Skip to main content

Familientherapie Zweiter Ordnung: Überblick und Anwendung

  • Chapter
Die Familie in der Familientherapie

Part of the book series: Beiträge zur psychologischen Forschung ((BPF))

  • 70 Accesses

Zusammenfassung

Vertreter der Familientherapien behelfen sich im Falle einer Kritik, die über das auch in ihren Kreisen übliche Problematisieren hinausgeht, mit dem Einwand, daß sich inzwischen neue und menschenfreundlichere Methoden in den systemischen Familientherapien durchgesetzt hätten (Ludewig 1988a; Hargens 1988; v. Schlippe 1988). Generell ist dieser Einwand unzutreffend, wie Körner und Zygowski (1988 b) gezeigt haben. Trotzdem soll abschließend neueren Tendenzen in Familientherapien nachgegangen werden, die mit Etiketten, wie Familientherapie “zweiter Ordnung”, “radikaler Konstruktivismus” u. a. m. verbunden sind.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Momentan ist noch nicht absehbar, wer zu dem Kreis der Vordenker einer Therapie zweiter Ordnung gehört. Telfener (1987) und Rotthaus (1989) erweitern den genannten Kreis.

    Google Scholar 

  2. Gerade das von interessierter Seite lancierte Werk von Reiter u. a. (1988) kann diesen Anspruch in keiner Weise einlösen (vgl. Zygowski 1990).

    Google Scholar 

  3. Daß es mit der Realisierung egalitärer Vorstellungen nicht weit her war, zeigt z. B. die Reihenfolge der Autorennamen bei den Publikationen der Mailänder Gruppe (vgl. dazu auch Boscolo u. a. 1988, 87 ff.). Auch auf Klienten scheint das Team hierarchisch gewirkt zu haben. Daraus haben Selvini Palazzoli und Prata (1980) noch den Spezialfall der Familie Macchi konstruiert, die unbedingt von Palazzoli behandelt werden wollte (ebda, 158–165). Daß Hoffman etwas gegen “kontrollorientiert(e)” Familientherapie einzuwenden hatte, konnte dem Leser/der Leserin bei der Lektüre von Hoffman (1982) nicht auffallen. Fragwürdige Therapiebeispiele finden sich in Fülle, allerdings unkritisiert! Aber wie die Autorin heute, wollen auch andere Familientherapeuten nichts davon wissen, wie ich an anderer Stelle gezeigt habe (Körner 1989).

    Google Scholar 

  4. Fischer und Wurth (1989) kritisieren die Vereinnahmung von Piaget.

    Google Scholar 

  5. Bei der Ignorierung von Gründen für Schuldzuweisungen muß Hoffman zwangsläufig dazu kommen, wechselseitige Kreisläufe zu konstruieren, da niemand allein die Schuld haben darf, sondern eigentlich alle schuld sind, es daher auch uninteressant ist, nach den Ursachen zu suchen. Wir haben im Zusammenhang mit dem sog. “Rüstungswettlauf’ auf die Fehlerhaftigkeit und Interessiertheit einer solchen Argumentation hingewiesen (Hörmann/Körner 1988).

    Google Scholar 

  6. Gerade bei der Redigierung der Studie stelle ich fest, daß ganz zaghaft das Thema “Inzest und Systemtherapie” angesprochen wird (Krüll 1990, 39 f.).

    Google Scholar 

  7. Was der Vater getan hatte, interessierte die Therapeuten nicht, und wäre im Familienrahmen auch nicht explorierbar (vgl. Steinhage 1989).

    Google Scholar 

  8. Die Gefahr des Inzestes ist bei Stiefvätern prozentual höher als bei leiblichen Vätern (Rijnaarts 1988, 261).

    Google Scholar 

  9. Welche psychischen Auswirkungen schon dieses Verhalten eines Vaters. haben kann, schildert Rijnaarts (1988, 284–288).

    Google Scholar 

  10. Der Psychiater Boscolo kann Verrücktheit per Augenschein diagnostizieren (vgl. dagegen Rosenhan 1977).

    Google Scholar 

  11. Da in der Literatur verschiedene Begriffe für den Vater-Tochter-Inzest, den Inzest überhaupt, verwendet werden, benutze ich diese Termini synonym, ohne die jeweiligen Feinheiten der Abgrenzung zu berücksichtigen (dazu: Vucelic 1989).

