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“Ophelia auf dem schwarzen Wasser traurig zieht...” Zum Motiv des weiblichen Wassertodes

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Liebe, Tod und Wasserfrau
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Zusammenfassung

Im folgenden setze ich mich mit Ophelia als einem zentralen Mythos abendländischer Kunst, Literatur und Alltagswirklichkeit auseinander. Abweichend von der Mehrzahl bisheriger Interpretationsversuche begreife ich auch Ophelia nicht als Metapher für eine allgemein-menschliche Problematik (Verlust von Sprache, Dilemma zwischen realer und geistiger Existenz, “navigatio vitae”, traumverlorenes Menschsein zwischen Blindheit und visionärer Kraft und dergleichen mehr69), sondern mache Ophelias Konzeptualisierung als Frau zum Ausgangspunkt meiner Überlegungen. Mit der Perspektivierung Ophelias als einer Konfiguration des Weiblichen hoffe ich, unbekannte und verkannte Bedeutungen des Mythos aufzudecken.

Die Idee einer Ondine Die Idee einer Ondine ward zu der einer im Fluß versunknen Leiche.

Annette von Droste-Hülshoff, Ledwina

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Anmerkungen

  1. Vgl. Heinz Politzer, Das Schweigen der Sirenen. In: DVJS 1967, 41. Jg., Bd. XLI, S. 444–467; Hanspeter Zürcher, Stilles Wasser. Narziß und Ophelia in der Dichtung und Malerei um 1900. Bonn 1975; Jörg Peter Rüesch, Ophelia. Zum Wandel des lyrischen Bildes im Motiv der “navigatio vitae” bei Arthur Rimbaud und im deutschen Expressionismus. Zürich 1964

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  2. Aus der Vielzahl deutscher Übersetzungen der Ophélie habe ich die von Walter Küchler gewählt, weil sie mir dem Original am nächsten zu kommen scheint. Arthur Rimbaud, Sämtliche Dichtungen. Französisch und Deutsch,herausgegeben und übertragen von Walther Küchler, Heidelberg 51978, S. 24–27

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  3. Schöne Jugend. In: Deutsche Lyrik 1880–1930,Nach Motiven ausgewählt und geordnet von Martin Sommerfeld. Berlin 1931, S. 148

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  4. Die Ertrunkenen,ebd., S. 148/49

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  5. Bradley und Schücking werden zitiert in Harold Jenkins (ed.), Hamlet, The Arden Shakespeare. London 1982, S. 152

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  6. Alle Zitate aus Gertrud Landsberg, Ophelia. Die Entstehung der Gestalt und ihre Deutung. Cöthen 1918, insbes. S. 67–76

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  7. Vgl. hier insbesondere: Maurice Chamey and Hanna Chamey, The Language of Madwomen in Shakespeare and his Fellow Dramatists. In: Signs 3, 1977, S. 451–60; Peter J. Seng, “Ophelia’s Songs in Hamlet”. In: Durhan University Journal, 1964, S. 77–85; Carroll Camden, “On Ophelia’s Madness”. In: Shakespeare Quarterly, Vol. XV, 1964, S. 247–255; Elaine Showalter, “Representing Ophelia: women, madness, and the responsiblities of feminist criticism”. In: Patricia Parker and Geoffrey Hartmann (eds), Shakespeare and the Question of Theory. London 1985, S. 77–94 (Text a).

