Literarische Reihen vorwärts und rückwärts: thematische Genres und die Texte zu einer Parodie

Zusammenfassung

Mit seiner Studie über das Schicksalsdrama hat H. Kraft 1974 ein Beispiel für “literarische Reihen”² mit z.T. motivlicher, z.T. formaler Kontinuität gegeben. Es wäre zu differenzieren nach inhaltlich bestimmten Genera (Polenlyrik) und der “Fortschreibung”³ von erfolgreichen Mustern wie den Lettres persanes. Invalidengedichte sind thematisch als eigenständige Reihe anzusehen, entlehnen aber auch vorgegebene Züge der literarischen Reihen, deren Glied sie je nach Funktionszusammenhang außerdem sind, wobei sich mehrere Schemata überschneiden können. So erfüllt ein Gedicht von 1832 zugleich auch das Muster der Polenlyrik, die eine anlaßgebunden kurzlebige Serie bildet: Der Berliner Jude Moritz Veit,⁴ später Buchhändler und 1848 der “Casino”-Fraktion des Paulskirchenparlaments angehörig, publizierte auf dem Höhepunkt der deutschen Polenbegeisterung,⁵ die auf die dortige Erhebung gegen Nikolaus I. reagierte, noch als Student anonym seine Polenlieder, ein Todtenopfer. Darunter stellt er ein elfstrophiges Rollenpoem Der alte Krieger vor,⁶ dessen Held die Polen als “lieben Brüder” für ihren Aufstand lobt (V. 7), sich selbst in Anlehnung an Béranger als “ein Ehrenzeichen” widmend: “Weil ich ganz und gar zerschossen/ Wie die alten Fahnen bin.” (V. 10–12).

An honest decayed commander, cannot skelder, cheat, nor be seene in a bawdie house, but he shall be straight in one of their wormewood comoedies.¹

(Ben Jonson)