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Babylon in Huisum oder der Schein des Scheins

Sprach- und Rechtsprobleme in Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“

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Heinrich von Kleist
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Zusammenfassung

Der zerbrochne Krug ist ein schwieriges Stück. Wer behaupten wollte, einen Interpretationsansatz gefunden zu haben, der alle Elemente des Textes zu einer einheitlichen Bedeutung zusammenfügte, der würde sich — und andere — täuschen. Der Erkenntnis dieses Werks wird darum vielleicht eher gedient durch einzelne, ihre Ergänzungsbedürftigkeit nicht vertuschende Beschreibungen von Problemfeldern als durch eine scheinbar alles erklärende Gesamtinterpretation. Jedenfalls wäre dies die Lehre, die sich aus der Durchsicht der höchst zahlreichen Deutungen gewinnen läßt, welche in den letzten Jahrzehnten publiziert wurden.1

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Literatur

  1. Zur Bibliographie vgl.: Helmut G. Hermann: Der Dramatiker Heinrich von Kleist. Eine Bibliographie. In: Walter Hinderer (Hrsg.): Kleists Dramen. Neue Interpretationen. Stuttgart 1981. S. 238–289. Hervorzuheben sind: Albert M. Reh: Der komische Konflikt in dem Lustspiel “Der Zerbrochne Krug”. In: Hinderer, ebd. S. 93–113. - Helmut Arntzen: Die Komödie des Bewußtseins. In: Ders.: Die ernste Komödie. München 1968. S. 178–254. - Peter Michelsen: Das Lügen Adams und Evas Fall. Heinrich von Kleists “Der zerbrochne Krug”. In: Herbert Anton (u.a.): Geist und Zeichen. Festschrift für Arthur Henkel. Heidelberg 1977. S. 268–304. - Dirk Grathoff: Der Fall des Krugs. Zum geschichtlichen Gehalt von Kleists Lustspiel. In: Kleist-Jahrbuch 1981/82. Berlin 1983. S. 290–313. - Bernd Leistner: Heinrich von Kleists “Der zerbrochne Krug”. In: Weimarer Beiträge 30 (1984). S. 2028–2047. Alle Kleist-Zitate nach: Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Helmut Sembdner. 6., erg. und rev. Aufl. München 1977. (Im folgenden zitiert als: SW)

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  2. Zu dieser Gruppe zählen z.B. die Arbeiten von Albert M. Reh (vgl. Anm. 1), Manfred Schunicht: Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. In ZfdPh 84. 1965. S. 550–562, und auch Jürgen Zenke: Kleist, der zerbrochne Krug. In: Die deutsche Komödie vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hrsg. von Walter Hinck. Düsseldorf 1977. S. 89–109.

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  3. Mit solcher Tendenz wird in der Spielzeit 1985/86 z.B. an den Städtischen Bühnen Münster eine niederdeutsche Version aufgeführt:“De broken Kroog”, nach einer Übersetzung von Hannes Demming.

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  4. Kleist an Fouquè, 25. April 1811: “es ist nach dem Tenier gearbeitet, und würde nichts wert sein, käme es nicht von einem, der in der Regel lieber dem göttlichen Raphael nachstrebt.”

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  5. Die doch recht vage Erinnerung an die Wette und das Bild von “einem niederländischen Meister”, wie Kleist sie in der Vorrede formuliert, rechtfertigt m.E. nicht, die Interpretation primär von der Motivgeschichte her zu begründen, so interessant insbes. die Darstellungen von E. Th. Voss sind. Vgl. Ernst Theodor Voss: Kleists “Zerbrochner Krug” im Lichte alter und neuer Quellen. In: Alexander v. Bormann (Hrsg.): Wissen aus Erfahrung. Festschrift für Hermann Meyer (…). Tübingen 1976. S. 338–370.

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  6. Vgl. Kleist an Rühle am 31. August 1806 (SW II, 767–770 )

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  7. Vgl. insbes. die Vorrede zu “Phöbus”. (SW II, 446f.) “Jeder treibt es so weit er kann, und bleibt unüberwunden, da niemand das Ziel vollkommen erreichen, aber dafür jeder neue Gemüter für den erhabenen Streit entzünden kann, ohne Ende fort.”

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  8. Vgl. zur Bewertung des “Variant” Grathoff (wie Anm. 1, S. 302f.) und Michelsen (wie Anm. 1, S. 270ff. und S. 285.)

