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Der Klang des Ganzen. Über den Zusammenhang von Musik und Politik in der deutschen Reformpädagogik

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Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?
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Zusammenfassung

Musikalische Weltanschauung hieß eine »Vorlesung«, die der berühmte Reformpädagoge und seinerzeitige »Jugendführer« Gustav Wyneken 1948 in München veröffentlichte. Wyneken, seit 1931 Schriftsteller und Privatgelehrter, hatte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Göttingen eine »weltanschauliche Arbeitsgemeinschaft« gegründet, in der er allwöchentlich Vorträge hielt2. Einer dieser Vorträge war Musikalische Weltanschauung. Wer den Text mit pädagogischen Erwartungen liest, ist zunächst enttäuscht. Wyneken formuliert einen »kategorischen Imperativ« der Musik — »Musik nur um der Musik willen und im Wesensbereich der Musik«3 —, der mit einer Idee des, wie es heißt, »reinen Tons« entwickelt wird.

Das Nichts… Es drehte sich tatsächlich auf die andere Seite1.

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Notizen

  1. Wislawa Szymborska, Sto pociech [1967]; deutsch: Hundert Freuden. Gedicht, hrsg. Karl Dedecius (Suhrkamp Taschenbuch, 2589), Frankfurt am Main: Suhrkamp 1986, S. 102.

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  2. Gustav Wyneken (1875–1964), aus einer Pfarrersfamilie stammend, promovierte 1898 in Greifswald. 1899 legte er in Berlin die Oberlehrerprüfung ab und arbeitete danach an einer Privatschule in Hamburg. Vom 1. November 1900 an war Wyneken als Lehrer am Landerziehungsheim Ilsenburg tätig. Er leitete das Heim zwei Jahre lang und wechselte dann in das neugegründete Landerziehungsheim Haubinda. 1906 erlebte Haubinda eine von Wyneken und Paul Geheeb angeführte Lehrersezession, die am 1. September 1906 zur Gründung der Freien Schulgemeinde Wickersdorf führte. Vor allem die Publizistik über Wickersdorf machten Wyneken zum »Reformpädagogen«. Nach einem Zerwürfnis mit Geheeb mußte Wyneken am 1. April 1910 Wickersdorf verlassen; vgl. Martin Näf, Paul Geheeb. Seine Entwicklung bis zur Gründung der Odenwaldschule (Internationale Pädagogik — Reformpädagogik. Schriftenreihe des Weltbundes für Erneuerung der Erziehung, 4) Weinheim an der Bergstraße: Deutscher Studien-Verlag 1998, S. 323–340. Wyneken kehrte 1919 und 1920 sowie 1925 kurzfristig nach Wickersdorf zurück, 1934 ging er nach Göttingen;

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  3. vgl. Heinrich Kupffer, Gustav Wyneken, Stuttgart: Klett 1970.

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  4. Gustav Wyneken, Musikalische Weltanschauung. Eine Vorlesung, München: Erasmus 1948, S. 11.

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  5. August Halm (1869–1929) und Martin Luserke (1880–1968) sind 1906 Mitarbeiter und Mitbegründer der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. Wyneken kannte Halm seit 1903, beide wurden zur gleichen Zeit Lehrer in Haubinda. Halm gehörte zu den Sezessioni-sten, die das Konzept der »Landerziehungsheime« eigenständig verwirklichen wollten. Musik hatte in den Lietzschen Gründungen nur eine nebensächliche Rolle gespielt. Rückblickend betont Gustav Wyneken, Wickersdorf, Lauenburg an der Elbe: Saal 1922, S. 106, vor allem Halms »Wirken in der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft«. Halms Reden bei Gelegenheit musikalischer Vorträge sind abgedruckt in: Wickersdorfer Jahrbuch 1908. Abhandlungen zum Programm der Freien Schulgemeinde, hrsg. Gustav Wyneken und August Halm, Jena: Diederichs 1909. Halm blieb bis 1910 in Wickersdorf und war dort wieder ab 1920 bis zu seinem Tode 1929 tätig. Zu seiner Rolle als Begründer der Wickersdorfer »Musikkultur«

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  6. vgl. Alfred Ehrentreich, Pädagogische Odyssee. Im Wandel der Erziehungsformen, Weinheim an der Bergstraße: Beltz 1967, S. 89–90; auch unter dem Titel: 50 Jahre erlebte Schulreform. Erfahrungen eines Berliner Pädagogen (Studien zur Bildungsreform, 11), hrsg. Wolfgang Keim, Frankfurt am Main 1985, S. 58–59.

