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Auszug

Die bisherige Forschung über das Leben im Nationalsozialismus und über die in diesem Kontext stehenden Emigrationsprozesse zeichnet sich in erster Linie durch eine Konzentra-tion auf spezifische Aspekte beziehungsweise Gruppen aus, die teilweise mit autobio-graphischem Material zum Zweck einer erwünschten Authentizität und zur Unterstützung der gewonnenen Erkenntnisse verknüpft werden. Die jeweils individuellen Beweggründe zur Emigration verbleiben damit auf einer Ebene des Eindrucks, auf der des konkret Gesag-ten. Qualitative Studien, die die Subjektperspektive und die Potentiale des Einzelnen stär-ker ins Blickfeld ihrer Betrachtung setzen, sind für das in dieser Arbeit untersuchte Gegen-standsfeld eher selten zu finden. Dieses Forschungsdefizit wird mit der vorliegenden Unter-suchung verringert. Die in ihr implizierte Biographieanalyse und damit die wissen-schaftliche Analyse des Einzelfalls zeigt Ergebnisse auf, die zum Verständnis der subjekti-ven Wahrnehmung und des individuellen Umgangs des Einzelnen mit dem Nationalsozia-lismus beitragen. Insbesondere die Rekonstruktion der durch die Analyse der biographi-schen Ressourcen deutlich gewordene Fallspezifik, wie die Ausprägung der Selbst- und Weltverständnisse, die Konkretisierung der Haltung zumNationalsozialismus, die Präzisie-rung der Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster und die Nennung von Mecha-nismen und Strategien zur Bewältigung alltäglicher und besonderer Herausforderungen, trägt zu einem differenzierteren Bild über das Leben im Nationalsozialismus bei. Die Studie bietet damit auch Anknüpfungspunkte fiir weitere Forschungen, die nicht speziell auf E-migrationsprozesse ausgerichtet sind, sondern die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Lebens im Nationalsozialismus auseinandersetzen. Die Untersuchung zeigt, in welchem Maße frühere biographische Erfahrungen fiir die Haltung zum Nationalsozialismus aus-schlaggebend waren und sie gibt Hinweise darauf, wieso Menschen sich in dieser Zeit ha-ben sicher fiihlen können und wieso andere nicht. Erst mit dem Wissen von heute offenbart sich das fatale Element in den mannigfachen Prozessen, die zur Stabilisierung der eigenen Person und Lebenssituation beitrugen, die Erfahrungen der Kontinuität ermöglichten und die eher ein Bleiben und nicht ein Flüchten unterstützten.

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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2006). Ausblick. In: Flüchten oder Bleiben?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90203-6_7

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