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  8. Vgl. Julius S. Held, “Flora, Goddess and Courtesan”. In: Millard Meiss (ed), Essays in Honour of Erwin Panofsky. New York 1961, Vol. 1, S. 208/9

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  9. Hg. von Rita Schober, München 1975

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  10. Vgl. Hamlet,hg., übers. u. kommentiert von Holger M. Klein, Stuttgart 1984, Bd. II, Kommentar zu Hamlet IV, 5, S. 507–511

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  11. Hamlet (IV, 7, 165–188), hrsg., übers. u. kommentiert von Holger M. Klein, a.a.O., Bd. I, S. 260–63, Originaltext im Anhang

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  12. Hamlet (III,1, 121), selbst “nunnery” ist zweideutig: es enthält den Doppelsinn von Stätte, wo Ophelia “sicher ist vor Liebe, Heirat und Unzucht” und “ein Haus für unkeusche Frauen”, also Bordell (Jenkins, a.a.O., S. 282 u. 492–6)

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  13. Vgl. die Interpretation verschiedener Ophelia-Darstellungen in der Malerei von Karin Hanika und Johanna Werckmeister, “chrw(133)wie ein Geschöpf, geboren und begabt für dieses Element”. In: Renate Berger/Inge Stephan (Hrsg), Weiblichkeit und Tod in der Literatur. Köln 1987, S. 141–154

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  14. Vgl. den Versuch der “Rettung Ophelias als Heldin” bei Carol Neely, “Feminist Modes of Shakespearean Criticism”. In: Women’s Studies, 9, 1981, II

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  15. Zur psychologischen und soziologischen Interpretation der Geschichte der O von Pauline Reage (München 1979) vgl. Jessica Benjamin, “Die Fesseln der Liebe: Zur Bedeutung der Unterwerfung in erotischen Beziehungen”. In: Feministische Studien, 2, 4. Jg., Weinheim 1985, insbes. S. 14–17

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  16. Vgl. Anna Maria Stuby, “Feministische Shakespearekritik. Versuch einer Orientierung”. In: Gulliver 24, Berlin 1988. S. 72–96

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  17. Vgl. in diesem Kontext die Ausführungen von Elaine Showalter, a.a.O., Text a, S. 79

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  18. Eine ausführliche Diskussion über Differenzen und Ähnlichkeiten des Dramas mit Shakespeares Hamlet findet sich in Gertrud Landsberg, a.a.O., S. 48–53, und bei Harold Jenkins, a.a.O., S. 112–122)

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  19. Bei der “Inconnue de la Seine” (Die Unbekannte aus der Seine) handelt es sich um einen von der Andenkenindustrie massenhaft verkauften Gipsabdruck, der die angebliche Totenmaske einer in der Seine ertrunkenen jungen Frau darstellt. Ganz oben auf der Welle des Inconnue-de-la-Seine-Kultes schwamm Reinhold Conrad Muschlers Novelle Die Unbekannte (Darmstadt, o.J.), eine sentimentale und triviale Gestaltung des Stoffes, in der das Motiv des Ritters und der jungfräulichen Braut publikumswirksam ausgeschlachtet wird.

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  20. Zum Motivstrang der Crazy Kate bzw. Crazy Jane vgl. Ole Munch-Pedersen, “Crazy Jane: A Cycle of Popular Literature”. In: Eire-Ireland, 14, 1979, S. 56–73

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  21. Inge Stephan, “Weiblichkeit, Wasser und Tod. Undinen, Melusinen und Wasserfrauen bei Eichendorff und Fouqué”. In: Renate Berger/Inge Stephan (Hrsg.), a.a. 0. S. 128

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  22. Aus Platzgründen kann ich auf den Motivstrang Schwanengesang,der in vielen Ophelia-Bildern der Literatur und Malerei eine Rolle spielt, nicht eingehen. Zur Verwendung des Motivs in Shakespeares Drama vgl. Claus Uhlig, “Ophelias Schwanengesang: Hamlet IV, 7, 167–184”. In: Jahrbuch der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (West), Bochum 1978, S. 152–183

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  23. Vgl. die Diskussion weiterer Implikationen der bildnerischen Metamorphose Ophelias in Natur bei Hanika/Werckmeister, a.a.O, S. 149/50

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  24. Wie sich der Geschlechterkampf zu Beginn dieses Jahrhunderts literarisch “austobt”, belegen Sandra M. Gilbert und Susan Gubar mit zahlreichen Beispielen in ihrem 1988 erschienenen Buch No Man’s Land. The Place of the Woman Writer in the Twentieth Century,Vol. I, The War of the Words. New Haven 1988; vgl. insbes. das Kapitel “The Battle of the Sexes”.

