Veränderungen der Konstitutions- und Reproduktionsbedingungen von Subjektivität

Zusammenfassung

Es ist einigermaßen verwegen, ein so großflächiges Thema wie „Subjektivität“ im Rahmen eines Aufsatzes in Angriff zu nehmen. Es kann gar nicht ausbleiben, daß dabei vergröbert, simplifiziert, ausgeblendet wird. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, diese Thematik ohne solche Verzerrungen zu behandeln. In diesem Fall ist es wohl sinnvoll, statt auf eine Thematisierung gänzlich zu verzichten, die Flucht nach vorn anzutreten und aus der Not der Begrenztheit empirisch relevanter Aussagen die Tugend „spekulativen“ Vorgehens zu machen, d.h.: ausdrücklich darauf zu verzichten, unmittelbar empirische Aspekte anzusprechen und statt dessen zu versuchen, abstrakte Entwicklungstrends hervorzuheben. — Es versteht sich von selbst, daß dies immer nur „vektorielle“ Überlegungen sein können, deren Funktion darin liegt, argumentative Hilfestellung für konkrete Untersuchungen zu leisten. Daß dies kein einfaches Unterfangen ist, zeigt die bisherige Entwicklung sozialwissenschaftlicher Subjekttheorien. Es hat immer wieder Anläufe gegeben, Subjektivität begrifflich zu fassen, ohne daß sich daraus definitive „Lösungen“ ergeben hätten. Dabei läßt sich konstatieren, daß es deutliche Verschiebungen im Subjektbegriff gegeben hat: Während die frühe sozialwissenschaftliche Theorie mit „substanziellen“, meist anthropologisch begründeten Aussagen arbeitete, die Festlegung und Bestimmung implizierten, sind mit der Entstehung der im engeren Sinn sozialwissenschaftlichen Betrachtungsweise „holistische“ Vorstellungen mit inhaltlicher Definition immer weiter zurückgedrängt worden. Statt dessen sind mehr und mehr abstrakte, partikulare (z.B. auf Handeln beschränkte) und vor allem logisch begründete Subjekt-Vorstellungen entwickelt und verwendet worden.