Interaktionszentrierte Forschungsansätze

Zusammenfassung

Die bisherigen Ausführungen scheinen darauf hinzuweisen, daß die Reaktivitätsforschung immer in je eine bestimmte Richtung reduktionistisch war. Dieser Eindruck ist jedoch nicht korrekt, zumal bereits in früheren Ansätzen das Interviewgeschehen als Interaktion angelegt war. Bereits HYMAN (1954) konzipierte mögliche Verzerrungen von Befragtenantworten als Resultat mehrerer Quellen (nicht immer nur als Effekt des Interviewerverhaltens). Allerdings werden diese Ursachen der Fehlervarianz additiv aufgefiihrt, und HYMAN (1954) legte seinen Schwerpunkt auch auf die interviewerzentrierte Perspektive.⁵⁷ In der Folgezeit haben auch Lehrbücher über sozialwissenschaftliche Erhebungsmethoden diese Darstellungsart übernommen (z.B. BUNGARD/LÜCK 1974, KRIZ 1981). Eine interaktionistische Sichtweise muß dagegen über die Summierung einzelner Fehlervarianzen hinausgehen, ohne diese jedoch zu vernachlässigen. Sie ist demzufolge auch nicht von den spezifischen Ansätzen, die entweder den Interviewer, den Fragebogen oder den Befragten in den Mittelpunkt stellen, zu trennen, sondern integriert diese jeweils und ergänzt sie um die Wechselseitigkeit der Perspektiven (Erwartungserwartungen, wechselseitige Wahrnehmung usw.). Deshalb sollen nur die explizit ergänzungsbedürftigen Faktoren in diesem Kapitel vorgestellt werden.