Die Fixierung des Interesses an den »Parole in libertà«: Das futuristische Mikrouniversum

Zusammenfassung

Der Gegenstand des zweiten Teils dieser Untersuchung ist die Produktion des spezifischen Interesses am futuristischen Text. Wir fragen nach seinem gesellschaftlichen Interesse. Dabei stehen nicht die Bedeutung, der Sinn, die Aussage des jeweiligen Textes im Vordergrund. Es soll nicht einer Textinterpretation eine andere, vielleicht ›neue‹ — die wir für ›richtiger‹ halten — entgegengesetzt werden. Wir wollen aufzeigen, mit welchen Verfahren der futuristische Text die Wirkung produziert, für die er zum Zeitpunkt seines Erscheinens konzipiert wurde. [1] Die Analyse der »korrekten Lektüre(n)« (Grivel) des futuristischen Textes ist für eine bestimmte historische Zeitspanne (1912–1925) zu leisten, und diese Lektüre ist im Hinblick auf ihren gesellschaftlichen Ertrag zu befragen: Wenn wir davon ausgehen, daß der Text Produzent von Information auf der Basis gesellschaftlicher Erfahrung ist, welches ist dann das Mehr an Wissen, das der futuristische Text im Unterschied zur gesellschaftlichen Erfahrung hervorbringt? Und wie artikuliert er diesen Unterschied? Unsere Frage lautet also: Wie wird gesellschaftliche Erfahrung im poetischen Text transformiert und welches gesellschaftliche Interesse verfolgt der Text damit?