Bertolt Brechts marxistischer Lehrer

Zusammenfassung

In einem Brief vom 12. Mai 1948 teilt Karl Korsch seinem Freunde Bert Brecht, der sich damals in der Schweiz aufhält, mit, daß er die deutsche Fassung seines 1958 englisch erschienenen Buches über Karl Marx zunächst nicht veröffentlichen wolle. „Ich habe heute extra für Sie alle Versuche zur Änderung des einen zurückgehaltenen Kapitels des ersten Teils rückgängig gemacht und schicke Ihnen… dieses Kapitel in der alten Form, samt einem Kapitel aus dem III. Teil … Bitte, fügen Sie beides an den richtigen Stellen ein und binden das Ganze zusammen mit der Überschrift »Svendborger Marx« und heben Sie es sich als Andenken und zur gelegentlichen Benutzung auf. Ich behalte ein genau identisches Exemplar hier, und wir können uns, wenn mal das Bedürfnis eintreten sollte, mit Seitenzahlen und Zeilenangaben sehr bequem darüber unterhalten.“¹ Das Buch von Korsch, der seit Ende 1933 bis Ende 1936 mit einigen Unterbrechungen im Hause Brechts in Svendborg oder in der nächsten Nachbarschaft gewohnt hatte, erscheint hier als sozialwissenschaftliches Gegenstück der »Svendborger Gedichte« Brechts. Der Brief von 1948 dokumentiert das Weiterleben einer Freundschaft und engen geistigen Verbundenheit, die damals seit mehr als zwei Jahrzehnten bestand, nämlich seit der Mitte der zwanziger Jahre, und die erst mit dem Tode Brechts 1956 endete.