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  7. Gustav Wyneken, Weltanschauung, München: Reinhardt 1940, München: Erasmus 21947, S. 373.

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  8. Ebd., S. 7. Die Vorrede 1947 vermerkt auch, daß die erste Auflage vollständig verkauft werden konnte. Die »Parteiamtliche Presse-Kommission« der Nsdap habe 1943 nur den Druck einer zweiten Auflage untersagt (vgl. ebd.). Wyneken erweckt den Anschein, dies sei aus Gründen der Zensur eines unliebsamen Konkurrenten in Sachen Weltanschauung erfolgt. Diese »Widerstands«-Option übernehmen auch manche Interpreten: Wyneken kann dann als demokratischer Sozialist erscheinen, der in Göttingen eine innere Emigration vollzog; vgl. Ulrich Panter, Gustav Wyneken. Leben und Werk, Weinheim an der Bergstraße: Beltz 1960, S. 54. Tatsächlich erscheint zwischen 1933 und 1945 nur die erste Auflage der Weltanschauung sowie eine kurze Erinnerung an August Halm;

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  9. vgl. Gustav Wyneken, Musikalische Weltanschauung. Ein Blatt der Erinnerung an August Halm, in: Die Volksmusik 9 (1944) S. 2–4.

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  10. Beispiele sind etwa die Adaptionen reformpädagogischer Konzepte für die nationalsozialistische »Charaktererziehung«, wie sie der renommierte Bremer Schulreformer Heinrich Scharrelmann, Von der Lernschule über die Arbeitsschule zur Charakterschule. Ein Lehrbuch der Methodik, Leipzig: Dürr 1937, vornahm oder die völkischen und rassepolitischen der Korrekturen Weimarer Pädagogik,

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  11. die Karl Fritz Sturm, Von der pädagogischen Reformbewegung zur völkischen und politischen Erziehung [1930], Osterwieck: Zickfeldt 31935, vorlegte.

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  12. Gustav Wyneken, Schule und Jugendkultur, Jena: Diederichs 1914, S. 90. Der soziale Körper wird konstituiert durch »Führer« und Gefolgschaft. Das »Ziel« des »Führers […] ist das allen gemeinsame«. Dieser — der Führer — »ist bestimmt, für den Geist zu werben, die Jugend dorthin zu bringen, wo er selbst schon steht« (ebd.).

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  13. Gustav Wyneken, Die Kirche (Bibliothek für modernes Geistesleben, 1/4), Leipzig/Coburg: Thüringische Verlags-Anstalt 1901, S. 30–31 (Hervorhebungen nicht im Original).

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  14. Gustav Wyneken, Was ist »Jugendkultur«? Öffentlicher Vortrag gehalten am 30. Oktober 1913 (Schriften der Münchner freien Studentenschaft, 1), München: Steinicke 1914, 1919, S. 13–14. Wyneken nimmt hier gegen die wachsende Polemik Stellung, die seine Rolle als »Führer« der Jugend und die Publizistik in der Zeitschrift Der Anfang betreffen.

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  15. Gustav Wyneken, Der Krieg und die Jugend. Öffentlicher Vortrag gehalten am 25. November 1914 (Schriften der Münchner freien Studentenschaft, 4), München: Steinicke 1915, S. 31 (Hervorhebungen nicht im Original).

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  16. Über deren pädagogische Aktivitäten ist wenig bekannt; die gängige Historiographie ignoriert ihre Bedeutung noch immer; vgl. Jürgen Oelkers, Reformpädagogik. Eine kritische Dogmengeschichte [1989], Weinheim an der Bergstraße: Juventa 31996, S. 250–251.

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  17. Gustav Wyneken, Die Jugendburg, in: Tätiger Geist! Zweites der Ziel-Jahrbücher 1917/1918, hrsg. Kurt Hiller, München/Berlin: Wolff 1918, S. 354–374.

