Der Dichter

Zusammenfassung

Die Frage nach dem Dichter und damit dem Raum und der Zeit der Entstehung der ›Kudrun‹ ist schwer zu beantworten, weil die Überlieferung spät und unzureichend ist. Für die Bestimmung der Sprache des Originals können nur solche Formen herangezogen werden, die durch den Reim als dem Original angehörend gesichert sind. Mehrere bayrisch-österreichische Eigenheiten (z. B. stets kom, kôrnen, nie kam, kâmen) weisen auf den bayrisch-österreichischen Donauraum als Entstehungsgebiet. Damit fügt sich die ›Kudrun‹ in die große Gruppe mhd. Heldenepen, die alle in diesen Raum gehören. Während wir aber beim ›Nibelungenlied‹ wegen Passaus Vorzugsstellung und der spürbaren Bayernfeindlichkeit des Dichters einen Österreicher als Verfasser vermuten, bietet der Schauplatz der ›Kudrun‹ einem Dichter des Donauraumes kaum Gelegenheit zu solchen lokalpatriotischen Äußerungen. In jüngster Zeit machte H. Rosenfeld auf bayrische Wappenbezüge und andere historische Reminiszenzen aufmerksam. Wichtig ist vor allem auch der Hinweis auf die Gemahlin des ersten Witteisbacher Baiernherzogs Otto, die eine Tochter des Grafen Ludwig von Looz (im Limburgischen zwischen Maastricht und Löwen) war.