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Beim Wiederlesen Gottfried Kellers

  • Chapter
Der Zeiten Bildersaal
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Zusammenfassung

Gottfried Kellers Erzählung Romeo und Julia auf dem Dorfe galt und gilt nicht nur den besonderen Liebhabern dieses Dichters als Meisterwerk, als ein Kunstgebilde, in dem Form und Inhalt zu einer bewunderungswürdigen Gestalt verschmelzen. Aber dieses Urteil zu teilen waren unter den ersten ihrer Leser nicht alle bereit. Es gab sogar außerordentlich kritische Stimmen. Unter ihnen haben zwei sicherlich einiges Gewicht. Der Diplomat Alexander von Villers, Verfasser der geistvollen »Briefe eines Unbekannten« (1881) nimmt den angeblichen »Realisten« Keller beim Wort. Und da findet er, daß es weder in der Wirklichkeit Kinder gebe, die so reden, wie es die kleinen Vrenchen und Sali tun, noch Bauern. Und vor allem tadelt er die Beziehung auf Shakespeares Tragödie. »Denn diese beiden edlen Veroneser — die, nebenbei gesagt, aus Mißverständnis sterben — hatten oder glaubten mit allem Recht, obgleich die Sache sich hätte vermitteln können, für ihre Liebe nirgends eine Zuflucht als im Tode; Saly und Vreeli aber — ich kann mir nicht helfen, will mir auch gar nicht helfen, denen beiden aber konnte, mein ich, mit allem Respekt vor der Poesie, geholfen werden. Sie waren weder Montague noch Capulet, noblesse ne les obligeait pas, ich sehe wirklich nirgends den tragischen Grund zum tragischen Ende, und ehe Liebe ins Wasser geht, läuft sie sich doch erst die Füße wund.« Man kann schon nach diesem Zitat zweifeln, ob von Villers’ aristokratischem Snobismus überhaupt zum Bewußtsein kommen konnte, was wir schon jetzt die Polyphonie des Kellerschen Erzählens nennen wollen.

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Nachweise und Anmerkungen

  1. Hans Richter: Gottfried Kellers frühe Novellen, Berlin, 21966.

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II Das Tanzlegendchen: Anmerkungen:

  1. Vgl. A. Leitzmann: Die Quellen zu Gottfried Kellers Legenden, Halle 1919, Anhang S. 127ff.

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  2. Dazu Ronald Peacock: Probleme des Musikalischen in der Sprache. In: Festgabe für Fritz Strich, Bern 1952, S. 85 ff.

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  3. Dazu: Hans Tintelnot: Die barocke Freskomalerei in Deutschland, München 1951.

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  4. Vgl. v. Wilamowitz-Moellendorf: Der Glaube der Hellenen, Band I, Berlin 1931, S. 250 ff.;

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  5. E. R. Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Berlin 1948, S. 233 ff. (zur Geschichte des Topos von der Musen-invocatio);

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  6. W. F. Otto: Die Musen, Düsseldorf 1955.

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  7. Vgl. G. Kellers Lebensraum. 75 Bilder eingeleitet von Eduard Korrodi, Zürich 1930, Bild Nr. 50.

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Henkel, A. (1983). Beim Wiederlesen Gottfried Kellers. In: Der Zeiten Bildersaal. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03187-7_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03187-7_10

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00546-5

  • Online ISBN: 978-3-476-03187-7

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