Zusammenfassung
Nach den beiden letzten großen Dürreperioden in Äthiopien Anfang der 1970er Jahre und Mitte der 1980er Jahre, in deren Folge 200.000 bzw. 1 Million Menschen starben, sind die Ursachen für die Hungerkrisen breit diskutiert worden. Neben klimatischen Faktoren wurden ökologische Degradationserscheinungen, aber auch die politische Situation als ursächlich für das Ausmaß der Not ausgemacht. Und wieder bahnt sich eine neue Hungerkrise an; so drängte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Ende Dezember 1990 auf frühzeitige Aktionen zur Verhütung der sich abzeichnenden Hungersnot, von der nach Schätzungen der britischen Hilfsorganisation „Save the Children“ mehr als vier Millionen Menschen in Äthiopien bedroht sind1.
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Literatur
Financial Times 5.10.1990; 30.12.1990.
Zur Begriffsbestimmung „Nomadismus“ siehe Fred Scholz, Einleitung, in: Fred Scholz/Jörg Janzen (Hrsg.), Nomadismus - Ein Entwicklungsproblem?,Berlin 1982, S. 2.
Aberra Ashine, Aufstellung der inneren entwicklungshemmenden Faktoren in Äthiopien als Beitrag zur regionalen Entwicklungsplanung any Beispiel der Provinz Wollega,Berlin 1979, S. 90.
Eishetu Chole/Teshome Mulat, Land Settlement in Ethiopia, in: A. S. Oberai (Hrsg.), Land Seulement Policies and Population Redistribution in Developing Countries, New York 1988.
Zur Beschreibung der sozialen Organisation verwenden wir im folgenden die Terminologie Ian Myrdal Lewis (ders., A Pastoral Democracy,London 1961).
Vgl. John G. Galaty/Dan Aronson/Philip Carl Salzmann/Amy Chouinard (Hrsg.), The Future of Pastoral Peoples, Ottawa 1981, S. 199.
Christian Bundt/Gertrud Heiland/Hartmut Lang/Rudolf Mathias/Sabine Poppe /Günther Schlee/Ula Stemler, Wo ist „vorn“? - Sinn und Unsinn entwick-lun spolitischen Eingreifens bei ostafrikanischen Hirtennomaden, in: Sociologus, 29/1979, H. 1, S. 29.
Vgl. Gudrun Lachenmann, Ökologische Krise und sozialer Wandel in afrikanischen Ländern, Saarbrücken 1990, S. 156.
Zu den Implikationen der Kommerzialisierung einer Wanderviehwirtschaft siehe: Ahmed Farah Mohamed/Jasmin Touati, Sedentarisierung von Nomaden, Saarbrükken 1991.
Zur kolonialen Vorgeschichte des Grenzkonflikts und seiner internationalen Dimension siehe: Stefan Brüne/Volker Matthies (Hrsg.), Krisenregion Horn von Afrika, Hamburg 1990; Volker Matthies, Das „Horn von Afrika“ in den internationalen Beziehungen, München 1976; Vincent B. Khapoya, Historical Origins of the Refugee Problem, in: Horn of Africa, 5/1982,.Nr. 1, S. 29–31.
Eine Darstellung der restriktiven Politik Athiopiens gegenüber der somalischen Bevölkerung finder sich bei: Ismail Wais, An Account of the Colonial Experience of the Western Somalis, in: Horn ofAfrica,4/1981/82,Nr. 4, S. 23–29.
Ion Myrdal Lewis, The Ogaden and the Fragility of Somali Segmentary Nationalism, in: Hom of Africa,13/1990, Nr. 1+2, S.55–61.
Volker Janssen, Politische Heuschaft in Äthiopien,Freiburg 1976, S.219.
Siehe auch: Volker Matthies, Der Eritrea - Konflikt, Hamburg 1981; Tamene Bitima/ Jürgen Steuber, Die ungelöste nationale Frage in Äthiopien, Frankfurt a. M. 1983; John Markakis, National and Class Conflict in the Han of Africa, Cambridge 1989.
Die Bauern führten 75% ihrer landwirtschaftlichen Produktion ab; 2% der Bevölkerung kontrollierten mehr als drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzflächen (Stefan Brüne, Äthiopien - Unterentwicklung und radikale Militärherrschaft,Hamburg 1986, S.74).
Zur Implementierung und Durchführung der revolutionären Agrarpolitik siehe: Fred F. Göricke, Revolutionäre Agropolitik in Äthiopien,. Saarbrücken 1977.
Vgl. Brigitta Benzing/Kahsai Wolde-Giorgis, Das neue Athiopien, Köln 1980, S. 71.
Vgl. John W. Bennett, Political Ecology and Development Projects affecting Pastora-list Peoples in East Africa, Wisconsin 1984, S. 35.
So z.B. Gudrun Lachenmann, Ökologie und Sozialstruktur im Sahel, in: Afrika Spectrum,3/1984, S.201–230.
Val. Abdul Kader Sahleh Mohamed, Die Afar-Saho Nomaden in Nord-Ost-Afrika, Diss., Münster 1984.
Vgl. Hans Hurni, Agrarentwicklung und Umweltprobleme in Äthiopien, in: Brüne/Matthies (Hrsg.), Krisen (Anm. 16), S.91–106; André Glucksmann/Thierry Wolton, Politik des Schweigens, Stuttgart 1987, S. 21f.
Vgl. ebd., z.B. die Ogaden-Rebellion 1963 (S. 169), Rebellion in Bale und Sidamo 1963–68 (S. 191) sowie die bewaffneten Kämpfe der verschiedenen Befreiungsbewegungen während der Dürreperioden Mitte der 1970er und 1980er Jahre.
Kaiser Haile Selassie versuchte während der Hungersnot Anfang der 1970er Jahre den Tod von Hunderttausenden Äthiopiern vor der Weltöffentlichkeit und vor allem der städtischen Bevölkerung zu verheimlichen. Die Aufklärung der Bevölkerung Addis Abebas über das Leid der ländlichen Bevölkerung durch den Dergue silt als letzte Vorbereitung des Sturzes des Kaisers, der somit endgültig diskreditiert wurde (vgl. Dawit Wolde Giorgis, Red Tears,New Jersey 1989, S.15). Mengistu Haile Mariam negierte in den achtziger Jahren die Hungersnot gleichfalls, um die aufwendigen Feiern zum zehnten Jahrestag der Revolution (1984) ungestört begehen zu können (ebd., S.121 ff.).
Vgl. Winrich Kühne, Afrika nach dem Ende des Ost-West-Konflikts - Die Notwendigkeit zu einem „Neuen Realismus“, in: Afrika Spectrum,2/1990, S.139–166.
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Touati, J. (1994). Nahrungsmangel und Hungerkrisen in Äthiopien. Zerstörung traditionaler Produktionssysteme am Beispiel der Ogaden-Nomaden. In: Gailus, M., Volkmann, H. (eds) Der Kampf um das tägliche Brot. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99757-9_22
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