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  18. Gustav Wyneken, An die freideutsche Jugend, Beilage zu: Die freie Schulgemeinde 9 (1919), Heft 2/3, S. 1 und 4.

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  19. Eberhard Preussner, Allgemeine Pädagogik und Musikpädagogik (Musikpädagogische Bibliothek, 2), Leipzig 1929, S. 26.

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  20. Fritz Jöde, Musikschulen für Jugend und Volk. Ein Gebot der Stunde [1924], Wolfenbüttel/Berlin: Kalimeyer 21928.

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  21. Maurice Chevais war »inspecteur de l’enseignement de la musique« für die städtischen Schulen von Paris und dem Departement de la Seine. Er schrieb den Artikel L’Enseignement musical à l’école, in: Encyclopédie de la musique et dictionnaire du Conservatoire, hrsg. Albert Lavignac und Lionel de La Laurencie, Deuxième partie (Technique -esthétique -pédagogie), Band VI (Pédagogie — écoles — concerts — théâtres), Paris: Delagrave 1931, S. 3631–3683. Musikpädagogisch stand Chevais der Volksliedbewegung nahe (»La chanson populaire à l’école«), ebenso bestimmten Konzepten der inneren Schulreform oder des Schullebens (»L’éducation par les fêtes«).

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  22. Maurice Chevais, Education musicale de l’enfance, Band I (L’Enfant et la musique), Paris: Leduc 1937, S. 181. Keine derartige »Idiotie« — gemeint ist ein heilpädagogischer Term -dürfe als »définitive« angesehen werden, immer könne musikalische Erziehung für Veränderungen sorgen; das Beispiel ist hier, wie oft in Texten französischer Reformpädagogik, »cette transformation du fameux Sauvage de l’Aveyron par le maître Itard« (ebd.).

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  23. Angéla Médici, L’Education nouvelle. Ses fondateurs — son évolution, Paris: Alcan 1940. Angéla Médici war Leiterin einer reformpädagogischen Schule und einflußreiche Publizistin innerhalb der französischen Reformpädagogik. Ihr Buch ist ihre Pariser thèse de doctorat-ès-lettres. Es bestimmte jahrzehntelang die reformpädagogische Historiographie in Frankreich.

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  24. Gelegentlich ist auch von radical education die Rede, um Schulreformen von antiautoritärer Erziehung unterscheiden zu können. Der Fokus ist eine theosophische Gründung, die New Education Fellowship, die sich 1921 als internationale reformpädagogische Vereinigung konstituierte. Für Details vgl. Jürgen Oelkers, Die englische »radical education« 1919–1939, in: Politische Reformpädagogik, hrsg. Tobias Rülcker und Jürgen Oelkers, Bern: Lang 1998, S. 455–491.

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  25. Vgl. Stéphane Audoin-Rouzeau, La Guerre des enfants 1914–1918. Essai d’histoire culturelle, Paris: Colin 1993.

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  26. Hugo Gaudig, Schule und Schulleben, Leipzig: Quelle & Meyer 1923, S. 87.

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  27. Theoretisch zuerst vorgestellt und begründet wird dieses Konzept in: Peter Petersen, Allgemeine Erziehungswissenschaft, Berlin: de Gruyter 1924 (Reprint: Berlin: de Gruyter 1962), S. 230–276. Dieses Buch ging aus Vorlesungen hervor, die Petersen — Privatdozent für Philosophie — an der Universität Hamburg in den Jahren 1920 und 1921 gehalten hatte. Sie erschienen ein Jahr nach Annahme eines Rufes an die Universität Jena.

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  28. Siegfried Kawerau, Soziologische Pädagogik, Leipzig: Quelle & Meyer 1921, S. 286–287. Kawerau war zum Zeitpunkt der Abfassung seiner Soziologischen Pädagogik führendes Mitglied des Bundes Entschiedener Schulreformer, einer Vereinigung von linken Gymnasiallehrern, die ursprünglich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) nahestanden; für Details vgl. Der Bund der Entschiedenen Schulreformer. Eine verdrängte Tradition demokratischer Pädagogik und Bildungspolitik, hrsg. Armin Bernhard und Jürgen Eierdanz (Sozialhistorische Untersuchungen zur Reformpädagogik und Erwachsenenbildung, 10), Frankfurt am Main: Dipa-Verlag 1991.

