Zusammenfassung
Die Gewerkschaften gehören zu den Gewinnern des Industriekapitalismus. Wenn sie ihre Rolle auch unter den Bedingungen des flexiblen Kapitalismus fortschreiben wollen, müssen sie sich jedoch neu erfinden. Denn um die Jahrtausendwende sah es so aus, als ob sie zu den großen Verlierern des 21. Jahrhunderts zählen würden. Tatsächlich gründeten sich ihre Stärken auf die produzierenden Großbetriebe und die männlichen Facharbeiter. Dagegen liegen die Schwerpunkte der neuen Industrie-, Dienstleistungs- und Wissensökonomie bei den mit IT-Technik ausgerüsteten Schreibtischen, in kleinen betrieblichen Einheiten und in einer weiblicher werdenden Arbeitsgesellschaft. Generell gestaltet es sich für die Gewerkschaften kompliziert, auch unter diesen Bedingungen erfolgreich zu sein. Daher ist weiterhin offen, welchen Platz die Gewerkschaften im neuen Kapitalismus haben. Der archimedische Punkt für eine erneuerte gewerkschaftliche Präsens und Handlungsfähigkeit liegt darin, ob und wie sie ihre Organisationsmacht erneuern. Damit ist vor allem gemeint, wie sie nach dem Ende der Arbeiterbewegung, im Kontext von Industrie 4.0 und prekären Arbeitsmärkten, nicht nur Mitglieder gewinnen und halten, sondern angesichts neuer Heterogenitäten auf den Arbeitsmärkten handlungsfähig bleiben.
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Schroeder, W. (2014). Gewerkschaften im Transformationsprozess: Herausforderungen, Strategien und Machtressourcen. In: Schroeder, W. (eds) Handbuch Gewerkschaften in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19496-7_1
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