Zusammenfassung
1940 erwarben Arnold und Gertrud Schönberg sowie ihre in Spanien geborene Tochter Nuria die amerikanische Staatsbürgerschaft; ein Jahr später kam der erste auf amerikanischem Boden geborene Sohn Lawrence zur Welt. Die langjährige Folge war, daß amerikanisches Denken und Handeln selbst den eigenwilligen Kompositionsprofessor der Staatsuniversität von Kalifornien mehr und mehr in ihren Bann zogen. Der noch verhältnismäßig neue Einwanderer blieb Amerikas politischen Streitigkeiten fern. Kulturelle Fragen beschäftigten ihn dagegen in der Neuen Welt nicht weniger als in der Alten. Mit dem unerwartet frühen Ableben seines treuen Tennispartners George Gershwin hatte er einen guten Freund verloren, den er als Mensch und konkurrenzlosen Vertreter der leichteren Muse besonders hoch schätzte. Hollywood sorgte zwar für eine Anzahl begabter Schüler in seinen Seminaren, zum Teil bereits etablierte aber auch noch angehende Filmkomponisten, die sich technisch zu vervollkommnen suchten, ohne die lukrative Verbindung mit einem beruflichen Milieu aufzugeben, dem Schönberg zwar nicht unkritisch, aber keinesfalls feindlich gegenüber stand. Gershwin hatte er dagegen als Zwölftonschüler abgelehnt. Denn in ihm sah er einen in seiner Art einzigartigen jüngeren Kollegen, den genialen Musiker sui generis, der Amerikas demokratischen Optimismus selbst in den schwersten wirtschaftlichen Depressionsjahren verkörperte, weil er wie kaum ein Anderer stets sein eigenes einfühlsames Herz sprechen ließ. Jahrelang hieß es, Schönberg hätte Gershwins Bitte um Kompositionsstunden mit der durchaus glaubhaften Begründung abgewiesen: „Meinst Du denn, ich hätte je mit zwölf Tönen komponiert, wenn ich imstande gewesen wäre, Melodien wie Deine zu erfinden?” Se non e vero, e ben trovato.
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Notizen
Arnold Schönberg, Briefe, hg. von Erwin Stein, Mainz 1958, S. 219.
Josef Rufer, Das Werk Arnold Schönbergs, Kassel 1959, S. 55.
Leonard Stein, „A Note on the Genesis of the Ode to Napoleon“, in: Journal of the Arnold Schoenberg Institute 2 (1977), S. 52.
Hans Heinz Stuckenschmidt, Arnold Schönberg. Leben, Umwelt, Werk, Zürich / Freiburg i. Br. 1974, S. 411.
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Ringer, A.L. (2002). Arnold Schönberg — Amerikaner. In: Arnold Schönberg Das Leben im Werk. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02864-8_21
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