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  29. Ludwig Gurlitt, Erziehungslehre, Berlin: Wiegandt & Grieben 1909, S. 135–136.

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  30. Ernst Weber, Kunsterziehung und Erziehungskunst (Pädagogium. Eine Methoden-Sammlung für Erziehung und Unterricht, 4), Leipzig: Klinkhardt 1914, S. 359 und 366.

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  31. Ernst Weber (1873–1948) war von 1919 bis 1935 Seminardirektor in Bamberg. Er promovierte 1906 in Leipzig bei Johannes Volkelt mit der Arbeit Die pädagogischen Gedanken des jungen Nietzsche. Im Zusammenhang mit seiner Welt- und Lebensanschauung, Leipzig: Wunderlich 1907.

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  32. Volkelt ist auch seine Schrift Ästhetik als pädagogische Grundwissenschaft [1907], Leipzig: Wunderlich 21926, gewidmet.

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  33. Friedrich Silcher (1789–1860) vertonte die Ballade auf einen Text von Adalbert von Chamisso. Silcher, seit 1818 Universitätsmusikdirektor von Tübingen, war eine der Referenzen für die Musikreformbewegung und hier für das »volkstümliche Liedgut«. Silcher hatte zwischen 1826 und 1860 zwölf Hefte vierstimmiger Volkslieder herausgegeben, auf die sich auch Weber bezog. Hans Kleinert und Hans Rauschnabel, Friedrich Silcher, die »Schwäbische Nachtigall«. Gedenkblatt zu seinem 75. Todestage, Stuttgart: Steinkopf 1935, haben mit ihrer Biographie zur Verklärung Silchers beigetragen.

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  34. Der Bezug ist Johannes Volkelt, System der Ästhetik, Band I (Grundlegung der Ästhetik), München: Beck 1905. Volkelt hatte, was wenig bekannt ist, erheblichen Einfluß auf die deutsche Reformpädagogik, vor allem durch die zentrale Kategorie der ästhetischen Einfühlung, die durch Volkelt selbst als Grundlage der Erziehung dargestellt wurde; vgl. Oelkers, Reformpädagogik (wie Anm. 35), S. 211–212.

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  35. Georg Schünemann, Geschichte der deutschen Schulmusik, Leipzig: Kistner & Siegel 1928, S. 382.

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  36. Vgl. Corrado Ricci, L’arte dei bambini, Bologna: Zanichelli 1886; deutsch: Kinderkunst, Leipzig: Voigtländer 1906. Die deutsche Ausgabe erschien mit einem Vorwort von Karl Lamprecht (auch Lamprecht wäre als Reformpädagoge noch zu entdecken). Der Kunsthistoriker Ricci untersuchte Graffiti und Kinderzeichungen.

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  37. Theoretisch maßgebend für die Kunsterziehung war John Ruskin, The elements of drawing: in three letters to beginners, London: Allen 1857. Das »freie Zeichnen« des Kindes war vor 1914 ein zentrales Thema der Schulreform; vgl. etwa Das freie Zeichnen und Formen des Kindes. Sammlung von Abhandlungen aus der Zeitschrift für angewandte Psychologie und psychologische Sammelforschung. Mit Unterstützung des Magistrats der Stadt Breslau, hrsg. Hermann Grosser und William Stern, Leipzig: Barth 1913.

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  38. Vgl. Gustav F[riedrich] Hartlaub, Der Genius im Kinde. Zeichnungen und Malversuche begabter Kinder, Breslau: Hirt 1922. Das Buch des Kunsthistorikers, dessen Titel zum Slogan wurde, geht auf eine Ausstellung von Kinderzeichnungen zurück, die 1921 die Mannheimer Kunsthalle durchführte.

