Zusammenfassung
Kritische Auseinandersetzung mit der Anstaltserziehung ist so alt wie diese selbst. Geht sie aus von einer Funktionsbestimmung öffentlicher Erziehung als Ersatz und Ergänzung zu mißlingender Familienerziehung — im Hinblick auf die Reproduktion der Ware Arbeitskraft —, so kommt sie allemal schnell zu dem Schluß, daß Anstaltserziehung in ihren Ergebnissen dysfunktional ist: Vermittelt durch die Strukturen einer ›totalen Institution‹, die das gesellschaftliche Verhältnis von Arbeit, Vertrag, Tausch und Lohn transformiert in ein Verhältnis von Wohlverhalten, Zwangsarbeit und Belohnung, grenzt sie Jugendliche aus ihren Lebenszusammenhängen und der gesellschaftlichen Wirklichkeit aus mit der widersprüchlichen Funktion der Wiedereingliederung. Von dieser negativen Bestimmung der Dysfunktionalität her stellt sich dann die Frage, warum Anstaltserziehung überhaupt aufrechterhalten wird. Dies führt zu einer weiteren negativen Bestimmung, der Repressionshypothese: Anstaltserziehung hat repressive Kontroll- und Disziplinierungsfunktion; sie kontrolliert die Abweichenden unmittelbar und sie kontrolliert die (noch) nicht Abweichenden, über denen ständig das Damoklesschwert des Ausschlusses hängt.
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Wortmann, R. (1996). Die Produktivität der moralischen Behandlung. In: Berg, R. (eds) Den Boden bereiten für Freundlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92567-1_7
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-92568-8
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