Zusammenfassung
Als Teil von Modernisierung gilt eine zunehmende Individualisierung und Fragmentierung der Gesellschaft. Die vielfach beobachtete nachlassende Bindekraft gesellschaftlicher Institutionen hat auch Auswirkungen auf politische Parteien und Wahlkämpfe. So wird vermutet, dass eine steigende Zahl von Wechselwählern einen Rückgang stabiler Parteiidentifikationen anzeige und die Bedeutung von eher situativen Faktoren wie Wahlkampfthemen und Kandidatenimages für die Wahlentscheidung zunehme. Dadurch könnte sich das persuasive Potenzial von Wahlkämpfen insgesamt vergrößern. Deshalb müssten sich Parteien verstärkt darum bemühen, die „richtigen“Themen zu setzen, ihre Deutungen zu beeinflussen sowie ein möglichst positives Bild der eigenen Kandidaten zu zeichnen, (vgl. zum Diskussionsstand Schulz 1998; Holtz-Bacha 1999)
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Literatur
Vgl. zur Auswahl der Interviewpartner und der Erhebungsmethode den Beitrag von Greger/ Tenscher in diesem Band.
Je nach Kommunikationsstil des Befragten kann eine Analyseeinheit z.B. nur ein Satz sein oder sich auch über viele Zeilen erstrecken.
Ein Beispiel aus dieser Analyse wäre die Ermittlung angestrebter Priming-Effekte (vgl. Abschnitt 5): Diese liegen dann vor, wenn eine Akteursvariable gemeinsam mit der Kategorie „Policy-Kompetenz“
sowie einer sachpolitischen Themendimension codiert wird. Der Vorteil im Vergleich zu einem eher hierarchischen Kategoriensystem liegt darin, dass diese Variablen nicht neu definiert und vergeben werden müssen, wenn es etwa in einem anderen Kontext um die separate Analyse von Thematisierungs- und Personalisierungsprozessen geht; vgl. in dieser Hinsicht auch die Semantische Struktur- und Inhaltsanalyse (SSI) von Früh (1998: 236–249), die ähnlichen Organisationsprinzipien folgt.
Auf eine eigenständige Betrachtung der PDS musste hier und in den folgenden Analysen aufgrund der niedrigen Fallzahlen, die auch die Anonymität der Interviewpartner in Frage gestellt hätten, verzichtet werden. In der Grundgesamtheit sind die Interviews mit PDS-Akteuren gleichwohl immer enthalten.
Zur Veranschaulichung werden auch besonders aussagekräftige direkte Zitate aus den Interviews verwendet. Dem waren allerdings spezifische Grenzen gesetzt: Auch über eine potenziell mögliche indirekte Identifikation sollte die Anonymität der Aussagen der Befragten nicht gefährdet werden. Dieses Problem tritt auch bei den indirekten Quellenbelegen auf, die aus diesem Grund vielfach nur „gesammelt“wiedergegeben werden können. Die dabei verwendeten Abkürzungen beziehen sich auf die im Archiv des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau befindlichen Transkriptionen und bedeuten: Pol = Politiker, PV = Politikvermittlungsexperten, Jou = Journalisten.
Vgl. mit Bezug auf die SPD ähnliche Befunde zur Bundestagswahl 1998 (Donsbach 1999).
Vgl. zu den Personalisierungsstrategien der einzelnen Parteien im Allgemeinen: Jou3: 5–13, 85–106, Jou5: 7–9, Jou6: 86–118, 599–612, Jou7: 7–16, 402–410, Jou9: 525–609, Joul2: 59–141, 169–186, Joul3: 50–77, 338–343, 1154–1163, 1276–1290, Joul5: 16–20, Joul6: 191–278, Joul8: 392–396, Poll: 264–272, Pol3: 42–52, Pol6: 116–119, Pol7: 36–103, PV5: 577–596, PV7: 664–668, 745–833, PV9: 849–860.
Die Interviews enthalten zahlreiche Äußerungen, in denen die Befragten die Personen- oder Themenorientierungen in den Wahlkampfstrategien der Parteien bzw. in der Wahlkampfberichterstattung der Journalisten einschätzen. Grundgesamtheit sind entsprechend alle Nennungen, die dem Personenbezug oder dem Themenbezug eine hohe Bedeutung zuweisen. (Lesebeispiel: Von 45 Aussagen, die sich zur Themen- oder Personenorientierung des SPD-Wahlkampfes äußern, wird in 91,1 Prozent der Fälle der Personenbezug als besonders relevant für die SPD-Strategie erachtet.)
