Literarische Imagination und Naturgeschichte

Zusammenfassung

»Nach den letzten Cookschen Erkundungen«, bemerkt Buffon in seinem Anhang zu den Epoques de la Nature, »müssen Neuseeland, Neu-Holland, und die Magellanküste als die letzten bewohnbaren Regionen der südlichen Hemisphäre betrachtet werden«.² So faßt 1778 der französische Vertreter der Naturgeschichte den Stand der geographischen Kenntnisse zusammen, der durch die wissenschaftlichen Expeditionen der Aufklärung erreicht worden war. Es war tatsächlich dank der neuen Bestimmungsmethoden der Längengrade zuletzt gelungen, die Karte des Pazifiks zu zeichnen und dadurch die allgemeine Annahme der Existenz eines »Südkontinents« in das Reich der Schimären zu verweisen. Mit der Publikation der Karte von Cooks zweiter Weltumsegelung im Jahr 1777 war die »wissenschaftlich nachprüfbare« Darstellung des Globus eine sichtbare Realität geworden. Dem »Abschließen« der Kartierung der Erde entsprach innerhalb der Naturgeschichte der potentielle Abschluß des Tableaus der Pflanzen- und Tierarten, der menschlichen »Rassen« und Varietäten. Denn für diese Disziplin lag das Ziel der Forschungsreisen auch darin, die noch unbekannten Arten empirisch zu beobachten und taxinomisch zu erfassen. Linné und Buffon waren beide an den Vorbereitungen und Auswertungen der Weltreisen von Cook und Bougainville beteiligt. Im Anschluß an diese Expeditionen wird Buffon seinen frühen Artikel Variétés de l’espèce humaine (1749) teilweise revidieren und 1777 seiner Naturgeschichte des Menschen die umfangreichen Additions hinzufügen.

Gekürzte Fassung des am 1.7. 1998 an der Freien Universität Berlin gehaltenen Habilitationsvortrags des Verfassers; diese Studie ist Teil seines Projektes »Forschungsreise und Wissensformen im späten 18. Jahrhundert«, das durch die Thyssen Stiftung unterstützt wurde.