Zusammenfassung
Als Medizinhistoriker aus Bonn darf ich mit einer einfachen Frage beginnen: Was verbindet Bonn mit Halle aus medizinhistorischer Sicht? Immerhin die Tatsache, daß einer der wichtigsten Schüler von Johann Christian Reil, nämlich Christian Friedrich Nasse, 1818 als Direktor der Medizinischen Klinik an die neugegründete Bonner Universität berufen wurde. Nasse war kurz zuvor in Halle im Jahre 1815 Nachfolger seines 1813 verstorbenen Lehrers Reil geworden. In Bonn prägte Nasse dann bis zu seinem Tode 1851, also mehr als drei Jahrzehnte lang, die junge Bonner Medizinische Fakultät. Nasse führte die seinerzeit modernste physikalische Diagnostik in die Krankenbehandlung und in den klinischen Unterricht ein (u.a. Stethoskop, Thermometer, Mikroskop). Zugleich beschäftigte er sich intensiv mit dem „Tierischen Magnetismus“ oder Mesmerismus und der Psychiatrie. In seiner Person vereinigte Nasse die grundlegenden Perspektiven der medizinischen Forschung und Lehre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er wird heute als ein wichtiger Wegbereiter der modernen medizinischen Anthropologie und Psychosomatik eingeschätzt. Insbesondere hat sich Nasse um den klinischen Unterricht am Krankenbett verdient gemacht.
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Schott, H. (1995). Johann Christian Reil (1759–1813) und die Physiologie des Seelenlebens. In: Hartwich, HH., Berg, G. (eds) Bedeutende Gelehrte der Universität zu Halle seit ihrer Gründung im Jahr 1694. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97338-2_4
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