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  25. Vgl. Jenkins, a.a.O., S. 466; “Longer Notes” zu “if the sun breed maggots in a dead dog” und zu “a good kissing carrion”.

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  26. Übrigens ereilte die Lady of Shalott ein ähnliches Schicksal. Mehr als 150 Jahre lang war sich die Literaturkritik darin einig, sie als Metapher für das Dilemma der männlichen Künstlerexistenz zwischen Distanz und Nähe zur Welt zu interpretieren. Im Hinblick auf Heines “Lorelei”-Gedicht (“Ich weiß nicht, was soll es bedeuten”) und Rimbauds Ophélie schreibt Heinz Politzer: “Wie Heines ‘Lorelei’-Gedicht ist auch Rimbauds Ophélia eine Selbstaussage der Dichtung über ihren eigenen Zustand. In diesem blassen Mädchen, das blütengleich und sternumkränzt die dunkle Flut ins Vergessen hinabschwimmt, während die Musik als Jagdruf fernehin vertönt, sagt sich die Romantik noch einmal Lebewohl.”d (Vgl. Anm. 1, S. 463/4)

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  27. Rainer Maria Rilke, Malte Laurids Brigge. Werke in 6 Bänden, Bd. III, 1, Frankfurt/M. 21982, S. 178/79

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  28. Johannes R. Becher, Gedichte 1936–1941. Berlin und Weimar 1966, S. 241. Die unter Anm. 19 erwähnte Novelle Muschlers endet mit den Worten. Becher, Gedichte 1936–1941. Berlin und Weimar 1966, S. 241. Die unter Anm. 19 erwähnte Novelle Muschlers endet mit den Worten: “Madeline Lavin fühlte die Wellen nicht, sank langsam unter,chr... ‘Ja, Thom, ich bin’s–ich komme!’–Ihr Antlitz lächelte verklärt, als man sie fand.” (S. 127); und schon Elaine “lag da, als ob sie lächelte”. Erika Mitterer dagegen “enteignet” dem Betrachter dieses Lächeln, wendet es in “dies letzte Lächeln rein ins Leerechrw(133), dem keiner mehr gewachsen wäre.” (Vgl. Abdruck des Sonetts im Anhang). Auch Ödön von Horvath subvertiert die sentimentalisierte, das “Frauenopfer” idealisierende Sicht der “Inconnue” in einer Komödie, in welcher er die Grenzen zwischen Töten, Selbsttötung und Getötetwerden auflöst. Ödön von Horvath, Gesammelte Werke, Bd. II. Frankfurt/M. 1972, S. 140–199

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  29. Vgl. auch Blumes ausführliche Diskussion der Ballade in seinem Essay “Motive der frühen Lyrik Brechts”. In: Bernhard Blume, Existenz und Dichtung. Essays und Aufsätze ausgewählt von Egon Schwarz. Frankfurt/M. 1980, S. 275–306. Außerdem: Werner Kraft, “Ophelia”. In: Merkur XIV, 10, 1960, S. 930–942

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  30. Zur psychoanalytischen Deutung des Totenschiffs vgl. u.a. die Ausführungen Gaston Bachelards zum “complexe de Caron”, a.a.O., S. 97–109

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  31. Werner Kraft, a.a.O., S. 935

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  32. Vgl. Brigitte Peuckers Deutung des Ophelia-Motivs in Droste-Hülshoffs Werk als poetologische Metapher: “Droste-Hülshoffs Ophelia and the Recovery of Voice”. In: Journal of English and German Philology, 82, 1983, S. 374–91

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Stuby, A.M. (1992). “Ophelia auf dem schwarzen Wasser traurig zieht...” Zum Motiv des weiblichen Wassertodes. In: Liebe, Tod und Wasserfrau. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91070-7_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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