Bei der Unterscheidung der Personalisierungsanteile in Selbstwahrnehmung (S) und Fremdwahrnehmung (F) ergibt sich folgendes Bild: SPD: 77,8 Prozent (S) — 100 Prozent (F); CDU: 0 Prozent (S) — 90,1 Prozent (F); Bündnis 90/Die GRÜNEN: 37,5 Prozent (S) - 25 Prozent (F); F.D.P.: 60 Prozent (S) - 93,1 Prozent (F); Journalisten: 79,2 Prozent (S) - 87,7 Prozent (F). Aufgrund der zum Teil niedrigen Fallzahlen ist die empirische Gültigkeit jedoch eingeschränkt.
Vgl. Entman 1993; Lüders/Meuser 1997 sowie zu den Grundlagen Goffman 1996 u. Willems 1997.
Grundgesamtheit in Tabelle 4.02 und 4.03 sind alle Aussagen, die sich - manifest oder latent - auf politische Wahlkampfthemen beziehen. Dabei sind Mehrfachnennungen möglich: Wird zum Beispiel von einem Befragten die „Kinder-statt-Inder“-Kampagne als Thematisierungsstrategie der CDU diskutiert, konnten bei der Codierung bis zu drei wahrgenommene Themenbezüge festgestellt werden: Wirtschaft/Arbeit, Soziales und Einwanderung. (Lesebeispiel: In 27 Prozent aller Codierungen, die sich auf die wahrgenommene Themenstrategie der CDU beziehen, wird von den Befragten der Themenbezug „Einwanderung“als für die CDU charakteristisch erachtet.)
Wie in Abbildung 4.01 sind Journalisten hier aufgenommen, da auch sie über ihre Berichterstattung als Wahlkampfakteure mit spezifischen Thematisierungs- und Personalisierungsinteressen angesehen werden können. (Lesebeispiel: Hinsichtlich der Themenbezüge, die in der Wahrnehmung der Befragten von Journalisten im Wahlkampf betont werden, werden in 47,5 Prozent aller Fälle „Skandale“genannt.)
Davon abgesehen ist an dieser Stelle noch einmal zu betonen, dass sich hier getroffene Aussagen immer nur auf die Wahrnehmung der Akteure beziehen.
Vgl. Jou9: 23–33, Jou10: 19–24, Jou11: 31–44, Jou16–17, Pol8: 765–781, PV1: 485–487, PV7: 285–296.
Vgl. Jou4: 13–38, Jou9: 311–346, Jou11: 173–186, Joul2: 854–864, Joul3: 21–33, Joul5: 20–23, 94–105, 115–116, 286–325, Pol5: 252–275, 544–565, Pol8: 650–682, PV1: 532–548, PV5: 382–401, PV9: 747–751.
Vgl. Joul2: 763–767, Joul3: 1154–1159, Joul7: 306–308, Pol2: 143–169, PV7: 180–184, PV8: 566–574.
Vgl. ausführlich zur CDU-Kampagne und ihrer Bewertung: Joul: 331–342, Jou2: 768–824, Jou3: 144–161, 576–598, Jou4: 268–273, Jou7: 19–37, 309–340, 468–473, Jou9: 62–78, 311–346, Jou11: 152–195; Joul2: 258–305, Joul3: 27–38, 680–684, Joul4: 300–305, Joul5: 94–105, 286–325, Joul7: 51–58, Poll: 125–152, Pol3: 526–534, Pol5: 307–327, 694–749, Pol7: 310–322, Pol8: 644–649, PV1: 345–361, 899–907, PV3: 348–360, PV4: 71–159, PV5: 211–256, 371–380, PV6: 79–114, PV9: 792–794.
Vgl. z.B. den Plakatentwurf mit Hitler (vgl. Abbildung 13 im Anhang des Beitrages von Geisler/Tenscher in diesem Band).
Vgl. auch JoulO: 507–514, Joul7: 278–286, Pol7: 365–369, 546–548.
Vgl. zur verkehrspolitischen Thematisierungsstrategie der F.D.P.: Jou3: 92–104, JoulO: 507–612, Joul 1: 75–93, Joul2: 924–933, Joul6: 519–527, Pol7: 161–168, PV4: 207–214, PV9: 143–156, 515–528, 825–849, 1207–1226.
Vgl. auch Jou10:585–612.
Vgl. zu den umweltpolitischen Thematisierungsbemühungen von Bündnis 90/Die GRÜNEN: Jou3: 614–633, Jou5: 47–56, Joul2: 136–141, Joul3: 1154–1159, 1231–1234, Pol2: 210–233, 435–449, PV7: 189–194, 548–557.
