Zusammenfassung
Seit einiger Zeit stehen die westlichen Industrienationen an der geöffneten Tür Chinas, um Zutritt zum chinesischen Markt zu erhalten. Während nach dem Massaker am Tiananmen im Juni 1989 die Welt zurückhaltend, oft ablehnend, in jedem Fall pessimistisch auf China blickte, hat sich das Bild heute nachhaltig gewandelt. Große Unternehmen und bedeutende Politiker des Westens sind bemüht, durch engere Kontakte mit der politischen Führung Chinas den Anschluß an eine Entwicklung zu wahren, die China zur Weltmacht und Weltwirtschaftsmacht des 21. Jhds. führt. Dabei treten politische Bedenken in den Hintergrund: Mehr noch, die chinesische Führung wuchert mit dem Kapital der Zukunft und ist in der Lage, beispielsweise durch die selektive Vergabe von Großaufträgen an Unternehmen bestimmter Länder angemessenes Verhalten der dortigen Politiker zu erzwingen. Die gegenwärtige politische Führung, die verantwortlich für die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung ist, hat die Erwartungen der Welt über die Zukunft Chinas klug genutzt, um erneut politische Anerkennung zu gewinnen. Selbst der amerikanische Präsident Clinton, der noch im Wahlkampf Präsident Bush mit äußerst scharfen Worten wegen seiner China-Politik angriff, hat sich heute zur Fortführung von dessen Politik entschlossen: das heißt, zur Entkoppelung zwischen politischen — also insbesondere hinsichtlich der Menschenrechtsproblematik — und wirtschaftlichen Aspekten der Beziehungen zu China.
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Literaturempfehlungen
Ein guter Überblick über die Interdependenz zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, Innen-und Außenpolitik Chinas ist der jüngst erschienene Band der Trilateral Commission, Yoichi Funabashi/ Michel Oksenberg/Heinrich Weiss, An Emerging China in a World of Interdependence: a Report to the Trilateral Commission, New York/Tokyo/Paris 1994.
Zur umstrittenen Frage eines möglichen Zerfalls Chinas und des chinesischen Regionalismus ist der Vergleich erhellend zwischen Gerald Segal, China’s Changing Shape, in: Foreign Affairs Vol. 73(3), 1994, S. 43–58, und David S.G. Goodman, Provinces Confronting the State? in: Kuan Hsin-chi/M. Brousseau, ed., China Review 1992, Hong Kong 1993.
Die historischen Dimensionen der heutigen Stellung Chinas in der Welt werden meisterhaft ausgearbeitet von Jürgen Osterhammel, China und die Weltgesellschaft, München 1989, insbesondere, was die Entwicklungen vor 1949 betrifft.
Zum sensiblen Problem der chinesischen Ethnizität siehe soeben die Beiträge von Dikötter, Sautman und Sullivan in The China Quarterly Vol. 138, 1994, S. 404–457.
Zur Bedeutung der Modernisierungsideologie für die Selbstdarstellung Chinas siehe Susanne Weigelin-Schwierdzik, Politik und Ökonomie in der innerchinesischen Debatte über die Zukunft der VR China, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 51/ 93, 1993, S. 15–26.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Herrmann-Pillath, C. (1995). China: Weltmacht und Weltwirtschaftsmacht des 21. Jahrhunderts?. In: Marktwirtschaft in China. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93630-1_1
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