Charlotte in Weimar

Zusammenfassung

Jeder, der sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts dauernd oder vorübergehend in Weimar aufhielt und nach Geist und (oder) Stand zur Gesellschaft zählte, lebt für die Nachwelt auf einer Bühne. Zählt er auch selbst nicht zu den ganz Großen, so fällt doch der Glanz ihrer Namen auch auf den, der mit ihnen umging; der Forschungseifer, mit dem vor allem Literarhistoriker des vorigen Jahrhunderts das Leben ihrer Helden detailliert rekonstruierten, kommt auch Nebenfiguren zugute. Charlotte hat, mit Unterbrechungen, von 1787 bis 1799 immer wieder in Weimar gelebt, die meiste Zeit in einem von der und für die Familie angemieteten Haus in der Windischengasse, und was wir an Zeugnissen aus dieser Zeit über sie haben, ist reich und vielfältig, verglichen mit dem, was aus den Schatten-Zeiten vorher und nachher überliefert ist. Gemessen an der Fülle und Komplexität, die jedes Leben, auch das unscheinbarste, von seiner Nacherzählung trennen, wissen wir wohl immer noch wenig, doch die vielen Bekanntschaften, Freundschaften, Beziehungen dieser »Charlotte in Weimar« lassen davon wenigstens etwas ahnen, auch wenn wir von einer Beziehung oft nur noch wissen, daß es sie gab und nicht mehr, wie sie war. Und auch, wenn es Charlotte gelang, vieles zu verheimlichen, nur manchmal nicht die Spuren dieser Heimlichtuerei.