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Zusammenfassung

In der Einleitung zu den Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte (1830) beschreibt Hegel die Welt der Geschichte, wie sie auf den ersten Blick erscheint:

»Wir sehen ein ungeheures Gemälde von Begebenheiten und Taten, von mannigfaltigen Gestaltungen der Völker, Staaten, Individuen, in rastloser Aufeinanderfolge […] allenthalben werden Zwecke gefaßt, betrieben […] In allen diesen Begebenheiten und Zufällen sehen wir menschliches Tun und Leiden obenauf, überall Unsriges und darum überall Neigung unseres Interesses dafür und dawider […] Bald sehen wir die umfassendere Masse eines allgemeinen Interesses sich schwerer fortbewegen und, indem sie einer unendlichen Komplexion kleiner Verhältnisse preisgegeben wird, zerstäuben, dann aus ungeheurem Aufgebot von Kräften Kleines hervorgebracht werden, aus unbedeutend Scheinendem Ungeheures hervorgehen, […] und wenn das eine entflieht, tritt das andere sogleich an seine Stelle.« Der allgemeine Gedanke, die »erste Kategorie«, die sich »aus dem Anblick des Wechsels von Individuen, Völkern und Staaten, die eine Weile sind […] und dann verschwinden« ergibt, »ist die Kategorie der Veränderung«. Der Anblick der Trümmer einer alten Herrschaft führt uns unmittelbar dazu, diesen Gedanken der Veränderung nach seiner negativen Seite zu betrachten. »An diese Kategorie der Veränderung knüpft sich aber sogleich die andere Seite, daß aus dem Tode neues Leben aufersteht.«1

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Notizen

  1. Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, hrsg. v. Georg Lasson, Leipzig 1917, S. 10f.

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  2. Ebda. S. 57 f.

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  3. In einem Gespräch mit dem Historiker Luden sagt Goethe: »Und wenn Sie nun auch alle Quellen zu klären und zu durchforschen vermöchten: was würden Sie finden? Nichts anderes als eine große Wahrheit, die längst entdeckt ist und deren Bestätigung man nicht weit zu suchen braucht; die Wahrheit nämlich, daß es zu allen Zeiten und in allen Ländern miserabel gewesen ist. Die Menschen haben sich stets geängstigt und geplagt; sie haben sich untereinander gequält und gemartert; sie haben sich und den anderen das bißchen Leben sauer gemacht, und die Schönheit der Welt und die Süßigkeit des Daseins, welche die schöne Welt ihnen darbietet, weder zu achten noch zu genießen vermocht. Nur wenigen ist es bequem und erfreulich geworden. Die meisten haben wohl, wenn sie das Leben eine Zeitlang mitgemacht hatten, lieber hinausscheiden als von neuem beginnen mögen. Was ihnen noch etwa einige Anhänglichkeit an das Leben gab oder gibt, das war und ist die Furcht vor dem Sterben. So ist es; so ist es gewesen; so wird es wohl auch bleiben. Das ist nun einmal das Los der Menschen. Was brauchen wir weiter Zeugnis?« (Goethes Gespräche, Gesamtausgabe, herausgegeben von F. von Biedermann, Leipzig 1909, 2. Auflage, Bd. 1, S. 434 f.).

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  4. Briefe von und an Hegel, Brief vom Januar 1795 und vom 30. August 1795 an Schelling. Philosophie der Weltgeschichte, a.a.O.; Einleitung zu den Vorlesungen über die Philosophie der Religion.

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  5. Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, S. 24 f.; siehe auch S. 477.

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  6. Ebda., S. 83; Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, herausgegeben von Bolland, S. 209, Zusatz. Die eindrucksvollste Beschreibung wie die »List der Vernunft« überlistet, findet sich in einem Brief vom 5. Juli 1816 über Napoleon (Briefe von und an Hegel, I, 401 f.).

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  7. In das materialistische Schema übertragen wird die Hegelsche »List der Vernunft« die letzte Antriebskraft des Klassenkampfes, der sich in den bewußten Interessen und den »privaten Grillen aller Art« durchsetzt. Sie bewirkt die dauernden Ergebnisse, die den vorübergehenden Absichten erstaunlich fremd sind; siehe F. Engels, L. Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Wien, Berlin 1927, S. 50 ff.

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  8. Siehe J. Plenge, Hegel und die Weltgeschichte, Münster 1931.

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  9. Siehe außer den Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, a.a.O., S. 189 ff., 907 f., Hegels Brief an einen baltischen Baron, der bei Rosenkranz, Hegels Leben, Berlin 1844, S. 304 ff., zitiert ist. Die am genauesten ausgearbeitete Prognose von Rußlands Aufstieg und Kampf mit Deutschland enthält Bruno Bauers Rußland und das Germanentum, Charlottenburg 1853. Vgl. Napoleons Memorial de Sainte-Hélène, Anfang November 1816 und Tocquevilles Prognose am Ende des ersten Teils seiner Démocratie en Amérique.

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Löwith, K. (2004). Hegel. In: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02944-7_4

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