Auszung
Im Mittelpunkt des folgenden Artikels steht die „Ich-AG im Walde“. Gemeint ist damit nicht die spezifische Rechtsform oder Fördermaßnahme, sondern das Phänomen der kleinststrukturierten Selbständigkeit — hier bezogen auf die Forstwirtschaft, in der sich in den letzten Dekaden durch Auslagerung von Arbeit ein derartiges Unternehmertum entwickelt hat. Die Arbeits- und Organisationsformen dieser „Ich-AG im Walde“ werden ausgehend von Merkmalen postindustrieller Arbeit dargestellt. Dabei wird in der Makroperspektive das Aufkommen forstlicher Dienstleistungsunternehmen mit sinkenden Waldarbeiterzahlen, Outsourcing-Prozessen und zunehmenden Vermarktlichungstendenzen verbunden. Komplementär dazu werden einige Ergebnisse aus qualitativen Interviews mit Forstdienstleistern zu ihren Arbeitsbedingungen dargestellt und diskutiert. Deutlich wird, dass die Arbeitsbedingungen forstlicher Dienstleistungsunternehmen sich nicht alleine mit dem Ansatz postindustrieller Arbeit erklären lassen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen länger zurückliegende Traditionslinien ländlicher Arbeit in Kleinstunternehmen, die auch heute noch wirksam sind. In der Reaktion auf Globalisierung und Vermarktlichung werden beide Elemente wirksam. Den Schluss des Beitrags bildet eine Diskussion der Möglichkeiten besserer Arbeitsbedingungen im Kontext des globalen Marktes. Dargestellt wird, warum grundlegend bessere Arbeitsbedingungen nur möglich sind, wenn der Rahmen der Erwerbsarbeit deutlich verschoben wird.
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Westermayer, T. (2006). Ich-AG im Walde: Ländliche Arbeit in der postindustriellen Gesellschaft. In: Studienpreis, D. (eds) Mythos Markt?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90240-1_9
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