    Google Scholar 

  12. Ludewig (1987, 179) beschreibt aus eigener Erfahrung, wie schnell und angeblich erfolgreich sich Mailänder Methoden umsetzen lassen.

    Google Scholar 

  13. Die einzelnen Therapiemöglichkeiten sind z. B. bei Hirsch (1987), Rijnaarts (1988) und Steinhage (1989) dargestellt.

    Google Scholar 

  14. Nicht die Familie weigert sich, sondern nur die Eheleute (vgl. Wunsch, das Geheimnis zu wahren ebd., 125) und vielleicht würde Frau B. mit entsprechen- der therapeutischer Hilfe zu einer anderen Einstellung finden (s. Psychologin);

    Google Scholar 

  15. Rijnaarts (1988, 173) nennt u. a. auch systemtheoretische Literatur, in der es Usus sei, Müttern, die gegen Inzest-Väter Anzeige erstatten, unlautere Motive zu unterstellen. Rommelspacher (1989, 102) zitiert eine These von Russell (1986), “daß je besser ausgebildet die Professionellen sind, desto eher sind sie geneigt, sich mit dem Täter zu identifizieren (dem Kind nicht zu glauben)”. Zumindest für die beiden therapeutischen Spitzenkönner Boscolo und Cecchin und die beiden Expertinnen Hoffman und Penn scheint diese These zu stimmen Ansonsten steht zu befürchten, daß die übelsten Therapien der Protagonisten nicht veröffentlicht werden (vgl. zu dem Thema “Falschbehandlungen” auch Coleman 1985), und daß die Therapeutinnen und Therapeuten, die mit oder ohne Ausbildung, gläubig solche Methoden anwenden, Familienmenschen noch mehr schaden.

    Google Scholar 

  16. Im Sinne von Allianz/Koalition. Der ungenaue Sprachgebrauch deutet m. E. das Interesse an, die Unterschiede zwischen Allianzen, Koalitionen in der Familie (Selvini Palazzoli u. a. 1984, 256 f.) und der staatlichen Institution Ehe (s. 3.) zu verwischen.

    Google Scholar 

  17. Ich will das nicht überbewerten, doch fallen den Therapeuten bei aus ihrer Sicht negativen Phänomenen öfter Frauen als Urheberinnen ein. Eine weitere Kostprobe: “Wenn du siehst, daß ein Therapeut von der Mutter in der Familie verführt worden ist, rufst du den Therapeuten heraus. Du sagst nicht: ‘Du machst etwas falsch.’ Wenn du das tust, machst du auch etwas falsch, du bist nicht neutral. Du sagst: ’Wir bemerken, daß es der Mutter gelungen ist, deine Aufmerksamkeit stärker zu erregen als Vater und Sohn. Hast du eine Ahnung, wie sie das erreicht hat?’ Benutze das Wort ”wie“. Oder: ’Welche Technik hat sie angewendet, um dich zu verführen?’ So wird es zu einer interessanten Anregung. Der Therapeut ist sich dessen nicht bewußt, also beginnt er, darüber nachzudenken. Dann sagst du allen anderen Leuten hinter dem Spiegel: ’Laßt uns darauf achten, wie das Verhalten von Vater und Sohn durch dieses erfolgreiche Manöver der Mutter beeinflußt wird.’ Du sagst das in Anwesenheit des Therapeuten. Du klagst ihn nicht an, du sagst nichts, es ist eine Erfahrung. Vielleicht wird der Therapeut selbst sagen: ’Ja, mir ist aufgefallen, daß der Sohn nervös wird - er sieht mich nicht an - der Vater guckt auf seine Uhr. Gut, was machen wir also nun?’ Dann geht der Therapeut wieder hinein, jetzt aber mit einer anderen Idee. Du hast den Therapeuten nicht negativ konnotiert, sondern ihm nur geholfen, auf den Prozeß zu achten und dadurch seine Neutralität wiederhergestellt” (193 f.). Die Mitglieder des ursprünglichen Viererteams in Milano scheinen doch stark von ihrem patriarchalisch-misogynen Milieu geprägt zu sein (Treacher 1987).

    Google Scholar 

  18. Für den Vater konstruieren die Therapeuten eine double-bind-Situation, in der sich die Mutter vermutlich befmdet (Rijnaarts 1988). Ihre Lage wird weitgehend ignoriert. Dafür fmden die Therapeuten es wohl nicht so logisch, daß der Vater wegen seines sexuellen Mißbrauchs gemieden wird.

