Verstehen und Verständigung aus historischer Sicht Einige Beispiele aus dem Mittelalter

Zusammenfassung

Im 10. Jahrhundert hatte sich ein Mönch namens Simeon der Armenier nach Rom begeben, um dort an den Gräbern der Apostel zu beten. Seine Gebräuche, sein Gebaren waren in Italien allerdings fremd und so wirkte die Art, wie er seine Gebete verrichtete, auf die Römer andersartig und ungewohnt. War er ein Christ, einer von ihnen? Vielleicht ein Irrgläubiger, der ketzerische Gebräuche einschleppte? Simeon stieß auf Ablehnung, die fast dazu führte, dass er von einem wütenden Mob gelyncht wurde. Simeon hatte jedoch Glück, denn zur gleichen Zeit fand in Rom eine Synode statt, an der auch ein Bischof aus Armenien teilnahm, der sich für die Rechtgläubigkeit seines Landsmannes verbürgte. Der Bischof, so wird berichtet, unterhielt sich mit Simeon in armenischer Sprache und konnte so zwischen dem Fremden und den Einheimischen, mit denen er sich offensichtlich auch verständigen konnte, vermitteln. Simeon, so gewinnt man den Eindruck, verfügte wohl nicht über die erforderlichen Sprachkenntnisse, um sich in Italien verständlich machen zu können. Doch die Bestätigung durch die anerkannte Autorität eines Bischofs sorgte dafür, dass Simeon als rechtgläubiger Christ akzeptiert wurde; !Ur die Römer war er damit in gewisser Weise einer der Ihren. Mehr noch, er wurde zum Heiligen. Nachdem er wundertätig durch halb Europa gezogen war, verstarb er schließlich hochverehrt in einem Benediktinerkloster in der Poebene.