Zusammenfassung
Die Arbeit in einem Alten- und Pflegeheim oder einer anderen Einrichtung der Altenhilfe ist mit hohen Belastungen verbunden, die häufig zum Burnout und zur vorzeitigen Aufgabe des Berufes führen (vgl. Meifort, Becker 1996). Verantwortlich hierfür sind neben individuellen Schwierigkeiten mit der Pflege multimorbider Bewohner auch institutionelle Rahmenbedingungen, die selbst engagierte und gut ausgebildete Pflegekräfte an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit führen. Psychophysische Überlastungen sind damit nicht nur eine Folge von mangelhaften pflegerischen und sozialen Kompetenzen, sondern auch eine Auswirkung sich verschlechternder Arbeitsbedingungen, wie sie vor allem seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahre 1995 sichtbar werden (vgl. Zimber, Weyerer 1998). Damit wird der Blick auf die Arbeitsund Lebensbedingungen in stationären Einrichtungen der Altenpflege gerichtet, welche als „soziale Zwitter“ sowohl informelle Wohn- und Lebensgemeinschaften als auch formale Dienstleistungsorganisationen darstellen (Goffrnan 1973, S. 23). Aus soziologischer Sicht sind es solche, primär durch organisatorische Strukturen verursachte Arbeitsbelastungen und Konfliktpotentiale, die wesentlich verantwortlich sind für soziale Probleme wie Absentismus und Fluktuation der Mitarbeiter, Mobbing unter Kollegen oder Gewalttätigkeiten gegen Bewohner.
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Literatur
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Amrhein, L. (2002). Machtbeziehungen und soziale Konflikte in der stationären Altenpflege. In: Backes, G.M., Clemens, W. (eds) Zukunft der Soziologie des Alter(n)s. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97569-0_9
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