    Google Scholar 

  19. Mir fällt hier wie an anderer Stelle (vgl. Hörmann/Körner 1988, 221) wieder auf, daß sich die Parteilichkeit der Mailänder darin äußert, daß der von ihr favorisierten Partei zugute gehalten wird, daß sie ein bestimmtes Verhalten nur zeigt. In diesem Fall suggeriert die Einschätzung, daß der Inzest, daß sexuelle Übergriffe gar nicht stattfmden, also auch nicht zu allererst von den Therapeuten zu verhindern seien.

    Google Scholar 

  20. vgl. dazu Grölls (1983, 65–69) Analyse der interessierten funktionalistischen Sicht, in der er feststellt: “D. h. kurz gesagt: Der Funktionalismus der Theoretiker hat die in der Realität ablaufende Funktionalisierung zu seiner Voraussetzung und ‘stimmt’ - günstigenfalls - insofern und insoweit.” (ebda, 66).

    Google Scholar 

  21. Die Mailänder pflegen den Mythos von der gestörten Mutter-TochterBeziehung in Inzest-Familien (s. Rijnaarts 1988, 174–194). Sie scheinen zu unterstellen, daß Lisa so ohne weiteres Vertrauen zu ihrer Mutter wiederherstellen kann.

    Google Scholar 

  22. Die Haltung der Therapeuten, ihre Neutralität, die Liebe zum System impliziere (vgl. Telfener 1987, 167), drückt sich deutlich in folgenden Überlegungen aus: Inzest ist aus Mailänder Sicht ein positives Familienphänomen, da er zur Stabilität der Familie beitrage. In dem vorgeschlagenen Ritual dient der sog. “Inzest zwischen Mutter und Tochter” (215; ähnlich 213) als Zwischenstufe zur Verbesserung der Beziehungen. Bezeichnend finde ich, daß ein nahezu exklusives Männerverbrechen einfach auf die Mutter übertragen wird. Selbst wenn die Äußerungen über die Inzestverschreibung cum grano salis zu werten sind, müssen sie auf Inzestopfer abscheulich wirken. Zumindest der brutal-lockere und frauenfeindliche Ton hat in Familientherapien eine gewisse Tradition. Hoffman (1982, 225 f.) stellt selbst einige Beispiele berühmter Therapeuten vor, die diese Tendenz unfreiwillig belegen. Frau Hoffman hielt sie für besonders gelungene Interventionen. Kritisiert wurden diese Therapien m. W. nur von Körner und Zygowski (1988 a) und Körner (1989, 40 f.) Die Einstellung zum Inzest belegt die Intervention Whitakers, der sich nach Hoffman (1982, 234) darauf spezialisiert habe, “das Undenkbare an die Grenze des Unvorstellbaren zu schieben. Er schlägt plötzlich einer jungen psychotischen Frau vor, sie solle sich auf den Schoß ihres Schwiegervaters setzen und verkündet dann: ‘Inzest ist besser als Liebe’. Wenn man ihn nach den Gründen für solche Aussagen fragte, würde er wahrscheinlich antworten: ’Weil es mir Spaß macht. Wenn ich nicht irgend etwas für mich selbst aus der Therapie gewinne, weiß ich, daß sie nirgendwohin führt.” (ebd.). Ich weiß nicht, ob die misogyne Einstellung der berühmten Lehrbuchautorin Lynn Hoffman Autorinnen und Autoren dazu veranlaßt hat, sie umstandslos dem männlichen Geschlecht zuzurechnen (Bsp.: Minuchin u. a. 1986, 9).

    Google Scholar 

  23. Eine Anzeige der Tat wäre wohl nach kanadischen Gesetzen möglich und nötig gewesen. Die Abschlu(3diskussion zeigt, daß Boscolo und Cecchin keine Schwierigkeiten haben, dieser staatlichen Pflicht nachzukommen (s. ebd., 228; Cecchin 1988, 196 f.).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Körner, W. (1992). Familientherapie Zweiter Ordnung: Überblick und Anwendung. In: Die Familie in der Familientherapie. Beiträge zur psychologischen Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94147-3_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94147-3_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12224-3

  • Online ISBN: 978-3-322-94147-3

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics