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Mein Weg zu und mit Paul Feyerabend

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Soziale Konstruktionen
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Zusammenfassung

Begonnen haben meine Probleme mit P.F. im Jahre 1981; ich glaube, es war auch im Februar — kurz bevor Maria geboren wurde. Tagsüber war ich mit meinen Sorgen um die werdende Mutter und mit meiner großen Tochter Julia beschäftigt. Spät abends traktierte ich das Manuskript meiner Dissertation zur spieltheoretischen Modellierung von Verhandlungssituationen (Frindte 1981). Eine Kritik am sozialpsychologischen Experiment sollte daraus werden,und diese natürlich marxistisch fundiert (denn ich promovierte in Jena!). Ich ging damals davon aus, daß sozialpsychologische Experimente (wenn überhaupt) nur sehr abstrakte „Einblicke“ in die sozialpsychologischen Phänomene erlauben und deshalb durch sogenannte Praxisprüfungen am konkreten, mannigfaltigen und vielgestaltigen „Gegenstand“ ergänzt und erweitert werden müßten. Es erschien mir weder ethisch vertretbar, kaum theoretisch legitimiert, noch methodologisch begründet, das (sozial-) psychologische Experiment als die via regia empirischer Forschung zu begreifen. Und ich meinte, mich mit dieser für die damalige Zeit keineswegs neuartigen Auffassung auch auf die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten stützen und in dieser Methode das Paradigma eines vollständigen Forschungsprozesses sehen zu können. „Ist das Wahre abstrakt, so ist es unwahr. Die gesunde Menschenvernunft geht auf das Konkrete“, hatte ich bei Hegel (1971, S. 114) gelesen und bei Lenin (Werke, Bd. 38, S. 233 ff.) wiedergefunden. Bei aller Zuneigung, die ich gegenüber der experimentellen Forschung hegte, namentlich den spielexperimentellen Designs und ihren Gefängnissen — denn sie boten mir scheinbar die Möglichkeit, Klarheit in mein sozialpsychologisches Denken zu bringen, war ich durch eine dreijährige Arbeit als Betriebspsychologe nach meinem Studium davon überzeugt worden, daß alle wissenschaftliche Theorie nichts zu erreichen vermag, wenn sie nicht die Massen ergreift.

„Der Pluralismus ist ein Pluralismus von Gruppen, nicht ein Pluralismus von Ideen in einem Kopf. Aber außerdem ist ja der letzte durchaus nicht so unmöglich, wie sie es hinstellen. Jeder Doppelagent lebt ein Leben in ein anderes eingeschlossen, und es ist gut, daß man das lernt, denn eine Gesellschaft, auch die beste Gesellschaft, läßt niemals alle Wünsche, alle Taten, alle Ideen, alle Träume des Menschen zur Wirklichkeit kommen, und darum sind wir eigentlich alle immer Doppelagenten, außer wir identifizieren uns so mit einer bestimmten Lehre, daß der Rest unserer Seele einfach abstirbt...ja und nun, leider, ich habe ein Taxi bestellt, ich muß jetzt gehen — gute Nacht, bye, bye...“

(Feyerabend 1980, S. 300)

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© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Frindte, W. (1998). Mein Weg zu und mit Paul Feyerabend. In: Soziale Konstruktionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99255-0_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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