Parteien in Ostmitteleuropa

Zusammenfassung

Über den Zustand des Parteiensystems und der Parteipolitik in Osteuropa nach 1989 werden unter den Sozialwissenschaftlern, die sich mit ihrer Analyse beschäftigen, sehr unterschiedliche Standpunkte vertreten. Vereinfacht gesagt, bewegt sich das Feld der Einschätzungen zwischen den folgenden beiden Extremen: Von den einen wird eingeschätzt, daß es in Osteuropa zu einem Parteiensystem gekommen sei, welches sich im Grad seiner Verwurzelung in sozialen und kulturellen Differenzierungen der Gesellschaft und seinen Funktionen im wesentlichen mit dem in Westeuropa vergleichen läßt (Körösényi 1994; Kitschelt 1992, 1994). Die anderen dagegen können nicht genug Begriffe bilden, die alle eines unterstreichen: die Abweichung des osteuropäischen Parteihandelns von dem in etablierten Demokratien. So spricht z.B. von Beyme (1994: 279) von Proto- bzw. sogar von Pseudopar-teien. Evans und Whitefield (1993) liegen eher in der Mitte zwischen den beiden fiktiven Polen, indem sie eine länderbezogene Differenzierung vorschlagen. „Westeuropäische“ Verhältnisse seien eher in den wirtschaftlich entwickelten Staaten Osteuropas zu erwarten, woanders ergäben sich charakteristische „Abweichungen“.