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  39. Ein wesentlicher Begründungszusammenhang stammt von Georg Hirth, der eine Neuformung des Zeichenunterrichts für die künstlerische Berufsausbildung verlangt hatte; vgl. Georg Hirth, Ideen über Zeichenunterricht und künstlerische Berufsbildung, Leipzig: Hirth 1887. Formiert wurde die Bewegung auf drei »Kunsterziehungstagen«, die 1901 in Dresden, 1903 in Weimar und 1905 in Hamburg stattfanden. Der Wortführer war Alfred Lichtwark, der Leiter der Hamburger Kunsthalle. Er definierte den Vorrang der bildenden Kunst;

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  40. vgl. Alfred Lichtwark, Einleitung, in: Versuche und Ergebnisse der Lehrervereinigungfür die Pflege der künstlerischen Bildung in Hamburg, Hamburg: Janssen 1901, 31902, S. 1–7.

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  41. Vgl. Konrad Lange, Die künstlerische Erziehung der deutschen fugend, Darmstadt: Bergsträßer 1893.

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  42. Vgl. Max Dessoir, Die Musik in ihrer kulturellen Bedeutung in der Gegenwart, in: Vorträge und Referate, hrsg. vom Deutschen musikpädagogischen Verband (Akten des 3. musikpädagogischen Kongresses), Berlin 1906.

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  43. Vgl. August Halm, Musik und Volk, in: Musikalische Jugendkultur. Anregungen aus der Jugendbewegung, hrsg. Fritz Jöde, Hamburg: Saal 1918, S. 9–22; August Halm, Musik und Leben, ebd., S. 23–30; Gustav Wyneken, Das Kunsterlebnis, ebd., S. 47–49; Gustav Wyneken, Vorkunst, S. 50–54; August Halm, Gegensätze, ebd., S. 55–57; Gustav Wyneken, Grundsätzliches zur Führerfrage, ebd., S. 73–79.

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  44. Das »Erlebnis der Jugendbewegung« wird mit einem »neuen Musikerlebnis« verknüpft und gegen die »Salon- und Maschinenmusikseuche« in Stellung gebracht; vgl. Fritz JÖde, Musik und Erziehung. Ein pädagogischer Versuch und eine Reihe Lebensbilder aus der Schule [1919], Wolfenbüttel: Zwißler 21924, S. 18.

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  45. Fritz Jöde, Lehrergemeinschaften und Gemeinschaftsleben in der Schule. Referat, gehalten im Lehrerrat am 7. Februar, in: Pädagogische Reform 43 (1919), S. 50–51; hier S. 50.

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  46. Vgl. Friedrich Schlünz, Die Entfesselung der Seele. Absage an die vorrevolutionäre Gesellschaft und ihr Bildungswesen, Hamburg/Lauenburg an der Elbe: Saal 1919.

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  47. Der nachfolgende Leiter der Wendeschule, Kurt Zeidler, faßte diese Erfahrungen mit einer Broschüre zusammen, die den später (bis heute) vielzitierten Titel trug Die Wiederentdeckung der Grenze. Beiträge zur Formgebung der werdenden Schule, Jena: Diederichs 1926.

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  48. Vgl. Fritz Jöde, Die Lebensfrage der neuen Schule (Ein Wort an alle, die über die Schule hinaus ins Leben wollen), Lauenburg an der Elbe. Saal 1921. Es handelt sich um ein langes Poem, mit dem Jöde Programm und Erfahrung der Wendeschule reflektiert.

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  49. Fritz Jöde, Unser Musikleben. Absage und Beginn, Wolfenbüttel: Zwißler 1923, S. 28.

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  50. Das Berliner Akademische Institut für Kirchenmusik wurde 1922 aus Anlaß seines hundertjährigen Bestehens in die »Akademie für Kirchen- und Schulmusik« umgewandelt, Erster Direktor wurde Carl Theil, ein Schüler von Hermann Kretzschmar. Sein Nachfolger wurde Hans Joachim Moser. In die schulmusikalische Abteilung wurden neben Fritz Jöde Heinrich Martens und Susanne Trautwein berufen; vgl. Walter Kühn, Geschichte der Musikerziehung, in: Handbuch der Musikerziehung, hrsg. Ernst Bücken, Potsdam: Athenaion 1931, S. 5–68; hier S. 65–66. Jöde war 1939 am Reichssender München tätig, 1943 am Mozarteum in Salzburg und von 1947 an als Leiter der musikpädagogischen Abteilung der Musikhochschule in Hamburg. So weit ich sehe, liegen keine neueren Studien über Jöde vor.

