Zusammenfassung
Die Frauenbewegung der 1970er Jahre erkannte rasch, dass sie für ihre Ziele einer Politik in den Institutionen der Demokratie bedarf, und es ist ihr gerade in der Bundesrepublik gelungen, feministische Positionen in den Parteien und Verbänden, in den Medien und in den Schulen, im Bundestag und selbst beim Bundesverfassungsgericht als legitime, wenn auch nicht immer mächtige Leitgedanken der Gestaltung gesellschaftlicher Praxis zu etablieren. Es war zu erwarten, dass Probleme solch grundsätzlicher Natur, wie sie aus der Ungleichheit im Geschlechterverhältnis hervorgehen, sich als hartnäckig erweisen. Dennoch ist ein Unbehagen an der Frauenpolitik gewachsen, nicht allein deshalb, weil viele Missstände trotz aller Maßnahmen und Programme unverändert bleiben, sondern auch, weil Fragen aufgekommen sind, ob die Konstruktion dieser Politik ihren eigenen Zielen entgegenwirken kann. So hat Margit Epstein (1999) gezeigt, wie ein Gleichstellungsgesetz auch von einem Frauenministerium diskursiv als „Gesetz für Frauen“ definiert und dabei das hierarchische Geschlechterverhältnis reproduziert wird. Das Unbehagen war für mich Anlass, z.B. über verleugnete Konkurrenzen und eine Familialisierung von Macht nachzudenken (Hagemann-White 1994) oder die Fallstricke der Klientelpolitik aufzuzeigen (Hagemann-White 1998).
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Hagemann-White, C. (2000). Krieg und Frieden im Geschlechterverhältnis — für eine neue Geschlechterkultur in Europa. In: Lenz, I., Mae, M., Klose, K. (eds) Frauenbewegungen weltweit. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95173-1_9
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