh 1953, S. 35 ff.

    Google Scholar 

  2. Repräsentativ: Wilhelm Hennis, Meinungsforschung und repräsentative Demokratie, Recht und Staat Heft 200/201, Tübingen 1957, bes. S. 32 ff.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1981 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Roellecke, G. (1981). Zum Einfluß der Öffentlichen Meinung auf die Rechtsanwendung. In: Baier, H., Kepplinger, H.M., Reumann, K. (eds) Öffentliche Meinung und sozialer Wandel / Public Opinion and Social Change. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87749-9_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87749-9_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-11533-7

  • Online ISBN: 978-3-322-87749-9

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics