Zusammenfassung
Wir sind bisher der Frage nach einem primären Zusammenhang des japanischen und koreanischen Volkes nachgegangen. Anthropologische, archäologische und linguistische Kriterien halfen, die vorgeschichtlichen Sachverhalte aufzuhellen. Zieht man hier eine Zwischenbilanz, so ist festzuhalten, daß seit dem Paläolithikum von der koreanischen Kontinentalbrücke her Menschen auf die japanischen Inseln eingewandert sind, daß die Migrationsbewegung stets in dieser Nordsüdrichtung verlief, sich dann über Kyûshû und Honshû ausbreitete und neben der anderen Migrationsbewegung vom Kontinent über Sachalin und Hokkaidô nach Honshû eine wesentliche ethnische Komponente der neolithischen Jômon-Kultur gebildet haben dürfte. Das plötzliche Eindringen der Reisbau- und Metallkultur nach Japan um die Wende vom 4. zum 3. Jh. v. Chr. ist nur durch einen neuen Einwanderungsschub zu erklären. Die Menschen, die diese Kultur nach Japan brachten und hier eine neue Epoche, die Yayoi-Zeit, einleiteten, kamen vermutlich größtenteils aus dem Südteil der koreanischen Halbinsel. Das tungide Element war bei ihnen vorherrschend, denn die ursprünglichen Sitze der Masse der südkoreanischen Population jener Jahrhunderte ist im mandschurischsibirischen Kontinentalraum zu suchen.
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Literatur
Vgl. Quellenanhang bei B. Lewin: Aya und Hata. Bevölkerungsgruppen Altjapans kontinentaler Herkunft. Wiesbaden 1962, S. 194ff.
Im Hou-Han-shu werden „Gesandtschaften“ der „Wo-Leute“ aus den Jahren 57 und 107 n. Chr. erwähnt, im Wei-chih aus den Jahren 238, 243 und 247. Vgl. A. Wedemeyer: Japanische Frühgeschichte. Tôkyô 1930, S. 171 ff.
Sujins im Kojiki überlieferter Beiname Hatsu-kuni-shirasu-sumeramikoto („Souverän, der anfangs das Reich regierte“) hat neben anderen Umständen zu der Annahme geführt, daß er als eigentlicher Staatsgründer anzusehen sei. Vgl. D. L. Philippi: Kojiki. Tôkyô 1968, S. 208.
Das Pferd kam bereits im Neolithikum der Jômon-Epoche nach Japan. Vgl. Zur Geschichte des Pferdes in Japan. Bericht über Sh. Hayashita: Nihon-sekki-jidai urna no bunrui (1955). In: Beiträge zur Japanologie. Bd. 1, Nr. 1, Wien 1955, S. 37f. — E. Naumann: Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans. In: Folklore Studies. Vol. XVIII, Tôkyô 1959, S. 148.
Die Theorie wurde formuliert auf einem Tôkyôter Symposium: Das japanische Volk. Die Herkunft seiner Kultur und die Entstehung des japanischen Staates (Nihon-min-zoku: bunka no genryû to Nihon-kokka no keisei). In: Minzokugaku-kenyû 13,3 (1949).
Vgl. oben, Anm. 60. Hier wird auch auf seinen Beinamen Mimaki-iri-hiko verwiesen, der im Sinne von „aus Mimana hereingekommener Fürst“ oder „jetzt (neuerdings) hereingekommener Fürst“ interpretiert werden kann.
Die Reitervolk-Theorie ist von ihren Verfechtern in zahlreichen Veröffentlichungen vorgetragen worden. Leicht zugänglich sind ihre englischsprachigen Beiträge in dem Sammelband „Japanese Culture, Its Development and Characteristics“, hrsg. v. R. J. Smith and R. K. Beardsley (London 1963) aufgrund von Vorträgen auf dem Tenth Pacific Science Congress (Honolulu 1961). Auch in seinem Buch „Nihon-bunka-ron“ (Tokyo 1968) stützt sich E. Ishida weitgehend auf die Reitervolk-Theorie. Vgl. engl. Ausg. „Japanese Culture. A Study of Origins and Characteristics“. Tôkyô 1974, S. 69ff.
Vgl. Sh. Hattori: Nihongo no keitô (Die Herkunft des Japanischen). In: Zusetsu Nihon-bunkashi-taikei. Bd. 1, Tôkyô 1956, S. 119. Seinen Berechnungen legte Hattori die Dialekte von Kyoto und Shuri (Okinawa) zugrunde.
Vgl. B. Szczesniak: The Kôtaiô-Monument. In: Monumenta Nipponica VII, 2 (1951). Ders.: Japanese-Korean Wars in A.D. 391–407 and their Chronology. In: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1946,1 (London). Der Gedenkstein wurde 1884 von den Japanern wiederentdeckt. Über die Entdeckungsgeschichte und die anschließenden Forschungen berichtet u.a. Ri Jinhi: Kôtaiô-hi no nazo (Das Rätsel des Gedenksteines des Königs Hot’aewang). Tôkyô 1973.
M. Inoue: Nihon-kokka no kigen. Tôkyô 11960, 161973 (Iwanami-shinsho 380).
Y. Kobayashi: Kofun jidai no kenkyû (Studien über die Hügelgräberzeit). Tôkyô 1961.
Vgl. Inoue, a. a. O., S. 198ff.
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Lewin, B. (1976). IV. In: Der koreanische Anteil am Werden Japans. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 212. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90056-2_4
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