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  51. Zu Jödes ersten Aktivitäten in seiner Berliner Zeit gehörte die Edition der Sammlung Alte Madrigale für gemischten Chor, Wolfenbüttel: Kalimeyer 1924, die die alte Chorkunst wiedererwecken sollten. Kurz zuvor, im Jahre 1923 war die Gründung der Jugendmusikschule Charlottenburg unter seiner Leitung erfolgt. Die erste »Singwoche« unter der Leitung von Walther Hensel fand im Juli jenen Jahres statt. Jödes Liederbuch Der Musikant, 6 Hefte, Wolfenbüttel: Kallmeyer 1923–1925, von zentralem Einfluß auf die Bewegung, erschien ebenfalls ab 1923. Die erste »Reichsführerwoche« der Musikantengilde fand vom 27. Juli bis zum 3. August 1924 statt. 1925 richtete Jöde an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik einen »staatlichen Lehrgang für Volks- und Jugendmusikpflege« ein. Im Januar 1926 erfolgte die Gründung des Arbeitsamtes für Musikantengilden mit Sitz in Berlin, erster Leiter war Fritz Reusch. Am 11. Juni 1926 leitete Jöde die erste »offene Singstunde« in Deutschland, eine Form, für die er besonders berühmt wurde. Ab Dezember 1928 erschienen die monatlichen Liedblätter Die Singstunde, Wolfenbüttel: Kallmeyer 1928–1938, mit denen Jöde das »offene, allgemeine Volksliedersingen« fördern wollte. In allen diesen Hinsichten kann man von einer dicht organisierten, personal eng verbundenen und einflußreichen Bewegung sprechen.

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  52. Vgl. Erwin Walker, Die Wirkung moderner Musik auf Kinder und fugendliche, in: Grundfragen der Schulmusik, hrsg. Hans Joachim Moser, Leipzig/Berlin: Teubner 1931, S. 160–195.

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  53. Walther Hensel (1887–1956), der seinen eigentlichen Namen Julius Janiczek mit einem weniger slawisch klingenden Pseudonym vertauscht hatte, war Konkurrent Jödes. Sein Buch Lied und Volk. Eine Streitschrift wider das falsche deutsche Lied [1923], Augsburg: Stauda 31927, war direkt gegen Jöde gerichtet; vgl. ebd., S. 37.

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  54. Vgl. Walther Hensel, Von der Wiedererweckung alten musikalischen Volksgutes, in: Grundfragen der Schulmusik, hrsg. Hans Joachim Moser, Leipzig/Berlin: Teubner 1931, S. 85–101.

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  55. Walther Hensel, Auf den Spuren des Volksliedes. Sprachliche und musikalische Betrachtungen als Beiträge zu seiner Wesensschau (Kleine Volksliederkunde), Kassel/Basel: Bärenreiter 1944, S. 4.

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  56. Georg Götsch, Musische Bildung. Zeugnisse eines Weges, Band I (Besinnung), Wolfenbüttel: Möseler 1950, S. 22–23.

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  57. Ebd., S. 127. Götsch hatte diese These schon in seiner vielbeachteten Schrift Die deutsche Jugendbewegung als Volksgewissen, Leipzig: Quelle & Meyer 1928, vertreten.

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  58. Vgl. Peter Suhrkamp, Musik in der Schule, in: Musik und Gesellschaft Arbeitsblätter für soziale Musikpflege und Musikpolitik 1 (1930/31), S. 5–8. Peter Suhrkamp (1891–1959) war erzieherischer Leiter von Wickersdorf, 1925 unter Wyneken als dem wirtschaftlichen Leiter, der allerdings sehr schnell aufgeben mußte. Suhrkamp hat einige musikpädagogische Beiträge verfaßt, die in reformpädagogischen Zeitschriften erschienen.

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  59. Gustav Wyneken, Einführung, in: August Halm, Von zwei Kulturen der Musik [1913], Stuttgart: Klett 31947, S. V–XVI; hier S. IX.

