Zusammenfassung
Die folgenden grundsätzlichen Überlegungen zu der Rolle, die nationale Stereotype bei der Konstruktion nationaler Identität gespielt haben, schließen an ein literaturwissenschaftliches Forschungsprojekt zum Thema „Ursprung und Funktion nationaler Klischees in der deutschen und französischen Literatur vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“ an, das die Volkswagenstiftung im Rahmen ihres Schwerpunktprogramms „Das Fremde und das Eigene. Probleme und Möglichkeiten interkulturellen Verstehens“ drei Jahre lang an der Universität Stuttgart gefördert hat. Im Unterschied zur komparatistischen Imagologie, die nach dem ‚Bild‘ vom Anderen in einer Nationalliteratur fragt, konzentrieren sich die diskursanalytischen Forschungen des Stuttgarter Projekts auf Auswahl und Kombination einzelner nationaler Zuschreibungen, deutscher und französischer Wahrnehmungsmuster, in der Literatur beider Länder. Das Ergebnis wird in einer umfassenden Dokumentation vorgestellt.1 Deren Schwerpunkt liegt auf der Zeit vor der deutsch-französischen Feindschaft im nationalistischen 19. Jahrhundert, weil die meisten noch heute gebräuchlichen Stereotype — alltagssprachlich ‚Klischees‘ genannt — bereits in der Frühen Neuzeit ausgeprägt wurden. Welche Stereotype zu welcher Zeit und in welcher Textsorte auftreten, welche Bewertung sie vermitteln und wie sie Diskursebenen verknüpfen, mithin: welche Kommunikationsfunktion sie erfüllen — dies darzustellen ist das Ziel der Dokumentation.
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Florack, R. (2000). Nationenstereotype und die Konstruktion nationaler Identität: Deutschland und Frankreich im historischen Vergleich. In: Albertin, L., et al. Frankreich-Jahrbuch 2000. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94986-8_5
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