Vgl. auch PV3: 492–495.
Das heißt, nur in 86 von 146 Fällen wurde im relationalen Kategoriensystem der Themenbezug „Skandale“gemeinsam mit Akteuren codiert, bei denen ein entsprechendes Thematisierungsinteresse von Befragten wahrgenommen wird.
Vgl. Jou7: 19–28, Jou8: 59–83, Joul8: 31–39, Poll: 44–60, 473–476, Pol3: 773–783, Pol5: 252–264, 302–321, Pol8: 298–316, PV6: 49–204, PV9: 777–823.
Vgl. Jou6: 32–42, Jou8: 120–138, Jou9: 6–23, Jou11: 7–31, Joul2: 681–688, Joul3: 232–237, Joul6: 409–414, Pol4: 668–670, PV1: 797–864, PV2: 553–579, PV3: 316–323, PV5: 139–210, 274–315, 185–200, PV6: 270–280.
Vgl. Joull: 44–74, Joul3: 221–225, Joul6: 43–51, 268–278, Pol2: 167–191, Pol4: 568–572, PV7: 318–343.
Vgl. Jou2: 104–118, Jou4: 94–96, Joul5: 27–29, Joul6: 63–66, Pol8: 207–209.
Vgl. zur Rolle der Medien: Jou3: 104–118, 447–460, Jou10: 829–904, Joul7: 771–832, PV6: 302–328, PV8: 508–517.
Vgl. zu Skandalisierungsbemühungen neben der Spenden- und Flugaffäre: Jou8: 488–499, Jou12: 455–485, Joul5: 494–502, Jou16: 904–932, Joul7: 771–832, Joul8: 311–349, PV2: 480–492, PV4: 750–775, PV5: 566–571, PV9: 765–768.
Vgl. zu den beiden großen Parteien: Jou1: 56–58, Jou2: 66–99, Jou3: 208–213, Jou4: 71–76, 330–342, Jou5: 18–34, 81–101, Jou6: 32–42, Jou9: 6–23, Jou11: 7–31, Joul4: 592–598, Joul5: 375–380, Joul8: 39–48, Poll: 96–98, Pol3: 88–93, PV4: 166–180, PV5: 229–236, 274–315, PV6: 114–204.
Vgl. zur F.D.P.: Jou5: 34–47, Jou6: 65–70, 613–626, Joul5: 23–30, Joul7: 114–151; Pol6: 67–82, Pol7: 33–49, 290–303, PV9: 182–280, 560–601.
Vgl. zu Bündnis 90/Die GRÜNEN: Jou7: 50–76, Joul3: 40–50, Joul6: 205–228, Joul7: 102–114, Joul8: 23–30, PV5: 718–721, PV7: 335–386, PV8: 120–243.
„War Room“wurde die Wahlkampfzentrale Bill Clintons im Präsidentschaftswahlkampf 1992 genannt und „Kampa“war die Bezeichnung für die SPD-Wahlkampfzentrale im Bundestagswahlkampf 1998.
Vgl. Jou1: 237–245, Jou6: 520–533, Jou7: 349–376, Joul3: 1003–1040, Joul6: 992–1010, Pol7: 49–89, PV1: 349–407, PV3: 908–935, PV9: 920–938, PV10: 1067–1077; vgl. hierzu auch den Beitrag von Geis-ler/Tenscher in diesem Band.
Vgl. Joul3: 400–428, 1042–1049, Joul8: 590–595, Pol5: 574–586, PV4: 249–279, 598–620, PV6: 571–604.
Die dritte Dimension „Polity“, die sich auf politische Strukturen bezieht, ist in diesem Kontext von geringerer Relevanz.
Vgl. zur Politics-Kompetenz Clements und den wahrgenommenen Gegenstrategien der CDU: Joul: 47–59, Jou9: 23–33, Jou10: 528–536, Jou11: 367–370, Joul2: 631–654, Joul5: 425–438, Joul6: 301–367, Joul8: 456–484, Pol3: 488–505.
Vgl. zur Policy-Kompetenz Clements und den wahrgenommenen Gegenstrategien der CDU: Jou2: 927–951, Jou5: 313–323, Jou6: 571–587, Jou10: 19–24, Joull: 31–44, Joul2: 934–946, Joulö: 95–106, Pol3: 705–772,, PV1: 516–531, PV2: 83–94, PV3: 222–274, 945–967.
Auf diese Weise gelang es dem späteren Ministerpräsidenten, bei seiner späteren Frau auf einem Bochumer Schulhof Anschlusskommunikationen auszulösen (vgl. Image-Broschüre der SPD zum NRW-Wahlkampf).
