Zusammenfassung
Der frequente Umgang mit den Worten »Aberglaube(n)« und »abergläubisch« indiziert eine eigentümliche, sehr differenzierte und vielschichtige Konzeption des Aberglaubens bei G. Während er den Begriff vor allem in der wissenschaftlichen Polemik durchaus im Sinne von »Irrlehre« und »Vorurteil« benutzte, rechtfertigte er die Sache zugleich, entgegen der überkommenen christlichen wie auch rationalistisch-aufklärerischen Kritik, die auch heute noch bedeutungsprägend ist, vor allem in anthropologischer, ethnologischer, poetologischer und »egologischer« Hinsicht. Hier trifft man auf die Wirksamkeit einer geschichtlichen Wissensformation, die zu Lebzeiten des Dichters offensichtlich auslief und erst im 20. Jh., in der G.-Philologie gar erst in jüngster Zeit wieder positiver Forschungsgegenstand geworden ist.
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Zimmermann.
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Kiefer, K.H. (1998). Aberglaube. In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03655-1_1
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