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  60. Vgl. August Halm, Von zwei Kulturen der Musik, München: Müller 1913, S. XXXI (bzw. 31947, S. XLIII): »Von zwei Kulturen spreche ich, da ich deutlich zwei, in den Anfängen jedenfalls wesentlich verschiedene Ideale des Komponierens wahrnehme: das Ideal der Form und das des Stils. Unter Form verstehe ich den grossen Organismus als solchen, in erster Linie die Sonatenform; unter Stil dasjenige, was das Gestalten im einzelnen angeht. Freilich kann man so dieses wie jenes als eine Form, als Geformtes bezeichnen; ich übernehme aber die gebräuchlichen Ausdrücke: Fugenform, Sonatenform, und halte mich deshalb daran, mit dem Begriff der Form den eines Ganzen, eines Zusammenwirkens von organisierten Kräften zu verbinden«.

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  61. Vgl. Hilmar Höckner, Die Musik in der deutschen Jugendbewegung, Wolfenbüttel: Kallmeyer 1927.

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  62. Wilhelm Ehmann, Erbe und Auftrag musikalischer Erneuerung, Kassel/Basel: Bärenreiter 1950, S. 43 und 44.

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  63. Else Schmücker, Schule und musisches Leben (Beiträge zur Musikerziehung, 1), Berlin: Merseburger 1952, S. 13.

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  64. Vgl. Eduard Spranger, Deutschland und Europa. Rede zur 2. Jahresfeier der Bundesrepublik am 12. September 1951, in: Spranger, Kulturfragen der Gegenwart, Heidelberg: Quelle & Meyer 1953, S. 116–132; hier S. 120. Spranger hatte seine Rede auf Einladung von Theodor Heuß und Konrad Adenauer gehalten und des weiteren ausgeführt: »Wer eine Gemeinschaft gründet — man denke an die alten Pilgrimväter — tut es aus konkreten Überzeugungen heraus, die er in Grundsätzen niederlegt. Er wird damit unvermeidlich exklusiv gegen Personen und Gruppen von ganz anderer Gesinnung, die in diesem Staat eben keinen Raum finden würden« (ebd.). Europa wird als Gemeinschaftserweiterung gedacht, gleichrangig mit dem Abendland (vgl. ebd., S. 121–122). Daran schließt sich die Frage an, ob der »deutschen Volksseele« durch diese »Umschaltung« nicht »zuviel auf einmal« zugemutet werde: »Was wird aus unserem deutschen Nationalbewußtsein?« (ebd., S. 122) Die »Umstellung auf übernationale Ideale« wird am Ende wieder als Erziehungs- und Gemeinschaftsaufgabe verstanden (vgl. ebd., S. 131–132). Auch das große Europa müsse Gemeinschaft werden (ebd., S. 132).

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  65. Hans Freyer, Über die ethische Bedeutung der Musik. Zwei Vorträge (Werkschriften der Musikantengilde, 5), Wolfenbüttel: Kallmeyer 1928.

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  66. Ernst Krieck, Musische Erziehung (Werkschriften der Musikantengilde, 4), Wolfenbüttel: Kallmeyer 1928; hier zitiert nach der veränderten Neuauflage: Leipzig: Armanen-Verlag 1933, 21935, S. 42.

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  67. John Dewey, The quest for certainty: a study of the relation of knowledge and action [1929], hrsg. Harriet Furst Simon, in: Dewey, The later works, 1925–1953, hrsg. Jo Ann Boydston, Band IV (1929), Carbondale/Edwardsville: Southern Illinois University Press 1984, S. 1–254; hier S. 134.

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  68. Vgl. Jürgen Oelkers, »Pädagogischer Realismus«. Peter Petersens erziehungspolitische Publizistik 1930–1950, in: Die Deutsche Schule 84 (1992), S. 481–501.

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  69. Fritz Jöde, Vom Wesen und Werden der Jugendmusik (Bausteine für Musikerziehung und Musikpflege, 10), Mainz: Schott 1954, S. 4. — Im Jahr 1923 hatte es — unter der Überschrift »einer anderen Jugend!« — geheißen: »Musik ist Geborenes und will als solches nicht gekannt, gewußt und gekonnt sein, sondern will leben und gelebt werden«; vgl. Jöde, Unser Musikleben (wie Anm. 96), S. 5.

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Oelkers, J. (2000). Der Klang des Ganzen. Über den Zusammenhang von Musik und Politik in der deutschen Reformpädagogik. In: Gerhard, A. (eds) Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03772-5_8

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