Vgl. zu den Charakterkompetenzen: Joul: 309–323, Jou3: 559–576, Jou4: 55–76, Jou5: 301–308, 542–560, Jou6: 571–587, Jou7: 116–140, Joul2: 47–57, 840–850, Joul3: 825–893, Joul6: 169–190, Joul7: 209–231, 421–442, Joul8: 357–366, Pol4: 681–691, Pol5: 614–641, PV1: 645–715, PV2: 151–164, 310–434, PV3: 222–274, 281–327, PV4: 730–735.
Vgl. Joul2: 867–872, Pol3: 803–818, Pol4: 681–690.
Vgl. zu den Charakterkompetenzen: Jou1: 83–94, Jou5: 317–323, Jou6: 700–708, Jou7: 17–30, Jou8: 63–83, Joul3: 789–796 915–946, Pol3: 518–552, PV4: 629–729, PV6: 211–247, PV7: 652–657, PV9: 709–712.
Vgl. zu den Policy-Kompetenzen: Jou5: 475–496, Jou9: 311–346, Joul2: 258–305, Joul3: 21–33, Joul6: 349–356, Pol3: 689–700, Pol8: 781–802, PV4: 669–675.
Vgl. zu den Politics-Kompetenzen: Jou11: 264–276, Joul2: 674–715, Joul3: 662–684, 1092–1096, Pol3: 773–788, Pol5: 609–627, PV1: 899–907, PV4: 921–943, PV5: 552–557, PV9: 786–813.
So beschreibt Jou11 (325–326) überspitzt den Versuch der CDU, Politics-Kompetenzen ihres Spitzenkandidaten zu vermitteln.
Vgl. Abbildungen 4 und 5 im Anhang des Beitrages von Geisler/Tenscher in diesem Band.
Vgl. zu den Policy-Kompetenzen: Joul2: 731–773, Joul7: 304–336, Pol2: 143–169, PV7: 180–184, 661–702, PV8: 566–574.
Vgl. zu den Integrationskompetenzen: Jou1: 273–275, Jou2: 951–1010, Jou5: 332–337, Jou8: 357–378, Jou9: 363–369, Joul3: 57–190, Joul6: 559–589, Joul2: 816–827, Joul7: 304–336, Joul8: 409–425 Pol6: 400–406.
Joul2: 732–733; vgl. auch Joul6: 586–589.
Vgl zu den Politics-Kompetenzen: Joul: 1217–1244, Jou2: 1217–1244, Jou3: 614–633, Joul3: 691–733, Joul6: 559–589, Joul7: 304–336, Joul8: 409–425.
Vgl. zu den Darstellungskompetenzen: Jou2: 897–911, Jou8: 379–385, Jou11: 75–93, Joul4: 387–395, Joul5: 347–381, Joul6: 53–66, Joul7: 68–98, Pol7: 152–194, 638–677, 694–720, PV3: 897–908, PV9: 162–343, 825–849.
Vgl. zum so genannten „Hitler“-Plakat der F.D.P. Abbildung 10 im Anhang des Beitrages von Geisler/Tenscher in diesem Band.
Vgl. Pol8: 549–575.
Vgl. zu den Policy-Kompetenzen: Jou6: 485–489, Joul5: 522–537, Joul6: 53–66, PV7: 358–367, PV9: 658–694.
Vgl. zu den Politics-Kompetenzen: Jou7: 396–401, Joul3: 735–771, Joul6: 646–653, Pol7: 101–152, PV7: 727–733.
Vgl. Jou1: 357–363, Jou3: 85–106, Jou5: 323–333, Jou11: 75–93, Joul2: 716–726.
Das heißt, ein Akteur der Partei A würde in seiner Fremdwahrnehmung einer Strategie der Partei B mit einer größeren Wahrscheinlichkeit mit der Fremdwahrnehmung eines Journalisten übereinstimmen als mit der Selbstwahrnehmung eines Akteurs der Partei B.
Die Vorstellung einer hohen Interdependenz zwischen Politik und Medien (vgl. Saxer 1981; Jarren 1988) oder gar eines politisch-medialen „Supersystems“(vgl. Plasser 1985; Stöckler 1992) spielt in der politischen Kommunikationsforschung seit vielen Jahren eine wichtige Rolle.
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Hoffmann, J. (2002). Kinder — Inder — Clementinen. In: Sarcinelli, U., Schatz, H. (eds) Mediendemokratie im Medienland. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen, vol 41. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93260-0_4
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