Umweltmedizin und Humanökologie

Zusammenfassung

Die Lebensbedingungen der Industriegesellschaften führen zu einer hohen durchschnittlichen Lebenserwartung. Die Ursachen dafür liegen in dem hohen Funktionsniveau der Technik in allen Lebensbereichen, wie Ernährung, Wohnen, Arbeit, Verkehr, Gesundheit, Kommunikation usw. Die physiko-chemische Technik hat zu einer effektiven, punktuellen Naturbeherrschung und damit zu einer Bannung von Gefährdungen des Menschen durch die äußere Natur geführt. Als zunehmend unerwünschter Nebeneffekt hat die exzessive Nutzung der Technik zu einer erheblichen Naturbelastung geführt. Die mit dieser zivilisatorischen Entwicklung einhergehenden physiko-chemischen Umweltveränderungen bringen nun als neue Lebensbedingungen bereits wieder neue potentielle und teilweise gesicherte Gesundheitsrisiken mit sich. Meldungen über anhaltende oder durch Unfälle mit Großtechnik verursachte Belastungen mit teilweise biologisch noch unbeurteilbaren neuen chemischen Stoffen erscheinen beinahe wöchentlich in den Massenmedien. Das Besondere an dieser Situation ist, daß die Schadfaktoren nicht sinnlich erfahrbar sind, sondern nur mit wissenschaftlichen Methoden erkannt werden können: Wohngifte, Nahrungsmittelzusätze, Faktoren des Sick-building-Syndroms und vieles andere mehr. Nicht Erfahrung, sondern Information bestimmt das Belastungserleben. Diese Situation ist für Entwicklungsländer in dieser Hinsicht noch nicht so kompliziert, denn dort sind, wie Epidemien zeigen, beispielsweise noch konkretere umwelthygienische Basisprobleme ungelöst. Außerdem sind auch technogene Vergiftungen mangels geeigneter Emissions-Kontrollen oder Sicherheitstechnik drastischer. Die Naturvernichtung nimmt dort allerdings nach dem Vorbild und mit Beteiligung der Industrienationen drastische Ausmaße an. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese Probleme auch mit unseren vergleichbar sind.