Zusammenfassung
Der besondere Mehrwert des Framing-Ansatzes wird unter anderem in seinem integrativen Potenzial gesehen. Framing wird stellenweise als eine integrative Medientheorie beschrieben, welche auf PR, Journalismus, Medieninhalte und Publikum gleichermaßen anwendbar sei (vgl. Matthes 2007a: 30, Dahinden 2006: 59, Leonarz 2006: 85). Gemeint ist hiermit, dass Frames sowohl als kognitives als auch als textuelles Phänomen existieren und dass jeweils ein solches kognitives und ein textuelles Phänomen in der PR, im Journalismus und beim Publikum zu finden sei. Diese Annahme soll im Folgenden in zwei Aspekten auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft werden. Zum einen ist zu klären, ob kognitive und textuelle Frames in der Tat so stark übereinstimmende Eigenschaften aufzeigen, dass man sie als das gleiche, nur anders verortete Konstrukt auffassen kann. Zum anderen muss erörtert werden, ob die Rede von einer integrativen Medientheorie bislang nicht zu sehr dazu verführt hat, das Verhältnis von kognitiven und textuellen Frames zu wichtig zu nehmen, was auch in einer Vernachlässigung dritter Einflussvariablen resultierte.
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Notes
- 1.
An anderer Stelle wird behauptet, dass schemainkonsistente Informationen generell im Vorteil seien (vgl. Neuschatz et al. 2002: 688f.). Empirische Beweise existieren für beide Annahmen (vgl. Schenk 2007: 290f.). Schenk (vgl. ebd.: 291) geht allerdings davon aus, dass die konsistenten Informationen insgesamt im Vorteil sind.
- 2.
Zirkuläre Rückwirkungen, wie sie Dahinden an anderer Stelle (vgl. 2006: 216) thematisiert, werden hier aus Gründen der Vereinfachung nicht, dafür jedoch in Kapitel 7.7 aufgegriffen. Bei der obigen Wirkungskette ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass sie idealtypisch ist und nicht in jedem Fall in dieser Weise verlaufen muss. Beispielsweise kann die PR auch einen direkten Zugang zum Publikum suchen und den Journalismus dabei umgehen. Auch laufen die oben skizzierten Prozesse nicht unbedingt einander temporär nachgeordnet, sondern gleichzeitig ab.
- 3.
Dabei können diese kognitiven Frames sowohl bei der Selektion von auf den Journalisten einströmendem Material Anwendung finden als auch im Rahmen seiner Eigenrecherche. Im zweiten Fall haben die kognitiven Frames „die Rolle einer Brille, durch die mediale Umwelt beobachtet und daraus berichtenswerte Ereignisse ausgewählt und aufbereitet werden.“ (Dahinden 2006: 61) Dies würde bedeuten, dass sich die Selektionsentscheidungen der Journalisten nicht „an der Realität, sondern an den von Journalisten etablierten Hypothesen über die Realität“ (Scheufele/Brosius 1999: 426) orientieren.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Potthoff, M. (2012). Der Framing-Ansatz als integrative Medientheorie?. In: Medien-Frames und ihre Entstehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19648-0_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19648-0_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-531-19648-0
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