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  9. Die Begründung des guten Schlusses durch das Anschauen eines Guldenstücks mit dem Bildnis des Spanierkönigs - von Eve transformiert in “Gottes leuchtend Antlitz” (2376) - bleibt, wie immer man auch numismatisch oder theologisch den Vorgang erklären mag, der Sicht und dem Urteil des Zuschauers entzogen. Für ihn ist damit das glückliche Finale eine unvermittelte Setzung, keineswegs aber eine Konsequenz des dramatischen Verlauf. - Leistner (wie Anm. 1) ist von meiner Auffassung wohl nicht weit entfernt, soweit es Details anlangt, er verzeichnet aber Walter zum Macchiavelli und bösartigen Volksfeind.

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  10. Vgl. den m.E. für Kleist zentral bedeutsamen Kurz-Essay “Betrachtungen über den Weltverlauf”. (SW II, S. 326f.)

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  11. Auf eine einläßliche Deutung der Krugerzählung (640–737) wird hier verzichtet. Verwiesen sei insbes. auf H. Arntzens ästhetisch reflektierende und D. Grathoffs historisch kommentierende Auslegung. Neben (oder vor) der poetologischen Dimension - der zerbrochne Kunstgegenstand kann durch Reden im Gerichtsraum nicht restauriert werde, er kann als ganzer nicht erscheinen, so wenig wie die “Idee” des Lustspiels - wäre insbes. die Art und Weise zu akzentuieren, in der Frau Marthe zum Vergnügen Adams, zum Ärger Walters die Überlieferungsgeschichte als eine mündliche Tradition zu Gehör bringt. Daß hier “mit eigenem Mund erzählt” wird, fern jeder aktenmäßigen Dokumentation, besonders drastisch an der Anekdote von “Zachäus, Schneider in Tirlemont” (797ff.) deutlich, dessen Reden vom Krug selbst durch den eigenen Tod nicht gehindert werden kann.

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  12. Vgl. “Vorrede”; SW I, S. 176.

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  13. Vgl. Wolfgang Schadewaldt: “Der Zerbrochne Krug” von Heinrich von Kleist und Sophokles’ “König Ödipus”. In: Schweizer Monatshefte 37. 1957/58. S. 311–318. Auch in: Ders.: Hellas und Hesperien. Zürich 1960. S. 843–850.

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  14. Leider konnten die Vorträge der Kleist-Tagung 1984, die dem Thema gewidmet war, nicht mehr berücksichtigt werden. (Vgl. Kleist-Jahrbuch 1985). Über die Bedeutung für den “Kohlhaas” hinaus hat P. M. Lützeler die Möglichkeiten einer rechtsgeschichtlichen Kontextanalyse entfaltet. Vgl. Paul Michael Lützeler. Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas. In: ders. (Hrsg.): Romane und Erzählungen der deutschen Romantik. Stuttgart 1981. S. 213–239.

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  15. Weiteren Untersuchungen soll nicht vorgegriffen werden. Daß selbst in “Das Bettelweib von Locarno” bestimmte Rechtsbegriffe der Zeitgenossen vorausgesetzt werden, habe ich vor einigen Jahren angedeutet. Vgl. Ernst Ribbat: Das Interesse am Kontext. Zu aktuellen Tendenzen der neueren Literaturgeschichte mit dem Beispiel “Das Bettelweib von Locarno” von H. von Kleist. In: Mitteilungen des deutschen Germanisten-Verbandes 23, 1976. H. 2. S. 31–38.

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  16. Vgl. Gerd Heinrich: Die Geisteswissenschaften an der brandenburgischen Landesuniversität Frankfurt/Oder um 1800. Bemerkungen zu Studienangebot und Gelehrtenbestand der Hochschule Heinrich von Kleists vor ihrer Auflösung. In: Kleist-Jahrbuch 1983. Berlin 1983. S. 71–97.

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  17. Vgl. hier bes.: Ewald Rösch- Bett und Richterstuhl: Gattungsgeschichtliche Überlegungen zu Kleists Lustspiel “Der zerbrochne Krug”. In: Ernst-Joachim Schmidt (Hrsg.): Kritische Bewahrung. Festschrift für Werner Schröder. Berlin 1974. S. 439–475.

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  18. Vgl. SW II, S. 319–324. Z.B. ist Karl Ludwig Schneiders Aufsatz “Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug’”. (In: Hans Steffen (Hrsg.): Das deutsche Lstspiel. Bd 1. Göttingen 1968. S. 166–180.) überwiegend Zitat und Paraphrase dieses Essays. Vgl. insbes. Michelsen (wie Anm. 1 ), S. 276f.

