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Über den Gesprächscharakter der Kunstwerke

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Die Zeit des Sehens und der Raum des Hörens
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Zusammenfassung

Es gibt Kunstwerke, die den Wahrnehmenden abzuweisen scheinen, andere versuchen mit alien Mitteln, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Den besten Werken der chinesischen Malerei wie der europäischen Musik kann man sich nähern, indem man die Haltung des Gesprächspartners einnimmt. Mandelstam betont, „daß der Künstler ohne eine beständige Rücksichtnahme auf den Gesprächspartner nicht lange im Bewußtsein der Rechtlichkeit seines Tuns leben kann.s2 Der Gesprächspartner ist nicht notwendigerweise ein Freund, ein Bekannter oder auch nur ein Zeitgenosse, allzugroße Nähe verhindert geradezu die Freude an der Mitteilung: „Wenn ich den Menschen kenne, mit dem ich spreche, dann weiß ich im voraus, wie er zu dem stehen wird, was ich sage, was immer ich auch sagen mag — und folglich wird mir das Glück nicht zuteil werden, daß sein Staunen mich selber staunen macht, daß seine Freude meine Freude wird, daß seine Liebe sich in meine Liebe verwandelt.”3

… sett ein Gespräch wir sind und hören voneinander …

Hölderlin1

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Notizen

  1. Daf00FC;r, daß die chinesischen Bilder ständig „im Gespräch” sind, sorgt die chinesische Sammelpraxis, bei der es nicht darum geht, ein Bild für alle Zeiten allein zu besitzen. Unter den chinesischen Sammlern werden die Bilder fortwährend ausgetauscht, sie sind bei einem Sammler jeweils nur „zu Besuch”. — Eine beachtenswerte Theorie will einen Niedergang der chinesischen Malerei seit dem späten 18. Jahrhundert auf die übermäßige Konzentration hervorragender Bilder in der Sammlung des Qianlong-Kaisers (reg. 1736–1796) zurückführen. Die Hemmung der Zirkulation dieser Meisterwerke habe fttr die chinesische Malerei fatale Folgen gehabt, weil sie nicht mehr als Vorbilder hätten dienen können und die Möglichkeit des auf persönlicher Kennerschaft beruhenden Gesprächs abgebrochen worden sei.

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  2. In: Günther Debon, Mein Haus liegt menschenfern doch nah den Dingen, München 1988, S. 47

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Breier, A. (2002). Über den Gesprächscharakter der Kunstwerke. In: Die Zeit des Sehens und der Raum des Hörens. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02777-1_23

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02777-1_23

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45266-5

  • Online ISBN: 978-3-476-02777-1

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

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