Ergebnisse der Untersuchung

Zusammenfassung

Wir haben im Rahmen dieser Arbeit versucht, auf kulturhistorischer Basis eine umfassende Theorie zur traditionellen türkischen Beschneidung als »Mann-Machung« zu bilden. Diese stützen wir mit einer integrierten Empirie. Wir haben versucht nachzuweisen, daß junge türkische und türkischstämmige Männer – und zum Teil auch schon Jungen im Kindergartenalter – durch ihre Beschneidung in einen spezifischen Konflikt mit ihrem Umfeld in der Bundesrepublik geraten. Sie gelten nach kollektivem, türkischem Verständnis nach der Beschneidung als »Männer«. Auch wenn manche türkischen und deutschtürkischen Eltern diesem Aspekt kein so hohes Gewicht mehr beizumessen scheinen, kommt es zu einer Störung in der Beziehung zum Umfeld. Während der beschnittene Junge plötzlich den Status eines »Mannes« hat, bleiben für ihn seine deutschen beziehungsweise nichtmuslimischen Kameraden alle weiterhin »Kinder« oder Jugendliche. Wir haben versucht darzustellen, daß in diesem Männlichkeits-Gefühl die Grundlage dafür zu sehen ist, daß er bestimmte Frauen im Umfeld – beispielsweise Erzieherinnen und Lehrerinnen – nicht respektiert und ihren Anspruch auf Autorität nicht akzeptiert. Gemäß einer bestimmten Denkart, die in gewissen Milieus vielen Kinder und jungen Männern noch vermittelt wird, sind Frauen den Männern untergeordnet.