Zusammenfassung
Die Nieuwe Zakelijkheid hat bislang in den Niederlanden die Aufmerksamkeit der Literaturwissenschaft nur in geringem Maße auf sich ziehen können. Als vielsagendes Indiz kann gelten, daß die Bibliografie van de Nederlandre Taal- en Letterkunde (BNTL) unter dem Eintrag Nieuwe Zakelijkheid im bislang edierten Berichtszeitraum 1960–1992 als selbständige Veröffentlichungen zur Nieuwe Zakelijkheid lediglich vier Titel anführt: Antens Van realisme naar zakelijkheid (1982), Aufsätze von van den Toorn (1987) und Goedegebuure (1990) sowie Goedegebuures Monographie Nieuwe Zakelijkheid (1992). Damit hat man ein Verzeichnis der wichtigsten Literatur zur Nieuwe Zakelijkheid, das zudem schon beinahe vollständig ist, denn auch zu Autoren wie Jef Last, M. Revis, Ben Stroman und W. A. Wagener finden sich kaum Veröffentlichungen.
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Notizen
So schreibt Kindennann über den Zug der’Entpersönlichung’ in der Neuen Sachlichkeit: “Durch diese ‘Entpersönlichung’ wächst vorerst die Distanz — aber es ist nicht mehr die spätimpressionistische Distanz der Abgeklärtheit, sondern die erkühlende Distanz rational schablonisierender Zweck- und Wertproblematik. Diese Revision einer ins Allgemeine erhobenen Zweck- und Wertproblematik ergibt das von gemüthaften Akzenten völlig unbeschwerte Resultat, da6 Bienen oder Blumen oder Wind für den Menschen radikal-sachlicher Prägung die gleiche Bedeutung haben wie Bohrmaschine, Hosenträger oder glatte Mauer aus Stein.” (Kindermann 1930b:366) Kindermanns Beispiele (Bienen usw.) kommen dabei aus dem von ihm kritisierten Gedicht “Natur” von Joachim Ringelnatz aus dessen Band Flugzeuggedanken (1929). Seine Unterscheidung zwischen einer ‘radikalen’ und einer ‘idealistischen’ Variante der Neuen Sachlichkeit geht zurück auf eine Arbeit aus dem Jahre 1929, die 1930 unter dein Titel Das literarische Antlitz der Gegenwart erschien. Knuvelders Satz über das Verhältnis Mann-Frau im Hinblick auf die Nieuwe Zakelijkheid erklärt sich daraus, daß Kindermann (1930b) anhand dieser beiden Aspekte (Natur und Verhältnis Mann-Frau) in zwei Kapiteln die Neue Sachlichkeit untersucht.
Die Annahme von W. Blok (in seinem Lexikonartikel zu Bordewijk in van Bork/Verkruijsse 1985): “Meistens nennt man [Bordewijk] den wichtigsten Vertreter der Nieuwe Zakelijkheid in der niederländischen Literatur”, trifft also nicht zu.
An anderer Stelle zeigt sich dieselbe Zustimmung zu Marsmans Urteil implizit in der Problematisierung des Verhältnisses von Bordewijk und Nieuwe Zakelijkheid: “Bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede zur objektiven, reportageartigen, filmischen Prosa der ‘Nieuw Zakelijken’ dergestalt, daß eine Einteilung in diese Gruppierung problematisch ist.” (Anten 1984:11)
So muß man vor der Neubelebung der Argumentation Marsmans durch Anten zu Beginn der 80er Jahre bis zum Ende der 30er Jahre zurückgehen, um eine ähnliche Kritik anzutreffen. H. W. E. Moller spricht zwar nirgends explizit von Nieuwe Zakelijkheid; zu Bordewijk heißt es jedoch: “Er schreibt in einem äußerst strengen sachlichen Sprachstil, in dem wir doch allzu viel Gefühl und Gestaltung [“verbeelding”] vermissen. Es ähnelt verblüffend der beinahe tödlichen Nüchternheit einiger sachlicher Baumeister […].” (Moller 1939:360) Gestaltung wird der Nieuwe Zakelijkheid also auch von Moller abgesprochen, was sich ebenfalls bei Rispens (cf. 1938:349f.) erkennen läßt.
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Grüttemeier, R. (1995). Die Nieuwe Zakelijkheid in der niederländischen Literaturwissenschaft. In: Hybride Welten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04226-2_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04226-2_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-04226-2
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