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  19. Etwa H. Arntzen (wie Anm. 1). S. 186.

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  20. Hierin stimme ich D. Grathoffs Ausführungen (Anm. 1, S. 296ff.) natürlich zu, doch vermag ich nicht nachzuvollziehen, daß die niederländisch republikanische Geschichte (als eine humane und progressive) an ihr Ende gekommen sei, da erstens die neue bürgerliche Gesellschaft sich auf dem Land allererst durchsetzt, zweitens die Inhumanität des militarisierten Nationalstaats nicht neu, sondern dem System immanent ist - abgesehen höchstens vom “heroischen” Beginn der “Wassergeusen”.

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  21. Vgl. etwa Robert Labhardt: Metapher und Geschichte. Kranberg 1976. S. 188ff. Die rigorose Kritik an Walter, die Arntzen vorträgt (wie Anm. 1, S. 192f.), kann höchstens für die Kurzfassung gelten, und sie berücksichtigt zu wenig das (wenn auch ironisch gebrochene) Sympathie-Angebot einer moralisch integren Figur. - Diese Kritik am Vertreter bürgerlichen Rechtssystems konvergiert, allerdings ohne es zu wollen, mit der Walter-Kritik der DDR-Forschung, die alles Licht auf Eve als Verkörperung des “Volkes” wirft. Vgl. Siegfried Streller: Das dramatische Werk Heinrich von Kleists. Berlin 1966. - Anders jetzt Leistner (wie Anm. 1).

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  22. Vgl. Briefe an von Stein zum Altenstein am 13. Mai 1805, 13. November 1805 u.a. (SW II, 751ff., 758f.)

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  23. Vgl. Norbert Altenhofer. Der erschütterte Sinn. Hermeneutische Überlegungen zu Kleists “Erdbeben in Chili”. In: Positionen der Literaturwissenschaft. Hrsg von David E. Wellbery. München 1985. S. 39–53.

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  24. Das beginnt im 1. Auftritt, wo ausgerechnet dem Schreiber Licht attestiert wird, er sei “ein Freund von wohlgesetzter Rede” (135), habe Cicero studiert und sei mit Demosthenes vertraut. Doch solle er, so wünscht Adam, schweigen und sich auf die Niederschrift des Protokolls beschränken. Von dieser ist dann im 9. Auftritt (1094f.) ausdrücklich die Rede. Wichtiger ist freilich Adam, der Redner, der sich selbst im 1. Auftritt die Fähigkeit zuschreibt, auch “eine Rede aus(zu)arbeiten” und “Perioden” zu “drehen”, belastende nämlich für Licht. Im 9. Auftritt konfrontiert er seine situationsbezogene Mündlichkeit mit der akademischen, also durch Schrift formulierten Sprache Walters: Walter. Wenn Ihr doch Eure Reden lassen wolltet. Geschwätz, gehauen nicht und nicht gestochen. Adam: Verstehens Euer Gnaden nicht? Walter: Macht fort! Ihr habt zulängst hier auf dem Stuhl gesprochen. Adam: Auf Ehr! Ich habe nicht studiert, Euer Gnaden. Bin ich euch Herrn aus Utrecht nicht verständlich, Mit diesem Volk vielleicht verhält sichs anders: (1118–1125)

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  25. Die Symbolik von ästhetischem “Schein” und amtlichem “Schein” wäre weiter zu reflektieren, im Blick auf weitere Texte Kleists. Ein Beispiel wäre Kunigunde im “Käthchen von Heilbronn”, die Kunstfigur ist dank Kosmetik und Urkundenfälschung.

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  26. Pfingsten“ wie auch das redensartliche ”Babylon“ als semantisch ”belastet“ zu interpretieren, legt das Lustspiel nahe von seinem Beginn an, vom aufgeklärt-skeptischen, aber der Sprach-und Bewußtseinsgeschichte gegenüber verantwortlichen Umgang mit den Namen Adam und Eve. Nicht angemessen ist eine theologische Interpretation, wie sie Hans Gerd Delbrück vorgelegt hat. Vgl. H. G. Delbrück: Kleists Weg zur Komödie. Untersuchungen zur Stellung des ”Zerbrochnen Krugs“ in einer Typologie des Lustspiels. Tübingen 1974.

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Ribbat, E. (1988). Babylon in Huisum oder der Schein des Scheins. In: Grathoff, D. (eds) Heinrich von Kleist. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99716-6_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99716-6_8

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