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Der Künstler als Abenteurer Benvenuto Cellini

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Abenteurer als Helden der Literatur
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Zusammenfassung

Selbstdarstellung, Selbsterkundung wie bei Cardano oder Montaigne ist die Sache des Benvenuto Cellini nicht, wie er sich auch bei Selbstrechtfertigungen im Sinne der Memoiren-Literatur von Marguerite de Valois oder des Götz von Berlichingen nicht lange aufhalten mag. In der Erinnerung fortgerissen, macht er aus den Episoden seines wechselvollen Daseins fesselnde Szenen, alles wird wieder Gegenwart: die einer Reihe von Gefahren, Verleumdungen, Gegenwehr, Arbeit und Triumph. Stets erscheint er als der Hauptdarsteller des dramatischen Geschehens, nicht als Beobachter oder kommentierender Erzähler. Das macht seine Vita spannend, erregend, abwechslungsreich wie einen pikarischen Roman, und wo er prahlt, übertreibt oder erfindet, genießt der Leser die dramatische Situation und den schließlichen Erfolg, auch wenn der Autor die Ruhe des buen porto nur zu Beginn seiner Darstellung anzudeuten vermag: es ist dies der Augenblick, in dem er zu erzählen beginnt. „Alle Menschen, von welchem Stande sie auch seien, die etwas Tugendsames oder Tugendähnliches vollbracht haben, sollten, wenn sie sich wahrhaft guter Absichten bewußt sind, eigenhändig ihr Leben aufsetzen, jedoch nicht eher zu einer so schönen Unternehmung schreiten, als bis sie das Alter von vierzig Jahren erreicht haben“1. Das also beschäftigt ihn, da er nun fast sechzig Jahre alt ist und sich vieler Widrigkeiten erinnert, aber ein böses Geschick ihn nicht mehr verfolgt. Gesund und heiter genießt er sein Leben in Florenz, wo er zur Welt gekommen, wo er aufwuchs und von wo er fortging, um später dort wieder erfolgreich zu arbeiten.

„Che molto io passo et chi mi passa arrivo“

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Notizen

  1. Zitiert wird nach der Ausgabe der Cellinischen Selbstdarstellung in Goethes Übersetzung: Leben des Benvenuto Cellini von ihm selbst beschrieben. Übersetzt und mit einem Anhang herausgegeben von Goethe. Mit Kommentar und Bibliographie von Walter Hess. Hamburg 1957. Hier: S. 9. Im folgenden zitiere ich im Text mit einfacher Seitenangabe.

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  2. Aus dem Goetheschen Anhang zur Lebensbeschreibung Cellinis, vgl. Anm. 1. S. 326

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  3. Eine ausführliche Charakteristik liefert Georg Misch in seiner Geschichte der Autobiographie. Bd. 4, zweite Hälfte. Frankfurt am Main 1969. S. 631–640. In seiner Kultur der Renaissance in Italien hat Jacob Burckhardt zusammenfassend von Cellini gesprochen: „Es ist wahrlich kein kleines, daß Benvenuto, dessen bedeutendste Arbeiten bloßer Entwurf geblieben und untergegangen sind, und der uns als Künstler nur im kleinen dekorativen Fach vollendet erscheint, sonst aber, wenn man bloß nach seinen erhaltenen Werken urteilt, neben so vielen größeren Zeitgenossen zurückstehen muß — daß Benvenuto als Mensch die Menschen beschäftigen wird bis ans Ende der Tage. Es schadet ihm nicht, daß der Leser häufig ahnt, er möchte gelogen oder geprahlt haben; denn der Eindruck der gewaltig energischen, völlig durchgebildeten Natur überwiegt. … Er ist ein Mensch, der alles kann, alles wagt und sein Maß in sich selber trägt. Ob wir es gerne hören oder nicht, es lebt in dieser Gestalt ein ganz kenntliches Urbild des modernen Menschen“ (Die Kultur der Renaissance. Mit einem Vorwort von Wilhelm von Bode. Hg. von L. Heinemann. Berlin 1928. S. 333).

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Horst Albert Glaser Sabine Kleine-Roßbach

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Wuthenow, RR. (2002). Der Künstler als Abenteurer Benvenuto Cellini. In: Glaser, H.A., Kleine-Roßbach, S. (eds) Abenteurer als Helden der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02877-8_5

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